Die Freiheit in der Welt

Die Weltkarte der Freiheit

Die Weltkarte der Freiheit, für das Jahr 2012 aktualisiert (grün: frei, gelb: teilweise frei, lila: unfrei)

Die Menschenrechtsorganisation „Freedom House“ hat am 16. Januar ihren jährlichen Bericht zur Freiheit in der Welt veröffentlicht. Die Freiheit befindet sich weltweit nicht im Rückzug, hat aber auch keine großen Fortschritte gemacht. Im Jahr 2012 waren laut Freedom House 90 Länder, in denen 43% der Weltbevölkerung leben, „frei“. 58 Länder, in denen 34% der  Weltbevölkerung leben, waren „teilweise frei“, 47 Länder, in denen 34% der Weltbevölkerung leben, waren „unfrei“. 117 Länder gelten als „Wahldemokratien“, 27 von ihnen sind aber nur „teilweise frei“. Demokratie bedeutet also nicht gleich Freiheit.

Im Jahr 2011 waren 87 Länder frei, 60 teilweise frei und 48 unfrei. 3 Länder wurden nun von Freedom House von „unfrei“ zu „teilweise frei“ aufgewertet: Ägypten, Libyen und die Elfenbeinküste (Libyen errang auch den Status „Wahldemokratie“). 4 Länder wurden von „teilweise frei“ zu „frei“ aufgewertet (Senegal, Sierra Leone, Lesotho und Tonga). Guinea-Bissau wurde von „frei“ auf „teilweise frei“ abgewertet. Die armen Malier, Anfang des Jahres noch ein Bollwerk von Freiheit und Demokratie, wurden nach dem Militärputsch und der islamistischen Machtübernahme im Norden von „frei“ zu „unfrei“ abgewertet.

Die 9 schlimmsten Länder, die sowohl im Ranking der politischen Rechte als auch bei den bürgerlichen Freiheiten die niedrigste Bewertung von Freedom House bekamen (7 von 7), sind die marxistisch-leninistische Diktatur in Nordkorea, die seit dem Ende der Sowjetunion diktatorisch regierten zentralasiatischen Länder Usbekistan und Turkmenistan, die islamistische Diktatur im Sudan, die absolutistische Monarchie Saudi-Arabien, Eritrea, Äquatorialguinea, das Bürgerkriegsland Syrien sowie der Failed State Somalia. Auch die nicht-unabhängigen Gebiete Tibet und Westsahara bekamen die schlechteste Wertung.

Wenn man sich die verschiedenen Regionen ansieht, werden natürlich große Unterschiede deutlich: In Westeuropa sind 24 Länder „frei“ und 1 Land „teilweise frei“, in Amerika sind 24 Länder „frei“, 10 „teilweise frei“ und 1 Land (Kuba) „unfrei“, in Osteuropa (das unfreie Russland mitgezählt) sind 13 Länder „frei“, 9 „teilweise frei“ und 7 „unfrei“, im asiatisch-pazifischem Raum sind 17 Länder „frei“, 14 „teilweise frei“ und 8 „unfrei“, in Schwarzafrika sind 11 Länder „frei“, 18 „teilweise frei“ und 20 „unfrei“ und im Nahen Osten ist nur 1 Land (Israel) „frei“, 8 Länder sind „teilweise frei“ und 11 „unfrei“.

In einigen Blogs wird „Freedom House“ als amerikanische Propagandaorganisation verdammt. Es wird argumentiert, dass man unter Freiheit nur die „Freiheit a la USA“, was auch immer das bedeutet, verstehen würde, und nicht auch die erfolgreiche Bekämpfung von Armut wie in China, wo die Regierung in den letzten Jahrzehnten 400 Millionen Menschen aus der Armut geholt hat. Nun, dann müsste man auch von „Menschenrechtsverbesserungen“ während der Nazi-Diktatur von 1933 bis 1939 oder im heutigen Saudi-Arabien sprechen. Es gab nach Maos Tod in China zwar durchaus Menschenrechtsverbesserungen, doch von Freiheit ist man noch weit entfernt.

Israel wird angeblich zu Unrecht als „frei“ eingestuft, da Freedom House die Palästinensergebiete getrennt auflistet. Aber Freedom House listet auch Tibet, Westsahara, Nordzypern, Indisch-Kaschmir, Pakistanisch-Kaschmir, Abchasien, Südossetien, Nagorno-Karabatsch, Transnistrien, Somaliland, Hongkong und Puerto Rico getrennt auf. Und da Israel ein Land mit freien Wahlen, Mehrparteiensystem und gleichen Rechten für Frauen und Homosexuellen ist, kann man Israel durchaus als freies Land bezeichnen, während das auf die von der Hamas und Fatah kontrollierten Palästinensergebiete nicht zutrifft.

Im letzten Jahrzehnt hat die Freiheit keine allzu großen Fortschritte gemacht: 2002 waren 89 Länder „frei“, 55 Länder „teilweise frei“ und 48 Länder „unfrei“. Der Unterschied zu 2012 fällt kaum auf. Immerhin: Im Jahr 1972, als Freedom House den ersten Bericht zur Freiheit in der Welt veröffentlichte, wurden nur 44 Länder als „frei“ eingestuft, also weniger als die Hälfte als 2012. Wie sich die kommenden Jahre entwickeln werden, liegt noch in den Sternen. Im letzten Jahr haben Libyen, Tunesien, Burma, Tonga und Ägypten die größten Fortschritte gemacht, doch gerade in den Ländern des Arabischen Frühlings stehen die neu errungenen Freiheiten noch auf tönernen Füßen.

5 Antworten to “Die Freiheit in der Welt”

  1. shaze86 Says:

    Ich finde es erstaunlich, dass gerade in der heutigen Zeit der absoluten Globalisierung ( Handys, Smartphone, Internet, etc. ), es kaum Veränderungen bezüglich der Freiheit gibt. Vielleicht sind diese Erfindungen auch einfach noch nicht in den unfreien Ländern stark verbreitet.

    • arprin Says:

      Leider ist es für einige Menschen durchaus möglich, modernste Technik zu benutzen und sich kein Stück für Freiheit zu interessieren.

      Der Google-Chef war ja neulich in Nordkorea. Mal sehen, was sich da tut.

  2. Olaf Says:

    Sarrazin wird jetzt neuerdings mit Kot beworfen, von den Anhängern seiner Mitdiskutanten, Türken mit und ohne Kopfttuch.
    Ekliger gehts nimmer.

    • besucher Says:

      Auch in Deutschland scheint es um demokratische Diskussionskultur schlecht bestellt zu sein. Von russischen oder türkischen Verhältnissen sind wir zum Glück noch weit entfernt.

  3. Thomas Holm Says:

    Freiheit hat bei Besessenen und bei Nicht-Besessenen unterschiedliche Verläufe. Die Freiheit von Besessenen an der Macht zieht offensichtlich die Unfreiheit der Nicht-Besessenen nach sich.

    Ab einem bestimmten Aufkommen von Besessenen wird eine freie Gesellschaft entweder zur Beute der Besessenen, oder zum Schlachtfeld eines Abwehrkampfes („schmutziger Krieg“) gegen sie.

    Freiheit setzt eine Kultur von besonnenem Vernunftgebrauch und eine Kultur von Verantwortungsbereitschaft (sog. ‚Schuldkultur‘) voraus.

    In Schamkulturen, die durch Ansprache ihrer Eigenwahrnehmung allzu leicht fanatisierbar sind, bedeutet „Freiheit“ nur das Signal zu einem catch as catch can, um „Verschwörern“ den Garaus zu machen.

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