Ich habe mich in diesem Artikel mit dem Thema „Antisemitismus“ auseinandergesetzt, nun will ich auch was zum Thema „Islamophobie“ sagen. Man kann beides überhaupt nicht miteinander vergleichen und ich finde, dass viele Linke und Islamverbände den Begriff „Islamophobie“ missbrauchen, um jegliche Kritik an ihrem Weltbild abzuschmettern.
Der Islamismus ist aktuell die totalitärste, tödlichste und intoleranteste Ideologie der Welt und verdient es wie keine andere, massiv kritisiert zu werden. Auch die, die ihn verharmlosen oder gar glorifizieren (Linke, Globalisierungskritiker, rechtsextreme Israelhasser), müssen natürlich kritisiert werden. Doch bei all der Kritik ist es dennoch nicht so, dass Rassismus gegen Muslime „unmöglich“ ist. Jede kleine oder große Gruppe von Menschen kann zum Ziel von Rassismus werden, so auch die Muslime. Auch wenn der Islamismus deutlich mehr Todesopfer fordert als der Rassismus gegen Muslime und Intoleranz in der muslimischen Welt ein wesentlich größeres Problem darstellt als in der westlichen Welt, ist es keineswegs unmöglich, dass „Islamophobie“ existiert.
Um es zu verdeutlichen, hier ein Vergleich: Während und nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Millionen Deutsche Opfer von antideutschem Rassismus. Obwohl diese Verbrechen nicht dieselben Ausmaße hatten wie die des Nationalsozialismus, sind sie geschehen. Rassismus ist aber immer zu verurteilen, egal ob die ethnische oder religiöse Gruppe, die es trifft, zuvor selbst durch Rassismus aufgefallen ist. Ein Blick in einige Ereignisse der Vergangenheit zeigt: Der Islamismus ist zwar eine viel größere Bedrohung als die „Islamophobie“, aber es gab auch viele Fälle von antimuslimischem Rassismus.
In Srebrenica wurden an einem Tag 8.000 Muslime von serbischen Nationalisten getötet. In Indien wurden in den letzten Jahrzehnten tausende Muslime von radikalen Hindus umgebracht, wie im Jahre 1992 nach der Zerstörung der Moschee in Ayodha. Bei all der angebrachten Kritik gegen den die Verbrechen, die in den letzten Jahren im Namen des Islam begangen wurden, sollte man diese Vorfälle nicht einfach unter dem Tisch kehren. Denn kein Unrecht kann durch ein anderes Unrecht ausgeglichen werden.
Was ist Islamophobie?
Islamophobie bedeutet einfach, dass man Muslime weniger leiden kann als wirklich notwendig. Wer glaubt, dass einzig und allein der Islam Schuld ist an allen Problemen, die von Muslimen verursacht werden (wie z.B. Jugendbanden in Neukölln), wer den Islam als für immer „unveränderlich“ hält und deshalb glaubt, dass jeder „echte“ Muslim eine potenzielle Bedrohung ist, da die Lehre des Islam die Weltherrschaft vorschreibt, wer behauptet, dass der Islam schon immer die gewalttätigste aller Kulturen war und last but not least, wer den Koran und den Moscheebau verbieten lassen will, der hat eindeutig ein zu großes Problem mit dem Islam bzw. das, wofür er den Islam hält.
Das trifft vor allem auf rechtsextreme Parteien wie der italienischen Lega Nord zu, die nach dem geplanten Bau einer Moschee in Trient mit einem Plakat reagierten, in der Osama bin Laden und die brennenden Türme des World Trade Center zu sehen waren. Einen Moscheebau mit Terrorismus gleichzusetzen hat nichts mit legitimer Islamkritik zu tun. Natürlich könnte theoretisch jeder Muslim, ob ein türkischer Gemüsehändler oder ein arabischer Student, zum Terrorist werden, aber das trifft auch auf Christen, Juden, Hindus oder Buddhisten zu. Der Mensch ist nun mal eine gewalttätige Spezies. Terroristen tarnen sich als ganz normale Bürger, so dass man sie nicht erkennen kann, aber das heißt nicht, dass jeder normale muslimische Bürger ein Terrorist ist. Es passiert auch mal, dass ein ganz normaler deutscher Grundschüler zum Amokläufer oder ein Familienvater zum Massenmörder wird, ohne dass jemand es zuvor geahnt hätte.
Genauso wie jemand ein Antisemit und trotzdem mit Juden befreundet sein kann, die sich mit antisemitischer „Israelkritik“ hervortun (z.B. Felicia Langer, Moishe Friedman), kann jemand auch islamophob und gleichzeitig mit islamkritischen Muslimen befreundet sein, die er sozusagen als Alibi benutzt, um zu zeigen, dass er nicht islamophob sein kann. Einen islamophoben Muslim kenne ich aber nicht, dafür gibt es viele islamophobe Spinner, die Islamkritiker wie Necla Kelek, Seyran Ates, Cigdem Toprak und Hamed Abdel-Samad ungefragt für sich vereinnahmen.
Islamophobie als politischer Kampfbegriff
Erstaunlich ist, dass nur die Muslime es geschafft haben, einen eigenen Begriff für irrationale Ängste gegen ihre Religion durchzusetzen. Die Begriffe „christophob“ oder „buddhophob“ sind nicht gerade weitverbreitet, obwohl gerade Christen in muslimischen Ländern viel Schlimmeres durchleiden müssen als Muslime im Westen. Das zeigt, dass man mit dem Begriff Islamophobie vorsichtig umgehen muss. Viele Islamkritiker werden diskreditiert, indem man ihnen vorwirft, islamophob zu sein, egal ob sie Christen, Atheisten oder selbst Muslime sind.
Ein Beispiel: Alle erwähnten Punkte, die eine islamophobe Person ausmachen, treffen nicht auf Henryk M. Broder zu. Er kritisiert lediglich den Islamismus, ohne dass er dabei den Islam als Religion für alle von Muslimen verursachten Probleme verantwortlich macht oder die Religionsfreiheit der Muslime einschränken will. So hätte er z.B. gegen ein Minarettverbot gestimmt.
„Ich habe nichts gegen Moscheen und ich habe nichts gegen gleiche Rechte für Immigranten. Ich hätte in der Schweiz auch gegen das Minarett-Verbot gestimmt.“ (Quelle)
„Der Unterschied liegt darin, dass im Islam keine Säkularisierung stattgefunden hat. Es hat keine Neuinterpretation gegeben, keine Verweltlichung, keine Aufklärung. Es gab dort keinen Mendelssohn, keinen Luther und auch keine bibelkritische Auslegung, die die Schrift nicht wörtlich nimmt. Da, wo die Schrift wörtlich genommen wird, kommt es ja auch bei Juden und Christen zu Katastrophen.“ (Quelle)
Um es ein für alle Mal klarzustellen, hier nun der Unterschied zwischen Islamophobie und Islamkritik.
Die drei Dogmen der Islamkritik-Kritiker
1. Islamkritiker pauschalisieren alle Muslime.
Stimmt. Islamkritiker benutzen das Wort „Muslime“, wenn sie den Islam kritisieren, z.B.: „Muslime verüben häufiger Terroranschläge als Nicht-Muslime“. Sie erwähnen dabei meistens nicht, dass 99% der Muslime keine Terroristen sind. Aber: Das tun sie nur aus ästhetischen Gründen, denn es ist einfach zu umständlich, immer wieder den Nebensatz zu sagen, dass 99% der Muslime keine Terroristen sind. Dasselbe gilt auch bei anderen ethnischen oder religiösen Gruppen.
Der Satz „Es ist gefährlicher, in Ostdeutschland von Neonazis angegriffen zu werden als im Westen“ ist nicht rassistisch oder pauschalisierend gegenüber den Ostdeutschen, sondern einfach eine Tatsache. Niemand würde so einer Person vorwerfen, alle Ostdeutschen zu pauschalisieren, da ja nur 10 Prozent der Sachsen die NPD wählen und 90 Prozent nicht und die meisten Ostdeutschen somit keine Neonazis sind. Gleichzeitig gilt es aber als rassistisch, den Islam mit bestimmten Phänomenen in Verbindung zu setzen, wie z.B. Terrorismus oder Ehrenmorde. Das ist so, als ob man sich in den 1930er und 1940er Jahre mehr Sorgen um aufkeimende „Deutschenfeindlichkeit“ aufgrund der negativen Berichterstattung über das Deutsche Reich gemacht hätte als über die Politik der Nationalsozialisten.
Um mal ein Beispiel zu bringen: Der Spiegel berichtete im Jahr 2007 über den islamistischen Terror in Pakistan mit dem Cover „Terror-Basis Pakistan“, drei Jahre später hieß es über die Missbrauchsvorfälle in der katholischen Kirche „Die Scheinheiligen – Die katholische Kirche und der Sex“. Das ist weder „islamophob“ noch „antikatholisch“. Für manchen könnte es so wirken, als ob ein ganzes Land mit 170 Millionen Einwohnern bzw. eine ganze Religion mit 1,5 Milliarden Anhängern pauschalisiert werden, in Wirklichkeit werden aber nur Kindesmissbrauch und Terrorismus kritisiert. Damit müssen Katholiken und Pakistaner klarkommen, genauso wie Amerikaner oder Ostdeutsche, wenn der Spiegel mal wieder über die US-Außenpolitik oder die NPD berichtet.
2. Islamisten haben den Koran falsch interpretiert, deswegen kann man den Islam nicht dafür verantwortlich machen.
Na und? Es spielt gerade für mich als Atheisten keine Rolle, ob an Selbstmordattentaten nun der Islam, die islamische Kultur oder der Islamismus Schuld sind. Solche theologischen Diskussionen sind für mich pietätlos. Ich denke, es hat für die Opfer der Inquisition, der Kreuzzüge, der Hexenverbrennungen oder den pädophilen katholischen Priestern auch keine Rolle gespielt, ob nun das Christentum, die christliche Kultur oder der christliche Fundamentalismus Schuld an ihrem Leid waren. Das einzige, was mich interessiert, ist dass in unserer heutigen Zeit etliche Verbrechen von Menschen auf der Welt mit der islamischen Religion begründet werden und dass man das bekämpfen muss. Die meisten Opfer dieser Verbrechen sind ja selbst Muslime.
3. Der Westen unterdrückt die Muslime, nicht die Muslime den Westen.
Quatsch. Die Muslime werden vor allem von ihren eigenen Führern unterdrückt. Die mehr als 1 Millionen Tote durch die Saddam-Diktatur, die 100.000 Tote durch den algerischen Bürgerkrieg, der iranisch-irakische Krieg mit Hunderttausenden Toten, die blutige Taliban-Herrschaft in Afghanistan, das Massaker in Hama mit 20-30.000 Toten und die ständigen Selbstmordattentate in der Region, die jedes Jahr etwa 9.000 Todesopfer fordern – an all dem ist der Westen nicht schuld. Auch bei der Besatzung des Afghanistans und des Irak starben die meisten Zivilisten durch Terroristen. Weder dafür noch für die tägliche Unterdrückung in der islamischen Welt, in der Christen, Frauen, Homosexuelle und viele andere Minderheiten wie Menschen zweiter Klasse behandelt werden, ist der Westen Schuld.
Was der Islam braucht, ist eine Säkularisierung, wie sie Europa ab dem 16. Jahrhundert durchmachte. In der islamischen Welt gab es schon viel bessere Zeiten, in der die Religion keine so dominante Stellung in der Gesellschaft und der Politik hatte wie heute und in der kulturelle und wissenschaftliche Errungenschaften aus dem Nahen Osten die Welt veränderten. Kurz gesagt: Der Islam braucht einen neuen al-Maa’rri.
März 2, 2012 um 14:45 |
Fakt ist aber auch, das es vielen nur um platte Hetze geht. Da reicht die Palette von „sofort abschieben das Gesindel“ bis hin zu „früher hätte die Scheiss Kanacken einfach vergast“. Und das hat mit Islamkritik nun gar nichts mehr am Hut.
Das mit dem Islam Schundluder betrieben wird stehtr ausser Frage, Religionen werden seit jeher missbraucht, um Menschen zu manipulieren.
Oktober 19, 2012 um 07:14 |
[…] Definition von “Islamophobie” und der Unterschied zur Islamkritik (arprin / 03.08.2011) […]
März 22, 2014 um 13:54 |
Man muss das differenziert sehen, glaube ich. Ein bisschen Islmophobie kan durchaus nützlich sein. Unter Lehrern ist es auch üblich, gelegentlich mal die ganze Klasse zu bestrafen, wenn immer wieder Störenfriede etwas anstellen, aber nicht heruszubekommen ist, wer das war, weil sie durch den Rest der Klasse gedeckt werden. Dann muss die ganze Klasse dafür gerade stehen, und die nicht unbegründete Hoffnung ist, dass die Klasse selbst dafür sorgt, dass die Störenfriede aufhören. Das funktioniert meist auch sehr gut.
Beim Islam sehe ich das ähnlich. Für die ständigen islamistischen Terroranschläge oder Gewalttaten, Ehrenmorde und Akte der Intoleranz durch Muslime ist zwar nicht die schweigende Mehrheit der moderaten Moslems verantwortlich, aber wenn diese Mehrheit immer schweigt, wird das vermutlich nie aufhören.
Wenn man nun aber den Islam pauschal für das alles verantwortlich macht, schreien zwar alle „Vorurteil!“, aber ist das wirklich so schlimm? Nur wenn es einen gewissen Leidensdruck für alle Muslime gibt, also auch für die vernünftigen, haben letztere einen Anreiz, innerhalb ihrer Community mal aufzuräumen. Von uns Nichtmoslems kann man nicht erwarten, das alles selbst in die Hand zu nehmen. Die moderaten Moslems haben viel bessere Möglichkeiten, mit den radikalen Moslems fertig zu werden. Also sollen sie es auch tun.
Die Moslems, denen das nicht passt, haben ja (anders als bei der Schulklasse) die Möglichkeit, sich vom Islam zu distanzieren.
April 19, 2014 um 21:21 |
Ihr macht es euch viel zu einfach. Die Trennung zwischen Islam und Islamismus ist künstlich und akademisch. Auf wen berufen sich denn die Islamisten? Auf Hassan al-Banna? Auf Khomeini? Oder vielleicht Osama Bin Laden? Nein, auf den Propheten Mohammed, auf seine Lehren, seine Biografie, den Koran und die Hadithe. Die Saat der Intoleranz ist schon im Ur-Islam gelegt. Der erste Islamist war der Prophet Mohammed.
April 19, 2014 um 22:16 |
Stimmt schon, der „unverfälschte“ Islam ist vom Islamismus nicht zu unterscheiden.
Es ist aber dennoch so, dass es sehr viele Muslime gibt, die eben nicht strikt nach den islamischen Regeln leben. Deshalb ist eine Trennung zwischen diesen Muslimen und denen, die den „reinen“ Islam wollen, angebracht.
April 20, 2014 um 07:44
Das bestreite ich gar nicht. Ein Großteil der Muslime ist nicht religiöser als der Durchschnittskatholik, und das ist gut so. Nicht nur der gewöhnliche Muslim, auch der durchschnittliche Katholik oder Protestant würde sich wundern, würde man ihm darüber aufklären, woran er so alles angeblich glaubt. Was den Islamisten in der Regel vom Durchschnittsgläubigen unterscheidet, ist die intensivere Beschäftigung mit den „heiligen Quellen“. Sicherlich mag es auch Deppen geben, die blind der Propaganda eines islamistischen Gurus folgen. Aber viele Islamisten, insbesondere die islamistischen Vordenker und viele Konvertiten, haben sich penibel mit dem auseinandergesetzt, was sie vertreten. Dagegen weiß der Durchschnittsmuslim oft nur einen winzigen Bruchteil dessen, was im Koran oder den Hadithen geschrieben steht.