Das wichtigste Thema in den US-Präsidentschaftswahlen ist, wie eigentlich immer, die wirtschaftliche Lage des Landes. Hier treten zwei grundlegende Auffassungen gegeneinander auf: Obamas Schulden-um-jeden-Preis-Politik gegen Romneys Spar-Politik, vertreten durch seinen Vize-Präsidentschaftskandidaten Paul Ryan. In den letzten Tagen ist eine überraschende und sensationelle Meldung durch die Medien gegangen, wonach das Team Romney auf der National Convention der Republikaner in Florida die Rückkehr zum Goldstandard ins Gespräch bringen will. Dazu soll eine „Goldkommission“ eingesetzt werden.
Diese Nachricht klingt verheißungsvoll, ist aber auch unglaubwürdig. Es ist kaum vorstellbar, dass so viel Vernunft in das Weiße Haus einkehrt, um diesen radikalen Schritt zu gehen. Deswegen sollte man diese Nachricht auch nicht allzu ernst nehmen. Natürlich würde eine Rückkehr zum Goldstandard nicht ohne Turbulenzen über die Bühne gehen. In der Österreichischen Schule der Nationalökonomie, die als einzige die Finanzkrise vorausgesehen hat, gelten ungedecktes Papiergeld (Fiat Money) zusammen mit dem staatlichen Geldmonopol (Zentralbanken) als die Hauptursachen für die ständigen, künstlichen Booms und die unvermeidlich darauffolgenden Busts.
Bei den Republikanern ist es vor allem Ron Paul, über den ich mich hier schon lustig gemacht habe, der die Rückkehr zum Goldstandard fordert. Er ist nicht nur für die Rückkehr zum Goldstandard, er will u.a auch die FED abschaffen, sofort fünf Ministerien schließen und alle ausländischen Militärbasen der USA schließen. Paul ist ein „Austrian“ und bezeichnet die Vordenker dieser Schule, darunter Ludwig von Mises, dem wohl größten Vordenker von Liberalismus und Kapitalismus, den die Welt je gesehen hat, als seine Vorbilder. Nicht nur das, Paul ist auch ein Anhänger von Ayn Rand, der „Überkapitalistin“ schlechthin und Aushängeschild der amerikanischen Konservativen.
Andererseits ist Paul ziemlich antiwestlich und antiamerikanisch. Er gibt der amerikanischen Außenpolitik die Schuld an 9/11 und bezeichnet Gaza als ein Konzentrationslager. Erst vor drei Tagen behauptete er allen Ernstes, dass, wenn er Präsident geworden wäre, 9/11 nicht stattgefunden hätte:
At a speech today in the Sun Dome at the University of South Florida ahead of the Republican convention, the Libertarian former Republican presidential candidate said if he had been in charge 9/11 wouldn’t have occurred. „Somebody – rather nationally — said the other day on the Internet ‚if those Paul people had been in charge Osama Bin Laden would still be alive.‘ But you know what I think the answer is? So would the 3000 people killed on 9/11 still be alive!“ (more…)