Er ist der dritte Kim. Der Erste begann mit dem großen sozialistischen Experiment. Der Zweite brachte sein Land in den Besitz von Atombomben, während sein Land hungerte, und wurde zum Sinnbild des „verrückten Diktators“. Der Dritte, Kim Jong-Un, schien genauso verrückt zu sein. Zumindest in den ersten acht Monaten seiner Herrschaft. Er schaute sich Dinge genau so sorgfältig an wie sein Vorgänger, drohte dem Nachbarn mit Vernichtung und inszenierte einen Personenkult um sich. Doch es gibt erste Anzeichen dafür, dass Kim Jong-Un ein Reformer sein könnte.
Vor zwei Wochen ließ Kim den ranghöchsten Militär im Land, Ri Yong-Ho, von allen seinen Posten entlassen und ernannte sich zum Marschall. Die offizielle Begründung dafür war Ris Gesundheitszustand. Es wird aber vermutet, dass politische Gründe hinter der Entscheidung standen. Kim soll die von seinem Vater eingeführte „Songun“ -Politik, die wörtlich „Militär zuerst“ bedeutete und der Armee die umfassende Kontrolle über die Wirtschaft gab, beenden und ökonomische Reformen (nach chinesischem Vorbild?) durchführen wollen. Ri galt als Hardliner der Armee und soll sich gegen diese Pläne gestellt haben.
Nun ist durch die Entmachtung von Ri und 20 weiteren ranghohen Militärs die Macht der Armeeführung gebrochen worden. Kim und seine Unterstützer, zu denen sein Onkel Jang Song Thaek, seine Tante Kim Kyong Hui und Politbüromitglied Choe Ryong Hae gehören, haben jetzt den Großteil der Macht innerhalb des Partei- und Sicherheitsapparats inne. Für westliche Beobachter sind auch Kims öffentlicher Besuch in einer Micky-Maus-Vorführung und die offizielle Bestätigung, dass er eine Ehefrau hat, ein Zeichen von Reformwillen. (more…)