Archive for September 2011

False-Flag-Attacke auf Börsianer

September 29, 2011

Ein sensationelles Interview:

„Seit drei Jahren habe ich von einem solchen Moment geträumt“. „Ich gehe jeden Abend ins Bett und träume von einer neuen Rezession.“ Denn wenn der Markt zusammenbreche, wenn es einen Crash gebe und man wisse, was zu tun sei, dann könne man damit jede Menge Geld verdienen.

„Den meisten Händlern ist es völlig egal, ob die Wirtschaft in guten Bahnen läuft, ob die Situation stabil ist“. „Unser Job ist es einfach, Geld damit zu verdienen.“

Die Euro-Zone werde zusammenbrechen und die Krise werde unausweichlich in einem großen Zusammenbruch enden. „Die Ersparnisse von Millionen von Menschen werden sich in Luft auflösen“. Dies könnten auch die Regierungen nicht verhindern. Denn: „Nicht die Regierungen regieren die Welt, sondern Goldman Sachs.“

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Libyen- Ein gerechter Krieg

September 27, 2011
Die neue libysche Flagge

Die neue libysche Flagge

Der libysche Übergangsrat will die Scharia einführen. Die Gegner der westlichen Militärintervention, darunter viele Befürworter des Irakkriegs, sehen in diesem Schritt eine Bestätigung ihrer Zweifel an der Notwendigkeit des NATO-Einsatzes. Malte Lehming hatte schon drei Tage nach Beginn der Intervention die Odysee als „falsch und töricht“ bezeichnet. Die Argumentation ist immer dieselbe: Die Gaddafi-Gegner sind keine Demokraten, sondern Islamisten und würden nach ihrer Machtergreifung entweder eine Islamische Republik gründen oder ein neues Somalia kreiren.

Diese Argumentation ist ziemlich absurd. Man muss die NATO-Intervention aus dem ganz einfachen Blickwinkel betrachten: Was wäre passiert, wenn die NATO nichts unternommen hätte? Gaddafi hätte ein noch schlimmeres Gemetzel angerichtet, dass Srebrenica in den Schatten gestellt hätte und wäre für weitere 10-15 Jahre an der Macht geblieben. Danach wäre das Land eben mit Verspätung zum neuen Iran oder Somalia mutiert. Aber nach dem Sturz Gaddafis wäre das, was jetzt passiert, so oder so eingetreten, egal ob mit Hilfe der NATO oder nicht. Deswegen ist die Kritik an der NATO heuchlerisch, denn die Kritiker bieten keine vernünftige Alternative an. (more…)

Frieden jetzt, Staat später!

September 23, 2011

Bald in der UNO?

In diesem schicksalshaften Jahr entschloss sich ein seit mehr als 60 Jahren unterdrücktes Volk, das unzählige Vertreibungen, Genozide, Massaker, Besatzungen und humanitäre Katastrophen erlitten hat, endlich einen unabhängigen Staat zu gründen. Der Besatzungsstaat stemmte sich bis zuletzt gegen diesen Schritt, doch der Entschlossenheit der territorial und geistig geeinten Unabhängigkeitsbewegung konnte das nichts anhaben. Der Südsudan wurde als 193.Staat in die UNO aufgenommen.

Es gibt da noch eine andere Nation, ganz ohne Genozide oder humanitäre Katastrophen oder gar territorialer und geistiger Einheit, dass dringend in die UNO möchte: die Palästinenser. Der größte Unterschied zwischen Südsudan und Palästina ist die übermächtige Lobby auf Seiten der Palästinenser, der Palästina-Lobby, die mit ihrem fabrizierten Leid, der Nakba-Industrie, einen Großteil der Menschheit hinter sich gebracht hat. (more…)

Der Papst in Deutschland- Wenn ein theokratischer Diktator sein Heimatland besucht

September 22, 2011
Der Vatikan, die letzte westeuropäische Diktatur

Der Vatikan, die letzte westeuropäische Diktatur

Natürlich sind die iranischen Mullahs, die Taliban und sogar Pierre Vogel viel gefährlicher als der Papst. Und natürlich ist es ziemlich leicht, gegen den Papst zu demonstrieren, weil man nicht dieselben Reaktionen befürchten muss als wenn man eine Mohamed-Karikatur zeichnet. Und ja, die katholische Religion hat die westliche Kultur entscheidend mitgeprägt und ihr gehören noch immer 1,2 Milliarden Menschen an. Aber müssen wir deshalb wirklich den Papst cool finden?

Nö. Wenn die Tatsache, dass andere Gruppierungen gefährlicher sind und von der Gesellschaft weniger Gegenwind bekommen, dann müsste man auch die NPD oder die Scientology cool finden. Es spielt auch keine Rolle, wie viel Menschen sie repräsentiert. Denn dann müssten die Schweizer ja auch stolz auf Sepp Blatter sein. Die katholische Religion hat den Westen mitgeprägt, aber ob dies nun gut für den Westen war, sei mal dahingestellt. Tatsache ist, dass die Kirche jeden sozialen Fortschritt bekämpft hat, da beißt die Maus kein Faden ab.

Es reicht nun mal nicht, dass die Linken ihn ablehnen, um ihn cool zu finden. Der Feind meines Feindes ist nicht mein Freund. Es gibt viele gute Gründe, den Papst abzulehnen. Obwohl er keine Schwulen steinigen lässt, glaubt er immer noch, sich auf Grundlage eines Buches, der vor mehr als 2000 Jahren entstand, in die Schlafzimmer von Milliarden Menschen einmischen zu müssen. Zu den Piusbrüdern braucht man wohl nicht mehr viel zu sagen. Die sind ganz und gar nicht cool.

Und überhaupt: Selbst wenn der Papst mehr für die Toleranz getan hätte als Henry Ford für die Verbreitung des Automobils- eine Person, der sich als unfehlbarer Repräsentant des Erschaffers des Universums betrachtet ist nun mal nicht mehr zeitgemäß. Und was soll man von einem Unternehmen halten, indem der Vize den Konzernchef nie zu sehen bekommt?

Top 10 Zitate aus Jürgen Todenhöfers „10 Thesen“

September 20, 2011
Jürgen Todenhöfer (Bild: Hydro)

Jürgen Todenhöfer (Bild: Hydro)

Top 10 Zitate aus den „10 Thesen“

Mit den 10 Thesen des Möchtegern-Schindlers habe ich mich bereits eingehend beschäftigt. Für jede einzelne These habe ich als Antithese einen Artikel geschrieben. Manchmal wusste ich gar nicht, ob ich mich wirklich damit beschäftigen oder sie einfach als Realsatire ausstellen sollte. Aber da er und offenbar ein Haufen anderer Leute es ernst meinen, habe ich mich ernsthaft damit beschäftigt. Dass diese Thesen aber doch eher Realsatire sind, möchte ich nun mit einem „Best Of“ seiner Ausführungen zeigen. Aber Vorsicht – wer noch nie seine Bücher gelesen hat, hat sicherlich noch nie eine schlimmere Propaganda gelesen – nicht mal bei Hagen Rether, Jakob Augstein oder Volker Pispers …

10. Wie man die Probleme der muslimischen Welt lösen könnte – mehr Islam!

„Die gemäßigte Mehrheit der Muslime muss die faszinierende Botschaft ihres Propheten Mohammed in die Neuzeit übersetzen und die gesellschaftlichen Reformen fortführen, die dieser unter Einsatz seines Lebens begonnen hatte. Sie muss den vorislamischen Ballast abwerfen, der die Renaissance der muslimischen Zivilisation behindert … Mohammed, Marktwirtschaft und Moderne passen sehr wohl zusammen.“

9. Kurze Biografie von Mohammed:

„Anders als viele muslimische Politiker unserer Tage war Mohammed kein Reaktionär. Er sehnte sich nicht wie diese 400 Jahre zurück. Er war ein kühner, nach vorne blickender, egalitärer Revolutionär, der den Mut hatte, die Fesseln der Tradition zu sprengen. Sein Islam war keine Religion des Stillstands oder des Rückschritts, sondern der Erneuerung und des Aufbruchs. Wenigstens etwas von der Dynamik dieses großen Reformators würde der teilweise in Fatalismus und Selbstmitleid versunkenen muslimischen Welt gut tun.

Mohammed kämpfte mit Leidenschaft für soziale Veränderung, er trat für die Armen und Schwachen ein und – zum Ärger vieler seiner männlichen Anhänger – für eine massive Stärkung der Rechte der Frauen, die in vorislamischer Zeit in fast allen Kulturen nahezu rechtlos waren. Frauenunterdrücker können sich weder auf Mohammed noch auf den Koran berufen.“ (more…)

„Warum tötest du, Zaid?“- „Weil ich ein Terrorist bin, Jürgen“

September 19, 2011
Jürgen Todenhöfer (Bild: Hydro)

Jürgen Todenhöfer (Bild: Hydro)

Wenn es möglich wäre, zu einem anderen Volk zu konvertieren, dann wäre Jürgen Todenhöfer schon längst zum Arabertum übergetreten. Seine Rolle hört sich in etwa so an wie die, die Schindler für die Juden oder Las Casas für die Indios hatte: Er kämpft für die Unterdrückten und Entrechteten und spricht Wahrheiten aus, die sich sonst keiner traut. Der ehemalige Top-Manager hat sich zudem, wie er es schildert, in die arabische Kultur verliebt.

Nun könnte man meinen, dass er als „Araber im Geiste“ jetzt gerade ganz besonders für die Unterdrückten und Entrechteten des Arabischen Frühlings kämpft. Die 30-50.000 toten Libyer, die 2.300 toten Syrier, die ewigen Proteste im Jemen. Viel Stoff für den Schindler unserer Zeit, oder?

Nein.

Das einzige, was ihm zu Syrien einfiel, war Propaganda für Assad zu machen. Zu Libyen sagte er, dass der französische Präsident und der Generalsekretär der UN nach Bengasi fahren und damit ein Zeichen der Solidarität mit den Freiheitskämpfern setzen sollten, worauf Gaddafi sofort den Beschuss der Rebellen-Stellungen einstellen würde. Ein toller Plan, der perfekt gewesen wäre, wenn Gaddafi eingewilligt hätte.

Jürgens Durchbruch als Schindler der Araber geschah während des Irakkriegs. Er entschloss sich zu einer historischen Reise, um, wie er es für die Nachwelt ausdrückte, den „wahren Krieg“ zu sehen, den die von Amerika kontrollierten Medien wie die Sueddeutsche oder die junge Welt der Bevölkerung vorenthalten. Sein Buch „Warum tötest du, Zaid?“ wurde zum Bestseller. Als Highlight des Buches kann man sicherlich die „10 Thesen“ betrachten, mit denen ich mich bereits gründlich auseinandergesetzt habe. Außerdem erzählt uns JT, wie er auf dem Trimmrad den Koran las und dabei von den vorurteilsgeladenen Deutschen schief angeguckt wurde, zeigt uns „Bilder des Krieges“ und vergleicht am Ende des Buches Zitate aus der Bibel mit dem Koran. Die Feststellung: Beide haben gewalttätige Stellen, sind aber „eigentlich“ gut gemeint. Eine geradezu revolutionäre Erkenntnis. (more…)

Falsche Freunde

September 16, 2011

Israel oder Palästina?

In letzter Zeit wird sehr viel über die „Falschen Freunde“ Israels berichtet. Ein falscher Freund im Deutschen ist z.B. das englische Wort become, das ins Deutsche übersetzt nicht etwa bekommen, sondern werden bedeutet. Das become von Israel sind die Rechtspopulisten, also Geert Wilders, PI News und radikale Evangelikale wie die Partei Bibeltreuer Christen.

Sich so viele Sorgen um Israel zu machen ist natürlich rührend, aber eine Frage stelle ich mir: Wer macht sich Sorgen die Falschen Freunde der Palästinenser?

Also Achmedinedschad, Erdogan, Gaddafi, die Arabische Liga, die FIFA, Hugo Chavez, Fidel Castro, die NPD, Die Linke und früher die RAF, Idi Amin und Saddam Hussein? Ist das nicht ein wesentlich gruseligeres Kabinett als das von Israel? Ich meine: Ist das Trio Achmedinedschad- Erdogan- Chavez nicht ein bisschen unheimlicher als Wilders- PI- radikale Evangelikale?

Warum hinterfragt niemand die Motive der „Pro-Palästinenser“? Wenn es um die Falschen Freunde Israels geht, ist die Sache klar: Islamophobie, die gefährlichste politische Ideologie der Welt (nach dem Zionismus), eint all die rechtspopulistischen Parteien in Europa. Sie hassen den Islam so sehr, dass sie sich sogar mit den Juden verbünden, aber nur für den Kampf gegen den Islam, denn eigentlich hasst man auch die Juden (deswegen „Falsche Freunde“). Was für ein Motiv hat aber Achmedinedschad, sich mehr um die Palästinenser Sorgen zu machen als um die Baha’i in seinem eigenen Land? Oder Erdogan, Gaddafi, Chavez, die NPD oder Die Linke?

Man findet es „merkwürdig“, dass all die rechtsradikalen Rassisten plötzlich für Israel sind, aber macht sich keine Sorgen, wenn Rechtsextreme gemeinsam mit Kommunisten und Islamisten und sogar Pfarrer- und Schwulenverbände plötzlich für Palästina sind?

Gibt es wirklich nur zwei Dinge, die alle Menschen der Welt gleichermaßen eint? Die Leidenschaft des Fußballs und der Kampf für die Freiheit der Palästinenser?

Zum Schluss noch ein Rätsel:

»Feind der Welt«, »Feind der Menschen«, »blutrünstige und machtgierige Bastion gegen die Völker«, »Sinnbild alles Bösen«. Zwei Zitate sind von modernen antizionistischen Linken, zwei von Hitler und Goebbels.

Wer findet’s heraus? Auflösung erfolgt um 15:00 Uhr!

Auflösung: In Reihenfolge: Joseph Goebbels 1942 (zit. n. Hoffmann (1990), S.30); Autonome Nahostgruppe Hamburg (1988, S.9); KPD/ML 1974 (zit. n. Broder (1976), S.42); Adolf Hitler (Mein Kampf, München 1936, S.355).

Überflussgesellschaften

September 15, 2011

Mehr als die Hälfte des Essens, das bei uns produziert wird, landet im Müll, während 1 Milliarde Menschen auf der Welt hungern. Wir sind eine Konsum-, Überfluss- und Wegwerfgesellschaft und alle ein Stück mitschuldig, wenn ein Kind in Somalia verhungert. Diese Botschaft vermitteln globalisierungskritische Filme wie “We Feed The World”, “Let’s Make Money” und jetzt “Taste The Waste”:

Die Dependenztheorie besagt, dass unser Wohlstand nur auf der Ausbeutung der Ärmeren basiert. Wir leben auf den Kosten der Armen. Der Schweizer Soziologe Jean Ziegler drückt es so aus:

Infolge der globalisierten, wild wütenden Kapitalmärkte ist eine Weltordnung entstanden, die den Lebensinteressen der großen Mehrheit zuwiderläuft. Von 6,2 Milliarden Menschen leben 4,8 in einem der 122 so genannten Entwicklungsländer, meist unter unwürdigen Bedingungen. 100 000 Menschen sterben jeden Tag an Hunger oder seinen unmittelbaren Folgen. Alle sieben Sekunden verhungert ein Kind unter zehn Jahren. Dieser tägliche, stille Völkermord geschieht auf einem, Planeten, der von Reichtum überquillt. Dabei könnte die Erde problemlos 12 Milliarden Menschen hinreichend ernähren. Hunger ist kein Schicksal. Hinter jedem Opfer steht ein Mörder. Wer Geld hat, isst und lebt; wer keines hat, hungert, wird invalid oder stirbt.

Ziegler bezeichnet sich selbst als Kommunist im Sinne der Redewendung von Karl Marx Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen, zeigt sich solidarisch mit der Castro-Diktatur in Kuba, gilt als Mitbegründer des Gaddafi-Menschenrechtspreises und ist, wie es der Textauszug schon deutlich macht, ein erbarmungsloser Gegner der Globalisierung. Hat er mit seinen Ausführungen Recht? Wird wirklich jedes Kind, das an Hunger stirbt, von westlichen Kapitalmächten umgebracht? Ist die Globalisierung Schuld am Welthunger? Nein, natürlich nicht. (more…)

Systemkritik und 9/11, Teil 6: Amerikas „Überreaktion“

September 12, 2011
Osamas Erbe in New York

Als der Terror nach New York kam

Musste man wirklich so überreagieren? Ok, 3000 Tote sind schlimm, aber es sterben doch mehr Menschen an den Folgen von Autounfällen, Terroristen kann man besser mit Rasterfahndung bekämpfen und überhaupt: Wir waren doch selbst schuld daran mit unserem Verhalten, wie es die mutigen Wortführer Jürgen Todenhöfer, Hagen Rether und Volker Pispers immer wieder betonen.

Freiheiten wurden eingeschränkt, zwei Kriege geführt und Osama bin Laden getötet. Alles wegen 9/11. Ein Spiegel-Leser sagte dazu: „Dieser 11. September hat die Welt nicht verändert. Ähnliche und gar noch viel schlimmere Verbrechen gab es leider schon immer in der Menschheitsgeschichte. Jedoch hat noch nie ein Staatsgebilde so viel Kapital aus solch einem Vorfall geschlagen wie die USA.“ Hat er damit Recht?

Der Vergleich zu Breiviks Utoya-Massaker wird unter US-Kritikern immer beliebter. Die Norweger reagierten auf den Terror mit noch mehr Toleranz, noch mehr Respekt, noch mehr Weltoffenheit, noch mehr Liebe. Hätte Bush das nicht auch machen können? Nun, er hätte es natürlich. Die Flugzeugkontrollen hätten so bleiben können wie vor 9/11, für bin Laden hätte ein Haftbefehl bei Interpol ausgereicht und unsere beste Antiterrormaßnahme wäre, so beschreibt es William Blum, folgende gewesen: „Zuerst würde ich mich – öffentlich und sehr ernsthaft – bei all den Witwen und Waisen, bei den Verarmten und den Gefolterten und bei den vielen weiteren Millionen Opfern des amerikanischen Imperialismus entschuldigen. Anschließend würde ich in jedem Winkel der Welt verkünden, dass die Zeit der amerikanischen Militärinterventionen für immer beendet ist.“ (dafür bekam er in einer Videobotschaft Lob von bin Laden höchstpersönlich). Osama bin Laden als Chance, als Kulturkritik, als Ansporn, um uns zu ändern?

Dies wäre eine Alternative gewesen, sicherlich. Aber hätte es wirklich was gebracht? (more…)

Systemkritik und 9/11, Teil 5: „Was ist mit den Opfern der USA?“

September 12, 2011
Osamas Erbe in New York

Als der Terror nach New York kam

Der 11.September ist vorbei, aber es ist noch nicht alles gesagt worden. Deswegen setze ich die Serie noch für einen Tag fort.

Am 11.September 2001 wurden in den USA 3000 Menschen innerhalb von knapp 100 Minuten bestialisch ermordet. Jede Minute starben 30 Menschen- verbrannt, verdunstet oder durch den verzweifelten Sturz aus mehr als 100 Metern. Sie hinterließen Tausende Waisen und Witwen. Es war eines der schlimmsten Massaker der letzten Jahre, wie Halabja oder Srebrenica. Dass die Amerikaner diesen Anschlägen gedenken, ist mehr als verständlich.

Für manche Personen, die sich als „US-Kritiker“ verstehen, erscheinen die Gedenkveranstaltungen aber als „zynisch“. Ihr Vorwurf: Die Amerikaner haben doch noch viel mehr Menschen umgebracht als al-Qaida und niemand gedenkt an sie. Am 11.September 1973 wurde in Chile durch ein Militärputsch General Augusto Pinochet an die Macht gebracht, in dessen anschließender Herrschaft 3000 Menschen ermordet wurden. Warum gibt es keine Gedenkveranstaltung für sie? Oder für die Toten der Kriege in Afghanistan und im Irak, für die Indianer und die Sklaven oder dem Vietnamkrieg? Ich habe von jemandem gehört, wenn es eine Schweigeminute für die 3000 Opfer von 9/11 gibt, dann sollte es 1000 Schweigeminuten (fast 17 Stunden) für die 3 Millionen Opfer des Vietnamkriegs geben.

Nun, wer solche Vergleiche bringt, der sollte auch die Gedenkfeiern an die Mauertoten als zynisch empfinden, weil die Nazis doch mehr als 20.000-mal mehr Menschen getötet haben als die Mauerwächter. Und Gedenkveranstaltungen für die Opfer des Dritten Reichs wären auch zynisch, weil Mao mehr Menschen umgebracht hat als Hitler. Für kleinere Vorfälle wie Solingen, Utoya oder dem Columbine-Massaker dürfte es überhaupt keine Gedenkfeier geben, nie wieder. All das wäre „zynisch“. (more…)