Die meisten Argumente, die man zurzeit gegen den Kapitalismus hört, sind eigentlich keine Argumente gegen den Kapitalismus, sondern gegen Staatsinterventionismus (die Occupy-Bewegung demonstriert z.B. mit dem Slogan: „Wir zahlen nicht für eure Krise!“ Das nennen sie dann Kapitalismuskritik. Dabei sind echte Kapitalisten gegen jede staatliche Intervention, also auch gegen Bankenrettungen). Ein weiteres Pseudo-Argument gegen den Kapitalismus hörte ich vor ein paar Tagen vom Blogger genova68:
Das, was euch da vorschwebt, hat etwas Religiöses: eine perfekte Welt, wenn man nur alles total anders macht. Das ist wie eine Sekte.
Das Endziel des Kapitalismus ist also eine perfekte Welt, in der es keine Probleme gibt und alle friedlich miteinander umgehen? Nein, natürlich nicht. Der Kapitalismus ist in Wirklichkeit das einzige System, das kein Himmelparadies auf Erden verspricht (allein schon deshalb, weil der Kapitalismus ganz von selbst entstanden ist und nicht von Intellektuellen erfunden wurde). Und das ist auch einer seiner Vorzüge, denn der Glaube an ein Himmelparadies auf Erden hat im letzten Jahrhundert mehr als 100 Millionen Menschen das Leben gekostet.
Die Sozialisten glauben, dass die “Natur” so ist, wie es ihren politischen Vorstellungen passt. Doch dann kam der Kapitalismus und hat alles zerstört. Deshalb müssen sie die “Natur” wiederherstellen, in dem sie den Kapitalismus abschaffen. Wenn sie das schaffen, werden alle Probleme gelöst sein und die Menschen werden wieder ein erfülltes Leben führen können. Die Sozialisten waren sogar der Ansicht, dass in einer sozialistischen Gesellschaft der Alkoholismus verschwinden würde.
Solche Ansichten sind auch bei Nazis und Islamisten verbreitet: Zuerst gab es die schöne reinrassige bzw. die islamische Welt, dann kam die Zeit der “Rassenmischung” bzw. die “Abkehr vom Islam”, die alles zerstört hat. Auch hier gilt es, den alten, “natürlichen” Zustand wiederherzustellen. Deshalb schwärmen Nazis auch von alten, germanischen Bräuchen und Islamisten von der Scharia. Die Bewunderung eines vormodernen, angeblich “natürlichen” Zustands bei gleichzeitiger Verachtung der Moderne haben alle Ideologien gemeinsam. Sie sind alle zutiefst modernitäts-, zivilisations- und individualismusfeindlich.
Doch wenn man dann versucht, das Himmelparadies zu errichten, klappt es nie so, wie man will. Meist sind später nur viele Menschen tot und die Herrscher sagen „Ok, das nächste Mal klappt es besser. Versprochen!“ Selbst wenn es, wie man immer wieder hört, noch nie einen echten Sozialismus gab, so war es doch so: Überall, wo versucht wurde, den Sozialismus zu errichten, endete es in einer Katastrophe. Der Weg zur Hölle ist eben immer mit guten Vorsätzen gepflastert.
Der radikale Freiheitsdenker Roland Baader sagte treffend:
„Was am Kapitalismus „kalt“ und „unmenschlich“ sein soll, das ist die Tatsache, dass er den Menschen keine Illusionen vorgaukelt von einem irdischen Paradies der Edlen, der „solidarischen“ und „neuen“ Menschen, sondern dass er sie so akzeptiert, wie sie sind: Egoistisch und hilfsbereit, verschlagen und offen, dumm und gescheit, faul und fleißig, nüchtern und verträumt. Was am Sozialismus „menschlich“ sein soll, das ist in Wirklichkeit nur die Illusion, der Irrtum und der Wahn. Dieser Wahn aber lebt fort.“
März 7, 2013 um 22:51 |
Rchtsradikale müssen sich die Verbrechen von Hitler, Mussolini & Co. anrechnen lassen.
Linksradikale schaffen es immer wieder, sich selbst und auch die meisten anderen davon zu überzeugen, dass ihre Utopie eine ganz andere wäre als die linken Utopien, die bereits in die Realität umgesetzt wurden.
Ob dies nur an der besseren Propaganda der linken Intelligenzija liegt?
Im Unterschied zu den Rechtsradikalen, die zu den Verbrechen ihrer Ideologie stehen, meinen es die Linken mit ihrer Distanzierung von realen Sozialismus durchaus ehrlich.
Man feierte zwar jede linke Revolution der Welt, egal wie blutig sie ausfiel.
Doch sobald sich der reale Sozialismus entfaltete, wandte man sich angewidert ab.
Die einzigen Regime, die sich die linke Sympathie bewahren konnten, waren jene, die es schafften, sich als ewige Revolutionäre zu präsentieren.
Warum war die DDR nie das Lieblingskind der westdeutschen Kommunisten?
Die DDR hatte durchaus ihre Vorzüge:
z.B. Sicherheit und Ordnung.
Diese Tugenden der DDR sind allerdings typisch rechte Tugenden.
Auch viele andere Eigenschaften, die bei allen realsozialistischen Regimen vorkamen, fallen wohl unter diese Kategorie:
Führerkult, Polizeistaat, Abschottung nach außen.
Ausländerfeindlichkeit gab es nur deshalb nicht, weil es keine Immigration in kommunistische Länder gab.
Nordkorea ist wohl das einzige industrialisierte Land der Welt, in welches nicht einmal ein Somalier freiwillig ziehen würde.
Es ist nicht bloß Zufall oder Pech, dass alle linken Revolutionen zur Etablierung von autoritären Staaten führten, die allesamt wenig mit Marx zu tun hatten.
Die linke Utopie ist kein Modell für einen linken Staat.
Nach jeder geglückten linken Revolution, setzt sich jedesmal der Rechteste durch.
Trotzki bleibt zwar der ewige Held, am Ende gewinnt jedoch immer ein Stalin.
Die linke Utopie würde letztlich nur durch Schaffung eines neuen Menschen funktionieren.
Solange man diesen nicht herzustellen vermag, wird jedes linke Experiment immer gleich enden.
In dieser Schwäche liegt jedoch auch die große Stärke:
Da sich die linke Utopie nie verwirklichen wird, wird sich die linke Utopie auch nie an der Realität messen müssen, egal wie oft das Experiment noch scheitern wird.
März 7, 2013 um 23:52 |
Beste Beispiele in Lateinamerika: Castro und Chavez. Vorstufen zum Führerkult. Zur UdSSR. Da Stalin jegliche Vorstellungskraft sprengte stehen die Bluthunde der 20er Lenin und Trotzki in vergleichsweise mildem Lichte da.
März 8, 2013 um 22:19
Lenin war ein skrupelloser Machtmensch, der sich Stalins Brutalität geschickt zu Nutze machte, ohne sich selbst die Hände allzu lutig machen zu müssen.
Trotzki war zwar ein Feind Stalins, befürwortete jedoch den Massenmord die Kulaken.
März 8, 2013 um 23:02
Hätte Lenin länger regiert, hätte er Stalin sicher Konkurrenz gemacht.
März 7, 2013 um 23:53 |
Am Anfang war Rousseau und seine kleine, reine Welt…
März 8, 2013 um 22:25 |
…in der es keinen Platz für die eigenen kleinen Kinder gab.
aber sich statt um das Wohl der gesamten Natur nur um die eigenen Kinder zu kümmern sei schließlich Bio-Egoismus
März 8, 2013 um 23:51
Über Rousseau hat der Feuerbringer (Andreas Müller) in der Achse was Treffendes geschrieben:
http://www.achgut.com/dadgdx/index.php/dadgd/article/von_der_traditionellen_zur_ko_religion/
März 9, 2013 um 12:01 |
Guter Artikel! Diese Frau müsste sich allerdings fragen lassen wie sich so etwas mit der Fastenlehre der katholischen Kirche vereinbaren lässt. Man fastet ja nicht für andere. Ich faste z.B. gerade und es schärft die Sinne wenn man Versuchungen zu widerstehen lernt. Aber um nochmal auf das Autofasten zurück zu kommen: Ich wäre dafür dass man das am Schabbes macht! Der Nahverkehr fährt dann auch nicht, die Bahnen bleiben stehen und der Mensch bleibt zu Hause. Dann Staunen sogar die Charedim.
März 9, 2013 um 18:34 |
Natürlich sind Anhänger der Marktwirtschaft keine Utopisten und keine Sekte. Ob dies aber auch auf die „echten“ Kapitalisten (also die Vertreter der reinen Lehre?) zutrifft ist eine andere Frage. In konsequenter Ablehnung von Institutionen wie gesetzlicher Sozialversicherung, Bundesnetzagentur, Kartellbehörden und der BaFin kommen sie – zumindest in D – schon einmal zahlenmäßig einer Sekte recht nahe. Wenn das noch nicht ausreicht, gibt es ja noch die Anarcho-Kapitalisten, die den „echten“ Kapitalisten mit ihrer Vorstellung endgültig in die Nähe der Utopie rücken.
März 9, 2013 um 23:31 |
Der Feuerbringer sieht in den Anarchokapitalisten auch Utopisten:
http://www.terryrotter.de/feuerbringer/2012/11/aufklarung-der-woche/
„Die Wortwahl der Anarchokapitalisten lenkt zudem davon ab, worum es hier eigentlich geht. Es geht um das Ende der Zivilisation und die Wiedereinführung von Stammeskulturen. Darauf laufen anarchokapitalistische Ideen hinaus. Mehrere “private Sicherheitsdienste”, die von verschiedenen “Kunden” bezahlt werden und die obendrein auch verschiedene private Gesetzgeber und Gerichte haben, ist nur eine andere Art zu sagen, dass verfeindete Stämme sich wieder bekriegen werden. Es ist unglaublich naiv, etwas anderes zu behaupten.
Essenziell ist der Anarchokapitalismus das liberale Spiegelbild des “normalen”, linken Anarchismus. Der erste sagt, wir würden alle friedlich miteinander zum Eigennutz Handel treiben, der andere sagt, wir würden alle friedlich alles teilen und verschenken. Da brauche ich keinen Hobbes, um das für lächerlich zu halten. Wir sehen doch, wie es in Staaten zugeht, in denen kein liberaler Rechtsstaat und keine Gewaltenteilung existieren. Wir sehen doch, wie sich in Afrika verfeindete Stämme bekriegen und Diktatoren um die Macht kämpfen.“