Es scheint immer mehr so, dass der Begriff “Atheismus” von vielen Personen missverstanden oder gar missbraucht wird. Das Hauptproblem dabei ist: Atheismus wird als eine alternative Religion angesehen und dann auch so “überprüft”. Man sucht nach einer vermeintlichen “Lehre” des Atheismus und vergleicht diese dann mit den Lehren der traditionellen Religionen. Der zweite Fehler ist der, das man Atheisten vorwirft, das sie sich für allwissend halten, da sie nicht an einen Gott glauben, obwohl das Universum doch zu kompliziert ist, um es ohne Gott erklären zu können- das neuste Dogma der Religiösen.
Diese beiden Denkfehler führen dazu, dass man nun sogar in Anlehnung an Richard Dawkins von einem “Atheismus-Wahn” spricht. Weil man Atheismus nicht versteht. Dabei kann man im Gegensatz zu Religionen Atheismus nicht “falsch interpretieren”.
Die Denkfehler der Gottesdebatte
Es geht beim Atheismus nicht darum, zu beweisen, dass es keinen Schöpfer gibt. Es geht darum, zu beweisen, dass es die menschengemachten Götter nicht gibt. Dies habe ich auch schon in meinem ersten Artikel klargemacht und werde es deshalb nicht wiederholen.
Deshalb sind Einwände wie diese hier …
The first point I’d like to explore is that there really are no true atheists”…”It seems to me that in order to claim with certainty that there is no God you would have to have knowledge of the totality of the universe”…”and I don’t think any of you guys are ready to make that claim.
… völlig abwegig, da Atheisten nie behaupten, das sie alles über das Universum wissen (gefunden hier).
Es geht auch nicht darum, eine moralische Überlegenheit des Atheismus zu implizieren. Es gibt keine einheitliche Lehre des Atheismus, denn Atheismus bedeutet- und merkt euch das bitte gut- die Abkehr von Religion. Nichts weiter. Leider kümmert das wohl niemanden, so dass viele Debatten sich nur auf die moralische Frage (Sind Atheisten ethisch “besser” als Religiöse?) konzentrieren.
Manchmal denke ich auch, dass die Religiösen die Debatte absichtlich in eine andere Richtung lenken, da sie wissen, dass sie die “echte” Debatte nicht gewinnen können. Sie haben es sogar geschafft, auf diesem Wege die Atheisten zu spalten- und zwar in eine Gruppe von Atheisten und eine von “Agnostikern”, obwohl beide, wie ich zeigen werde, eigentlich dasselbe ist.
Um Missverständnisse aus der Welt zu schaffen hier die von mir entworfenen “fünf Gebote des Atheismus”:
Die fünf Gebote des Atheismus
1. Atheismus bedeutet nicht, das man alles über das Universum weiß, es bedeutet nur das man weiß, dass die menschengemachten Götter (Allah, Jahwe, Pachamama, Marduk, Shiva usw.) nicht existieren und folglich auch nichts mit der Entstehung des Universums zu tun haben. Ob es einen Schöpfer gibt oder nicht, ist eine andere Frage.
2. Atheismus bedeutet nur das, es hat keinerlei “Verwandtschaft” zu mörderischen und nicht selten religiös anmutenden Ideologien wie dem Faschismus oder dem Kommunismus. Ein Atheist kann darüber hinaus Linker oder Rechter, Liberaler oder Konservativer sein- es gibt keine politische Richtung des Atheismus (möglicherweise sollte man darüber nachdenken, Faschisten oder Kommunisten aus der atheistischen Gemeinschaft zu “exkommunizieren”, da ihre Ideologien im Prinzip religiös sind).
3. Atheismus predigt keine Moral, da er keine Religion ist. Es geht beim Atheismus nicht darum, den Menschen vorzuschreiben, was richtig oder falsch ist, um in ein ewiges Himmelreich zu kommen. In Sachen Moral reicht es für mich, die UN-Menschenrechte zu befolgen.
4. Atheismus ist nicht missionarisch. Man kann über ihn diskutieren, aber mehr nicht. Ein Mensch entscheidet selbst, ob er nicht mehr an Gott glaubt und wird nicht “bekehrt”.
5. Gemäß des ersten Punktes sind auch Agnostiker nichts weiter als missverstandene Atheisten.
Verstanden?
Die Gottesdebatte sollte nicht danach fragen, ob es einen Schöpfer gibt, sondern: Wenn es einen gibt, beweist dass euer Gott der Schöpfer ist. Das wäre eine wirkliche Gottesdebatte.
April 26, 2011 um 23:56 |
Sehr schön gesagt.
Um vielleicht trotzdem kurz einen kleinen Widerspruch vorzubringen: Man muss als Atheist nach meinem Verständnis nicht beweisen, dass es irgendetwas nicht gibt.
Um etwas nicht zu glauben, genügt es völlig, dass seine Existenz nicht ausreichend belegt ist.
Gegenbeweise sind unnötig, wenn auch zur Klärung wünschenswert.
April 27, 2011 um 19:28 |
Darauf kann ich nur fragen:
‚…und was ist mit Tee…‘?
Um besser ‚rüber‘ zu kommen:
Ich fahre Auto und frage mich, wie weit ich wohl noch komme, obwohl ich nur einen Blick auf die Tankanzeige werfen müsste.
Ich verweigere aber diesen Blick hartnäckig und bleibe stehen, oder fahre doch noch (schweissgebadet) bis zur nächsten Tankstelle, denn ich ‚glaubte‘ den Herstellern des Fahrzeuges nicht und fuhr einfach weiter.
Atheismus. Was ist das wirklich und braucht man einen Ausdruck für etwas, um das Andere zu widerlegen?
Das wäre in meinen Augen lächerlich, denn sogar die Wissenschaft benötigt keinerlei Attribute, um eine Formel zu bilden und dieser einen Namen zu geben.
Mich würde also vielmehr interessieren, warum es im Atheismus (bei Dir) Gebote gibt und welcher Anreiz darin besteht, zumindest die ‚alte Oma‘, die in die Kirche rennt, davon überzeugen zu wollen, das nicht zu tun! Evtl. habe ich Dich ja auch falsch verstanden.
RICHTIG verstanden habe ich aber, dass die Religion bisher den Menschen geschadet hat. Darüber muss hier aber überhaupt keine Diskussion entstehen lassen.
Meine Erfahrungen mit der Religion sind vielfältig und sie reichen vom Unglauben bis zur Verklärtheit.
Und auch darüber bleiben kaum Worte des Erzählens.
Wie weit also reicht der ‚Glaube‘ an den Atheismus zurück?
Und gibt es die Notwendigkeit, sich, oder seinen (Un-) Glauben in einer Welt erklären zu müssen?
Und sind wir eigentlich schon so weit, jedem Gespinnst eines Menschen Glauben schenken zu dürfen, um ihn nicht adhoc für verrückt zu halten?
Unser aller Glaube ist also m.E. noch viel zu jung, um ihn ’schon‘ in Frage zu stellen!
Bis MIR nämlich noch nicht erklärt wurde, warum sich mein Verstand nicht damit einverstanden finden kann, dass ich derseinst nicht mehr sein werde und ALLES von mir weg sein wird, bleiben bei mir Fragen offen.
Oder anders:
Trete NIEMALS auf eine Ameise, denn dann ist sie für mindestens eine million Jahre lang tot!
April 27, 2011 um 20:04 |
„Um besser ‘rüber’ zu kommen:
Ich fahre Auto und frage mich, wie weit ich wohl noch komme, obwohl ich nur einen Blick auf die Tankanzeige werfen müsste.
Ich verweigere aber diesen Blick hartnäckig und bleibe stehen, oder fahre doch noch (schweissgebadet) bis zur nächsten Tankstelle, denn ich ‘glaubte’ den Herstellern des Fahrzeuges nicht und fuhr einfach weiter.
Atheismus. Was ist das wirklich und braucht man einen Ausdruck für etwas, um das Andere zu widerlegen?“
Vince Ebert sagte dazu: Atheismus bedeutet, das wenn jemand sagt: Es ist Bier im Kühlschrank, dann schaue ich nach. Wenn ich nicht nachschaue, betreibe ich Theologie.(und wenn ich nachschaue, nichts finde und trotzdem behaupte, es befindet sich Bier dort, dann bin ich Esoteriker)
Man könnte Atheismus auch einfach „Wissenschaft“ nennen, aber es gehört zum Menschen dazu, für alles Namen zu verwenden. Man könnte „Antifaschismus“ auch Menschlichkeit nennen, aber man erfindet einen eigenen Namen- wie beim Atheismus. Außerdem sind manche Wissenschaftler religiös, also musste so oder so ein neuer Begriff her.
„Mich würde also vielmehr interessieren, warum es im Atheismus (bei Dir) Gebote gibt und welcher Anreiz darin besteht, zumindest die ‘alte Oma’, die in die Kirche rennt, davon überzeugen zu wollen, das nicht zu tun! Evtl. habe ich Dich ja auch falsch verstanden.“
Eben das will ich ja nicht tun. Hast du Punkt 4 gelesen? Atheismus ist NICHT missionarisch!
Aber wenn man diskutiert, muss man auch Argumente haben und wissen, was man verteidigt. Die „Gebote“ waren ja auch eher als Anspielung auf die Zehn Gebote gemeint.
„Wie weit also reicht der ‘Glaube’ an den Atheismus zurück?
Und gibt es die Notwendigkeit, sich, oder seinen (Un-) Glauben in einer Welt erklären zu müssen?“
Wie schon gesagt: Man muss wissen, was man verteidigt. Ich „glaube“ nicht an den Atheismus. Ich bin bloß einer.
„Bis MIR nämlich noch nicht erklärt wurde, warum sich mein Verstand nicht damit einverstanden finden kann, dass ich derseinst nicht mehr sein werde und ALLES von mir weg sein wird, bleiben bei mir Fragen offen.“
Bei mir auch.
April 28, 2011 um 18:39 |
Wenn Atheismus also nicht missionieren möchte, warum fühle ich mich dann immer einer gewissen Aggression ausgesetzt, sobald sich über Glaube und Nichtglaube unterhalten wird?
Wir sind uns schon einig, dass Religion ziemlich aggressiv ist!
Aber das Gegenteil, oder der Nichtglaube, oder Atheismus in seiner heutigen Vielfalt machen mir mehr Angst, als es die ‚Kirche‘ machen könnte.
Sieh mal, in meinem kleinen Kosmos begegnen mir z.B. Linke und Rechte. Denen würde ich keinerlei Zugehörigkeit zu irgendeiner Religion und noch nichteinmal zum Atheismus zutrauen, aber sie sind es, die die Welt ins Chaos stürzen wollen.
Sie fürchten nämlich weder Tod, noch Teufel, geschweige denn Gott.
Liessest Du solche Leute am Atheismus teilhaben? Oder machst Du da schon noch Unterschiede zwischen denen, die die Welt in Anarchie versinken sehen wollen und denen, die sich mit einem Glauben (an irgendetwas) ihre Welt ‚einrichten‘?
Ich bin fest davon überzeugt, dass der Mensch irgendetwas benötigt, ausser der Bildung und einem festen Arbeitsplatz, der Familie, oder dem Auto, woran er sich misst.
Und sei es ’nur‘ der Atheismus.
Aber dann wäre ein Atheismus gar nicht so weit weg davon, auch ohne Götter und/oder Bibel, Koran, Tora etc. dem Menschen einen Weg auf zu zeichnen.
Ich gebe hier zu, dass ich Deine Beiträge (noch) nicht in aller Gänze gelesen habe, aber sie lassen einen Schluss zu, dass du irgendwann einmal gekränkt wurdest.
Ausser der Tatsache, dass noch heute im Namen Gottes, Allahs, oder sonstwem getötet, unterdrückt und (tschuldigung) verarscht wird, gibt es doch nun wirklich keinen Grund, einen ausseratheistischen Glauben mit seiner Überzeugung vom nicht Bewiesenen ad absurdum führen zu wollen.
Dein Grund, so ich ihn richtig verstanden habe, ist ja richtig, wichtig und nachvollziehbar, aber er entlastet Dich nicht vom leisen Vorwurf, die Menschen auf den richtigen Weg bringen zu wollen. Und da sehe ich denn doch den Versuch, zu missionieren.
Wie gesagt, ich werde mich noch weiter mit Deinem Blog beschäftigen und lese dann auch wirklich alles, aber das auch nur, weil auch bei Dir noch Fragen offen sind.
April 28, 2011 um 19:30 |
-Es hört sich vielleicht aggressiv an, aber es ist nur die Debattenkultur. Diskussionen werden halt nicht immer zivilisiert geführt.
-Für mich ist es völlig klar, das hasserfüllte Menschen auch religiös sein können und nicht nur Linke und Rechte. Siehe die Taliban, al-Qaida oder Mahmud Achmedinedschad. Das sie eine Minderheit sind, ist klar, aber das ändert ja nichts.
-Atheismus muss nicht die Aufgaben einer Religion übernehmen. Kein Atheist muss anderen Menschen den Weg weisen, da reichen, wie in dem Artikel gesagt, die UN-Menschenrechte. Das ist keine Missionierung!
-Religionen müssen ad absurdum geführt werden, weil sie absurd sind und auf Dauer nur friedlich sind, wenn sie keinen Einfluss in der Gesellschaft haben und man auch Witze über sie machen kann(das kann man z.B. aktuell überhaupt nicht in den islamischen Ländern).
-Ich wurde nie von Religiösen gekränkt. Mein Weg zum „heiligen“ 🙂 Atheismus war eher langweilig: Ich las die Bibel und glaubte nicht daran. Meine religiöse Mutter hat bis heute kein Verständnis für meine Entscheidung und hofft sogar, das ich eines Tages wieder Christ werde.
Zum Schluss noch eine Frage an dich: Bist du eigentlich Atheist oder nicht? Und keine Ausreden bitte:)!!
April 28, 2011 um 20:07 |
Da kann ich Dir SOFORT eine Antwort geben.
Ich bin ein überzeugter MENSCH!
Und ich stehe einigen Ängsten aus: ich komme zu spät zur Arbeit, ich belüge (in Notsituationen) ich esse und trinke zu viel, ich gebe (mit schlechtem Gewissen) KEINE Spende in irgendwelche Hüte, ich verarsche (wenn der Lacher auf meiner Seite ist), ich fühle mich wohl, wenn es mir wohl geht, ich missachte das Rotlicht, ich parke, wo immer ich nicht erwischt werde, ich ziehe Vorteile, wann immer dazu in der Lage bin…….
Und NEIN:
Ich bin NICHT Atheist, denn ICH bin ICH!!!!!
Ich bin nach evangelischen Glauben getauft und konfirmiert.
Nachdem ich mir selber aussuchen ‚durfte‘, was ich denn nun sein wollte, kam mir der Fiskus in meine menschlichen Wege und ich beschloss, besser NICHT für einen Glauben zu zahlen, wenn ich dann nicht auch etwas zuzück erhalte!
Etwas blass, das gebe ich zu, aber ich stehe dazu, dass ich mit MEINEM Gott reden kann, wann ich das möchte und nicht, wenn es mir eine Messe erlaubt.
Um es ab zu kürzen:
Menschen wie Du sind mir manchmal näher, als solche, die ihre Überzeugung durch Missachtung (sei es nur durch vermeintlich besserer Schulbildung) offen in mein Gesicht schlagen!
Und Diskussionen dieser Art sind mir wichtiger, als alle meine ‚Verfehlungen‘, an denen ICH mich messe.
April 28, 2011 um 20:12 |
Ok. Ich fühle mich auch als Mensch und respektiere deine Selbstbeschreibung. Und ich will dich natürlich schon gar nicht zwingen, dich selbst als „Atheist“ zu bezeichnen.
April 28, 2011 um 20:16 |
PS.:
Nicht, dass Du denkst, dass ich ‚Ausländer‘ um mich scharen möchte, aber Deinen ‚Migrationshintergrund‘ behalte besser für Dich.
Wie gesagt, ich dabei, Deinen Blog zu intensivieren, aber da gibt es einen Spruch, der Dir vielleicht hilft und den ich nicht eben schlecht finde:
Machen Sie sich nicht so klein, denn Sie sind nicht so gross…
Migrationshintergründe sind eben also nicht alles, was ‚entschuldigt‘ (für irgendwas)…..
Ach, eine Frage noch:
Bist Du ein englishman in New York, oder was…? 🙂
April 28, 2011 um 20:25 |
Was soll ich denn damit „entschuldigen“ wollen?? Meine Texte beschäftigen sich doch(noch!!) gar nicht mit dem Thema „Integration“.
PS: Wenn du es unbedingt wissen willst, ich bin in Bolivien geboren und lebe seit 11 Jahren in Deutschland.
April 28, 2011 um 20:25 |
Nun überschneiden sich wohl die Kommentare, aber ich nötige mir noch ab, dass ich mich von Dir ÜBERHAUPT nicht zu irgendeiner Überzeugung gedrängt fühle.
Und um einen Blog zu betreiben bedarf es denn noch mehr, als sich meine ignoranten Beiträge an zu lesen.
Mach‘ weiter so, Du bist auf dem richtigen Weg!
April 28, 2011 um 20:50 |
Bolivien?
Meine ‚erste‘ Frau kam aus Chile!
Meine jetzige ist Deutsche.
Die Welt ist klein.
Und ich wollte hier überhaupt keine Diskussion über Integration starten. Und ich möchte mich entschuldigen dafür, dass Dir mir Deine Herkunft ‚verraten‘ hast.
Du hast also noch eine Mutter?
Da hast du einen Vorteil!
Gerade kommt meine Frau nach hause; ich muss mich ‚kümmern‘ .-)
Ich rede sehr gerne weiter mit Dir….
April 28, 2011 um 21:03 |
Jetzt schweifen wir aber sehr vom Thema ab 😉
Ach, und: Tja, die Welt ist mittlerweile wirklich kleiner als je zuvor. Sieht man daran, dass meine Mutter deutsche Vorfahren hat, ich bin deshalb auch „ethnisch“ zum Teil deustch und bin auch stolz darauf- deutscher Nationalstolz gibts also auch bei Migranten!:)