Am 6.November wurde in den USA nicht nur der Präsident für die nächsten 4 Jahre gewählt. Im Bundesstaat Kalifornien wurde auch ein Referendum über die Beibehaltung der Todesstrafe abgehalten. Die Mehrheit der Kalifornier (53,6%) stimmte dagegen, die Todesstrafe abzuschaffen, was von der Bundesregierung in Deutschland kritisiert wurde. Vor einigen Tagen sprach sich auch Erdogan für die Todesstrafe aus, die in der Türkei 2004 abgeschafft wurde, und kritisierte das Urteil gegen Breivik.
Es gibt genug gute Gründe, die Todesstrafe abzulehnen. Für die Befürworter der Todesstrafe kann man das nicht unbedingt behaupten. Wenn ein unschuldig Verurteilter hingerichtet wird, heißt es nur „Dumm gelaufen“. Natürlich lassen sich Fehlurteile nie völlig verhindern. Aber wenn jemand unschuldig im Gefängnis sitzt, gibt es noch immer die Möglichkeit, dass er eines Tages freikommt, wenn seine Unschuld erwiesen ist. Wenn er tot ist, gibt es diese Möglichkeit naturgemäß nicht.
Die USA ist der letzte Staat im Westen, der an der Todessstrafe festhält. Menschenrechtsorganisationen haben recherchiert, dass mehr als 100 aller seit 1976 (von 1967 bis 1976 fanden keine Vollstreckungen statt) hingerichteten Todeskandidaten unschuldig waren- das ist fast jeder Zehnte- und Amnesty International schätzt, dass 350 zum Tode verurteilte Personen zwischen 1900 und 1985 unschuldig waren (nicht alle wurden hingerichtet, bei 23 wurde die Unschuld erst posthum festgestellt).
Wenn man sich die Umfragen in den USA ansieht, bemerkt man eine zunehmende Ablehnung der Todesstrafe bei der Bevölkerung, auch wenn die Mehrheit immer noch für sie ist. Wenn sich der Trend fortsetzt, könnten die Gegner der Todesstrafe in einigen Jahren die Mehrheit bilden. In 17 Bundesstaaten und im District of Columbia wurde die Todesstrafe bereits abgeschafft, in Oregon gilt ein unbefristetes Moratorium. Eine bundesweite Abschaffung in den nächsten Jahren ist aber unwahrscheinlich.
Es muss jedoch auch festgestellt werden, dass die Abschaffung der Todesstrafe nicht automatisch mit einem höheren Niveau an Rechtsstaatlichkeit einhergeht. In Ländern wie Venezuela, Russland oder der Türkei ist die Todesstrafe zwar formell abgeschafft, doch der Rechtsstaat ist deshalb noch lange nicht dort eingezogen. Und natürlich kann man die Todesstrafe in den USA nicht mit denen in Unrechtsstaaten vergleichen, in denen man nicht nur bei Kapitalverbrechen, sondern auch wegen Blasphemie, Drogenhandel oder Homosexualität hingerichtet werden kann.
November 15, 2012 um 12:32 |
Diese Schätzungen von AI würde ich gern irgendwo belegt sehen, desweiteren die Liste mit Unschuldig hingerichteten.
November 15, 2012 um 14:53 |
„Nach Angaben von Amnesty International wurden im Zeitraum von 1900 bis 1985 in den USA 350 Menschen zum Tode verurteilt, deren Unschuld später bewiesen wurde. Bei 23 von ihnen wurde erst postum die Unschuld festgestellt.“
http://de.wikipedia.org/wiki/Todesstrafe_in_den_Vereinigten_Staaten
November 15, 2012 um 17:43
war auf der AI-Seite….die belegen auch nichts.
November 17, 2012 um 22:22 |
Wenn man mal zynisch ist, trägt die Hinrichtung von Unschuldigen zur abschreckenden Wirkung der Todesstrafe bei.
Die wenigsten „unschuldig“ verurteilten sind Engel die sich noch nie etwas zu schulden haben kommen lassen, sondern Kriminelle die durchaus begründet in Verdacht gekommen sind und verurteilt worden.
Wenn z.B. nach der Hinrichtung raus kommt das bei genauer Betrachtung der Beweislage der Täter nicht wegen Mord, sondern nur wegen Totschlag hätte verurteilt werden dürfen wird das die wenigsten Menschen stören.
Ganz besonders nicht wenn der hingerichtete ein Kleinkrimineller gewesen ist, der einen entsprechenden Lebenslauf hatte.
Das man als Krimineller auch damit rechen muß für eine Tat bestraft zu werden die man nicht begangen hat ( wenn ich illegal eine Waffe kaufe, und die Polizei findet sie bei mir und stellt fest das es eine Tatwaffe ist… ) wird man weniger riskant vorgehen.
November 17, 2012 um 23:59 |
Ich denke nicht, dass es diese Form der Abschreckung gibt. In den USA ist die Kriminalitätsrate höher als in Deutschland, obwohl es hier keine Todesstrafe gibt.