Archive for Dezember 2011

Das Ende eines Epochenjahres

Dezember 30, 2011

Das Jahr 2011 hat genauso Geschichte geschrieben wie 1917 oder 1989.

Alles Schlechte und Gute war dabei, aber wie immer bleibt das Schlechte in größerer Erinnerung. Hungersnot, Tsunami, Revolution, Bürgerkrieg, Unabhängigkeit, Öffnung, Wirtschaftskrise. Somalia, Japan, Tunesien, Libyen, Südsudan, Burma, Griechenland. Es war mehr los als in so manchem Jahrzehnt.

Das schönste Ereignis war aber für mich das Wachstum der Menschheit- 7 Milliarden. Und es werden noch viel mehr. Wie langweilig wäre das Sonnensystem ohne den Homo sapiens sapiens?

Die meisten Menschen auf der Welt werden trotz der übertriebenen Märchen vom Gegenteil gesünder, ernährter, wohlhabender, gebildeter und freier. Aber das war auch in den 1900ern so und es hat nicht geholfen- weil die Menschen die übertriebenen Märchen vom Gegenteil geglaubt haben (s. Gewalt und Zivilisation- Eine These). Hoffen wir, dass es diesmal anders endet und die Menschheit trotz all der schlechten Nachrichten eine rosige Zukunft vor sich hat.

Und für 2012: Auf das noch mehr Diktatoren sterben, die Maya-Kalenderfreaks sich blamieren und die DFB-Elf den EM-Titel holt.

Der Mann, der Afghanistan hätte retten können

Dezember 28, 2011

Das Grab von Ahmad Shah Massoud, dem afghanischen Nationalhelden

Es ist der 9.September 2001. Ein arabisches Fernsehteam hat ein Interview mit Ahmad Shah Massoud, dem Anführer der afghanischen Nordallianz, verabredet. Massoud, seine Begleiter und sein Dolmetscher betreten den Raum. Plötzlich explodieren die Kameras, Massoud wird in Fetzen gerissen. Der Raum füllte sich mit Blut, Körperteile fliegen umher. Die arabischen Reporter waren al-Qaida-Agenten, die von Osama bin Laden geschickt wurden, um seinen größten Widersacher zu beseitigen. In den internationalen Medien findet die Tat nur wenig Beachtung. Wer wusste damals schon, wer Massoud oder bin Laden waren? Nur einer ahnt die Dimension der Ereignisse. Am 10. September 2001 erzählt der Terrorismusexperte John O’Neill zwei Freunden: „Wir sind fällig. Und wir sind fällig für etwas Großes … Einige Dinge sind in Afghanistan passiert (bezugnehmend auf die Ermordung Massouds). Ich mag nicht, wie sich die Dinge in Afghanistan entwickeln. … Ich spüre eine Veränderung, und ich denke bald wird etwas passieren. … bald.“

Einen Tag später stirbt O’Neill in New York, als der Südturm des World Trade Center zusammenbricht. Die USA rufen den Krieg gegen den Terror aus, Afghanistan wird in den folgenden Monaten besetzt und die Taliban-Herrschaft vorerst beseitigt. Wer war Ahmad Shah Massoud? Dieser Mann, zu dessen Beerdigung, obwohl sie im ländlichen Panjshir-Tal stattfand, Hunderttausende Afghanen teilnahmen, dessen Porträt noch heute viele Wohnzimmer in Afghanistan ziert, der 2002 für den Friedensnobelpreis nominiert, von der europäischen Parlamentspräsidentin Nicole Fontaine “Pol der Freiheit in Afghanistan” genannt und vom afghanischen Präsidenten Hamid Karzai zum “Nationalheld der afghanischen Nation” erklärt wurde?

Massoud war ein Mudschaheddin, der drei Jahrzehnte lang gegen die Kommunisten, die sowjetischen Besatzer, die Taliban und al-Qaida kämpfte. In den 1990ern waren bis zu 1 Million Afghanen vor den Taliban in die von Massoud kontrollierten Gebiete geflohen. In seinem Gebiet errichtete Massoud demokratische Institutionen, achtete die Rechte der Frauen und forderte demokratische Wahlen für ganz Afghanistan, die von den Taliban immer abgelehnt wurden. Im April 2001 besuchte Massoud das Europäische Parlament. Er forderte humanitäre Hilfe für sein Land, erklärte, dass die Taliban und al-Qaida eine “sehr falsche Interpretation des Islam” eingeführt hätten und dass sie ohne Hilfe der Pakistaner innerhalb eines Jahres besiegt werden könnten. Außerdem warnte er vor einem großen Anschlag, der nach seinen Geheimdienstinformationen unmittelbar in den USA bevorstünde.

Im Westen ist er kaum bekannt, doch die Afghanen haben ihn nie vergessen. Er ist und bleibt der größte Held, den die afghanische Nation je hervorgebracht hat.

(more…)

Mehr Freiheit!

Dezember 25, 2011

Wir brauchen mehr Freiheit!

Die französische Regierung hat die Leugnung des Völkermords an den Armeniern unter Strafe gestellt. Die Tatsache des systematischen Völkermords, der durch die Vertreter des Komitees der Jungtürken geplant wurde und dem etwa 1,5 Millionen Armenier zum Opfer fielen, stellt kein seriöser Historiker ernsthaft in Frage. Aber: Reicht das wirklich aus, um Menschen ins Gefängnis zu stecken, die eine andere Meinung haben?

Wenn man einen Völkermord leugnet – sei es nun der an den Armeniern oder den Holocaust – bedeutet das nicht gleich, dass man eine Gefahr für das Wohl der Gesellschaft ist. Man äußert nur seine Meinung, auch wenn sie einem nicht gefällt. Zu einer Gefahr wird man erst, wenn man daraus reale Konsequenzen für die heutige Zeit herbeiführen will, wie Mahmud Achmedinedschad, der, falls es einen Holocaust gegeben hat, den jüdischen Staat nach Deutschland oder Alaska verlegen will, immerhin hätten die Palästinenser keine Verantwortung für die Endlösung gehabt (stimmt nicht so ganz).

In den Schulen sollte natürlich die wahre Geschichte gelehrt werden, ohne dass Revisionisten zu Wort kommen. Aber in den Buchhandlungen sollte gelten: Meinungsfreiheit unlimited! Für jeden Verrückten, der meint, dass er ein guter Autor ist. Egal ob Holocaustleugner oder Esoteriker, die vom Weltuntergang im Jahr 2012 überzeugt sind. Ich bin übrigens nicht nur für Genozidleugnungserlaubnis. Es gibt noch ein paar andere Dinge, die meiner Meinung nach dringend erlaubt werden sollten. (more…)

Der burmesische Frühling

Dezember 24, 2011
Die Flagge von Myanmar

Die Flagge von Myanmar

Seit 1962 herrscht in Burma eine der schlimmsten Diktaturen unserer Zeit. International Beachtung fand das Land 1988 und 2007, als friedliche Proteste gewaltsam niedergeschlagen wurden. Gleichzeitig tobt in weiten Teilen des Landes der am längsten andauernde Krieg der Welt, dem seit 1948 eine halbe Million Menschen zum Opfer gefallen sind. In diesem Jahr hat das Regime eine Öffnung des Landes vorangetrieben, die für viele Beobachter jedoch nichts mehr als ein Ablenkungsmanöver ist, um die Sanktionen gegen das Land rückgängig zu machen und sich für den ASEAN-Sitz 2014 zu bewerben.

Der Name „Burma“ geht auf das Volk der Burmanen zurück, die sich selbst als „Bamar“ bezeichnen und 70% der 54 Millionen Einwohner des Landes ausmachen. Die Burmanen nennen sich aber auch „Myanma“, was „die Starken“ bedeutet. In Deutschland wird häufig der Name „Birma“ benutzt, was eine Eindeutschung der englischen Aussprache des Wortes „Burma“ ist. Im Jahr 1989 hat die Militärregierung das Land offiziell in „Myanmar“ umbenannt. Während die UNO die Änderung übernahm, benutzen die USA und auch Australien immer noch den Namen Burma. Die burmesische Opposition plädiert ebenfalls für die Beibehaltung von „Burma“.

Die ethnischen Konflikte haben eine lange Vorgeschichte. Die Briten hatten wie in vielen anderen Kolonien ein Gebiet zusammengeführt, ohne dabei auf die Siedlungsgebiete der einheimischen Volksgruppen zu achten. Das heutige Staatsgebiet von Burma war kulturell und politisch vor der Ankunft der Briten nie ein geeintes Gebilde. Die größten Minderheiten sind die Shan (8,5%), Karen (6,2%), Rohingya (4,5%), Mon (2,4%), Chin (2,2%), Kachin (1,4%) sowie die Inder (1%) und Chinesen (1-2%). Es waren vor allem diese Konflikte, die zur Machtergreifung des Militärs führten. (more…)

Alle Wege führen in die Scharia

Dezember 23, 2011
kl

Demonstranten im Tahrir-Platz im Februar 2011

Vom Tahrir zur Scharia

Ohnmacht, Hoffnung, Freude, Zweifel, Enttäuschung, Gewalt. Der Arabische Frühling hat nach einem Jahr Bestand die Erwartungen des westlichen Publikums nicht erfüllen können. Das Mutterland der Revolten schüttelte einen autoritären, aber säkularen Diktator ab und wählte eine islamistische Partei an die Macht. In Ägypten haben Islamisten und noch schlimmere Islamisten die Wahlen gewonnen. Führen die Proteste im Tahrir-Platz in den Schariastaat? Es wäre falsch zu behaupten, dass die Islamisten die Revolution “gestohlen” hätten, wie im Iran 1979 oder wie es die Bolschewisten 1917 taten. Sie kamen auf demokratischem Wege an die Macht. Warum wählen Muslime Islamisten an die Macht? Weil die meisten Muslime unserer Zeit selbst islamistische Einstellungen vertreten.

Daniel Goldhagen, eine sicher streitbare Persönlichkeit, erwähnt in einem Interview folgende Angaben: In Pakistan wollen 78% der Bevölkerung eine Rechtsordnung, die sich strikt am Koran orientiert, in Jordanien sind es 70%, in Ägypten 62%. Steinigung für Ehebrecher fordern 82% der Pakistaner und Ägypter, 70% der Jordanier. Auspeitschen und Hand abhacken als Strafe für Diebstahl fordern 77% der Ägypter und 58% der Jordanier. Die Todesstrafe für Apostaten fordern 84% der Ägypter, 86% der Jordanier und 76% der Pakistaner. Ein Lichtblick ist die Türkei: Nur 8% der Türken wollen eine Rechtsordnung, die sich am Koran orientiert, 16% fordern die Steinigung für Ehebrecher, 13% das Auspeitschen und Hand abhacken für Diebe und 5% die Todesstrafe für Apostaten.

Wenn Menschen beginnen, sich von totalitären Ideologien vereinnahmen zu lassen, ist das ein Anzeichen dafür, dass in der Gesellschaft eine große Unzufriedenheit herrscht. Die Nationalsozialisten kamen an die Macht, weil die meisten Deutschen sich nach dem Ersten Weltkrieg als Verlierer fühlten und das Land von wirtschaftlicher Not geplagt war. In der muslimischen Welt ist es der Neid auf die eigene Rückständigkeit, die die Muslime nicht ertragen können. Die muslimische Welt ist dem Westen unterlegen, politisch, wirtschaftlich, militärisch und kulturell. Dieser Zustand ist unerträglich. Der Islamismus erscheint als ein alternativer Ausweg aus dieser Krise. (more…)

Jesus und Che Guevara

Dezember 22, 2011
Che Jesus Guevara

Che Jesus Guevara

Auf den ersten Blick haben beide nichts gemeinsam: Der eine predigte Nächstenliebe, Vergebung von Feinden, Gewaltlosigkeit und versprach seinen Jüngern ein ewiges Himmelsparadies. Der andere wollte einen Dritten Weltkrieg herbeiführen, um seinen Feind (den Kapitalismus) zu vernichten, war der Leiter eines KZ’s für politische Gefangene und wollte ein Paradies auf Erden errichten.

Doch beim zweiten Blick werden deutliche Parallelen erkennbar: Beide starben im frühen Alter (33/37), beide wurden jämmerlich von ihren Feinden hingerichtet (Römer/US-Marionetten), ohne irgendetwas bedeutendes in ihrem Leben erreicht zu haben (Judäa blieb römische Kolonie, der Kapitalismus wurde immer stärker), beide hatten Botschaften, die nach ihrem Tod völlig falsch interpretiert wurden (Christentum/ die kapitalistische Vermarktung von Che Guevara-Fanartikeln) und beide werden noch heute von Millionen als moralisch perfekte Über-Menschen bewundert, an der sich alle ein Vorbild nehmen müssen.

Zur Ungleichheit in Deutschland

Dezember 18, 2011
Eine arme Arbeiterfamilie in Hamburg, 1902

Eine arme Arbeiterfamilie in Hamburg, 1902

„Die Reichen werden immer reicher und die Armen immer ärmer.“ Das ist der Standardspruch derer, die den Neoliberalismus für die verheerendste Ideologie seit dem Nationalsozialismus halten. Nicht nur, dass die Ungleichheit und die Armut zunimmt, die Mittelschicht ist vom massenhaften Absturz bedroht. Wenn es so weitergeht, ist der Zusammenhalt der Bundesrepublik gefährdet. Es gibt nur eine Lösung: Wir brauchen ein neues System, am besten eine Art ökologisch-sozialgerecht transformierte Gesellschaft. Auf welche Statistiken berufen sich diese Gleichheitsfanatiker?

Die OECD berichtete in diesem Monat, dass die Lohnungleichheit in Deutschland erneut gestiegen ist. Es heißt dort wörtlich: „Zwischen 1985 und 2008 stiegen die Einkommen des oberen Zehntels jedes Jahr durchschnittlich um 1,6 Prozent, während Arbeitnehmer im unteren Zehntel ihre Einkommen im gleichen Zeitraum jedes Jahr im Schnitt nur um 0,1 Prozent steigern konnten.“ Das bedeutet: Die Reichen werden immer reicher, die Armen aber auch. Nur eben weniger stark als die der Reichen. Die Armen werden nicht ärmer, ähnlich wie in der Mittelschicht ist ihr Einkommen in den letzten Jahren weitgehend gleich geblieben.

Der Hauptgrund für die Ungleichheit bei den Haushaltseinkommen ist die deutliche Zunahme an Single-Haushalten. Aber keiner ist dazu verdammt, seine Kinder alleine zu erziehen, die Menschen trennten sich heute schneller und häufiger als in früheren Zeiten. Jedes zweite Hartz-IV-Kind wächst mit nur einem Elternteil auf. Der zweite wesentliche Grund ist, dass Migranten in Deutschland mehr Kinder bekommen als Deutsche und ihr Bildungsgrad oft unterdurchschnittlich ist. In beiden Fällen hilft nur bessere Bildung und eine Verringerung des Sozialstaats. Es gibt auch keinen massenhaften Absturz der Mittelschicht. Zwar ist der Anteil der Mittelschicht an der Bevölkerung von 2000 bis 2010 von 66,5% auf 61,5% gesunken. Doch seit 2006 ist der Anteil der Mitte stabil geblieben und zuletzt sogar wieder gestiegen, trotz der schwersten Wirtschaftskrise seit 80 Jahren. Ehemalige Durchschnitts- und Besserverdienende sind bei Hartz IV nur ein Randphänomen. (more…)

Die Diffamierung der Raumfahrt

Dezember 17, 2011

James Irwin am Mond, 1971

Wir geben jedes Jahr Milliarden Euro aus für Dinge, die wir eigentlich nicht dringend brauchen. Meistens stört es uns aber nicht. Niemand würde auf die Idee kommen, den Verkauf von Eiscreme einzuschränken, weil die Europäer mehr Geld für Eiscreme ausgeben als für Entwicklungshilfe. Oder den Fußballbetrieb einzustellen. Es gibt eine Branche, bei der man aber nicht so zimperlich ist: Die Raumfahrt.

Die Argumente sind immer dieselben: Es gibt auf dem Planeten so viele ungelöste Probleme, warum muss man dann Milliarden ausgeben, um in den Mond oder den Mars zu reisen? Haben wir nichts Besseres zu tun?  Bei „Perspektive 2010“ konnte man lesen: „Auf dem Grabstein für die Menschheit könnten dereinst die Worte stehen: Ihnen war es wichtiger und teurer, mit ihren Körpern zum Mond zu fliegen als mit ihrem Geist auf der Erde anzukommen.“ Die ZEIT brachte am 1. Januar 2011 ein Spezial zu der Frage, was die Raumfahrt dieses Jahr vorhat. Gleich der erste Kommentar verurteilte die Raumfahrt als sinnlose Zeitverschwendung. Auch Zettel findet bemannte Raumfahrt „wahnwitzig“ und „Unfug„. In der SZ sieht der Autor Hans-Arthur Marsirske keinen Sinn an der Raumfahrt.

Das ist natürlich Unfug. Weder schließt Raumfahrt Entwicklungshilfe aus, noch ist Raumfahrt eine völlig sinnlose Angelegenheit. Es ist eher andersrum: Afrika braucht weniger Entwicklungshilfe und mehr Freihandel. Während wir unseren Markt gegen afrikanische Waren abschotten, verkaufen wir unsere überschüssigen Lebensmittel nach Afrika und zerstören die Existenzgrundlage einheimischer Händler. Entwicklungshilfe wird nicht dazu beigetragen, Afrikas Lebensstandard zu verbessern. Die einzigen, die das schaffen können, sind die Afrikaner selbst, und genau das tun sie ja gerade. Während die Argumente für die Entwicklungshilfe also ziemlich schwach sind, gibt es wohl keine andere Technik, die für unsere Zukunft so wichtig ist wie die Raumfahrt. (more…)

Gewalt und Zivilisation- Eine These

Dezember 16, 2011
Osamas Erbe in New York

Geht die Gewalt zurück oder steigt sie an?

Die These von Steven Pinker

Der Linguist Steven Pinker hat eine interessante These zur Frage, ob die Gewalt in unserer Gesellschaft immer mehr zunimmt oder ob wir immer friedlicher und zivilisierter werden. Sein Fazit lautet:

„Tatsächlich haben Gewalt und das Ausmaß an Mord und Krieg im Laufe der Menschheitsgeschichte abgenommen; und zwar am meisten seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Seit Mitte des 20. Jahrhunderts leben wir in einem ungewöhnlich „langen Frieden“, wie es Pinker nennt.“

Trotz Weltkriege, Holocaust, Kommunismus, Amokläufern und scheinbar endlosen Bürgerkriegen, Revolutionen und Guerillakriegen in der Dritten Welt? Ja, denn Pinker zählt nicht einfach die Toten. Er rechnet die Gewaltopfer im Verhältnis zu der Gesamtzahl der Bevölkerung und kommt deshalb zu folgendem Schluss:

„Pinker (belegt) in einer vergleichenden Analyse und mit wissenschaftlichen Daten, dass etwa moderne Kriege weniger allumfassend, also weniger gewalttätig und tödlich für die breite Bevölkerung waren als die Auseinandersetzungen früherer Stammesgruppen. Wenn durch die Kriege im 20. Jahrhundert der gleiche Anteil der Bevölkerung getötet worden wäre wie durch die stets die gesamte Gruppe umfassenden Stammeskämpfe, dann wären in ihnen zwei Milliarden und nicht 100 Millionen Menschen umgekommen. Oder: Überträgt man den prozentualen Anteil der Opfer auf die heutige Bevölkerung, hätte der Fall Roms im dritten bis fünften Jahrhundert nicht acht Millionen Menschen das Leben gekostet, sondern über 105 Millionen, doppelt so vielen wie der Zweite Weltkrieg.“ (more…)

Interview mit einem Mahdi

Dezember 11, 2011

Mahmud Achmedinedschad war bis jetzt noch in keiner deutschen Fernsehshow, er hat lediglich dem Spiegel in Teheran ein sehr amüsantes Interview gegeben. In den USA hat er es weiter gebracht: Er war bereits bei Larry King zu Gast und konnte dort sein Weltbild zur Schau stellen:

In dem Interview, indem Larry King ihn ständig unterbrach, äußert er 3 revolutionäre Erkenntnisse, die seine Forschungen zum Holocaust ergeben hätten:

1. Der Holocaust fand in Deutschland statt, nicht in Palästina.
2. Der Zweite Weltkrieg forderte 60 Millionen Tote, die 6 Millionen Juden werden also überbewertet.
3. Historiker sollten Forschungen über den Holocaust führen dürfen, ohne verhaftet zu werden.

Soll heißen: Da der Holocaust nicht in Palästina stattfand, sollten die Juden aus der Gegend verschwinden, am liebsten nach Deutschland oder Alaska. Dass das Existenzrecht Israels sich nicht vom Holocaust ableitet, sondern aus der UN-Resolution Nr. 181 vom 29.November 1947, wird ihn wohl genauso wenig interessieren wie dass es nach 1948 mehr jüdische als palästinensische Flüchtlinge gab. Zu Punkt 3 stellt sich bei mir die Frage: Wenn es überhaupt keinen Holocaust gab, dürfen die Juden dann nicht mal in Deutschland oder Alaska einen Staat errichten? (more…)