Kein Bock auf Demokratie?
In eigentümlich frei kann man aktuell eine Kritik an der politischen Botschaft von Anke Engelke während des Eurovision Song Contest lesen:
Mit anderen Worten: Ihr in Aserbaidschan mögt ja nur halb so viel Steuern und Abgaben zählen wie wir im öffentlich-rechtlichen Deutschland. Aber dafür sind wir doppelt so demokratisch und zeigen Euch deshalb ne lange Nase, bätsch!… Jeder in Europa weiß schließlich: Die Deutschen sind die größten Demokraten der Welt. Wenn was nicht stimmt, wählen wir die Piraten. Unsere Punktevergeberin lässt sich kein aserbaidschanisches x für ein demokratisches u vormachen.
Ein typischer Artikel von André F.Lichtschlag und dem ganzen Magazin, das sich für das freiheitlichste in ganz Deutschland hält.
Die Demokratie ist bei vielen westlichen Intellektuellen in den letzten Jahren immer unbeliebter geworden. Die Gründe dafür sind widersprüchlich: Einerseits wird behauptet, dass wir gar nicht in einer echten Demokratie leben, da ein Haufen Eurokraten ohne jede demokratische Legitimation über unser ganzes Geld bestimmen kann, die Politiker nur noch die Marionetten der Banken sind und die Politische Korrektheit die Meinungsfreiheit beschneidet. Andererseits wird behauptet, dass Demokratie gar keine Lösung ist, da sich die Minderheit immer der Mehrheit anpassen muss und dies zu blutigen Massakern führen kann, wie der Arabische Frühling zeigt. Dahinter steckt natürlich eine Doppelmoral: Man wirft den westlichen Regierungschefs vor, nicht die den Willen des Volkes auszuführen, und plädiert gleichzeitig dafür, den Volkswillen der Tunesier, Ägypter oder Libyer zu missachten (aber der Arabische Frühling ist ein anderes Thema und soll hier gar nicht diskutiert werden).
Ich kritisiere in meinem Blog oft die deutsche Politik, die deutschen Medien und die öffentliche Meinung, die in Schulen, Universitäten und Talkshows gepredigt wird, gerade wenn es um Themen wie die Eurokrise, die Energiewende oder Israel geht. Meiner Meinung nach ist Deutschland ein Land, indem der Liberalismus nie so recht angekommen ist und indem Sozialismus, Etatismus und Antisemitismus zur politischen Kultur dazugehört. Allerdings muss ich auch einräumen, dass man in Deutschland wohl freier und sicherer leben kann als in 90% aller übrigen Staaten in der Welt, darunter auch Aserbaidschan. Dass aber die Demokratie nicht alle Probleme löst, ist mir bewusst. Ich bin aber der Meinung, dass die Demokratie das Beste aller politischen Systeme ist.
Die Kritikpunkte, die an den westlichen Demokratien laut werden, konzentrieren sich vor allem um drei Punkte: Die Parteien, die Medien und die Bildungseinrichtungen. Die Parteien sind nur noch Interessenvertretungen und verraten ihre Ideale. Die Medien belügen und manipulieren uns von Tag zu Tag, wie man jede Woche in „Neues in der Anstalt“ erfährt (denn was die Wahrheit ist, wissen natürlich nur Heiner Geißler, Volker Pispers und Hagen Rether). Und in den Schulen werden die Bürger schon von Anfang an indoktriniert, und zwar zu … ääh… tja, die Linken meinen zu „islamophoben, marktradikalen Umweltvernichtern“, die Rechten meinen zu „multikulturellen, marxistischen Ökofanatikern“. Ob Rechter oder Linker, ob Zionist oder Antizionist, ob Occupy-Aktivist oder Ökonom- jeder bringt dieselben Argumente, wenn er unser „System“ angreift. Dabei merken sie gar nicht, dass allein schon ihre bloße Kritik ein Beweis für die Überlegenheit eben dieses Systems ist. (more…)