Das Interview der ARD mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin war als öffentlich-rechtliche Inszenierung angelegt – nach dem Schema: Das große Gespräch zum Deutschland-Besuch. Es entwickelte sich jedoch zu einer peinlichen Lehrstunde für den WDR-Chefredakteur.
Der Grund: Putin wusste wovon er sprach.
(Quelle)
Wenn man sich die Interviews von Claus Kleber mit Mahmud Achmedinedschad oder von Jürgen Todenhöfer mit Bashar al-Assad angesehen hat, ist das nicht wirklich überraschend. Jörg Schönenborn schlug sich so wie seine beiden Vorgänger, er war völlig unvorbereitet und ließ sich von Putin vorführen. Von den Razzien gegen NGOs in Russland über Zypern bis zu Syrien – in allen Themen zeigte Schönenborn Ahnungslosigkeit. Im Grunde stellte Putin die Fragen und gab die Antworten, während Schönenborn ihm zuhörte.
Als Putin die Razzia an deutschen Partei-Stiftungen damit relativierte, dass im Westen alle Organisationen mit ausländischer Finanzierung ebenfalls ihre Karten offenlegen müssten und Russland selbst nur zwei politische Organisationen im Westen unterhalte, hätte Schönenborn ihn darauf hinweisen können, dass die größte politische Organisation Moskaus in Deutschland Gerhard Schröder heißt und mehr Macht hat als alle deutschen Partei-Stiftungen in Moskau zusammengerechnet.
Die als „Routine-Event“ bezeichneten Razzien gegen NGOs in Russland waren viel mehr als das. Es handelte sich um eine Maßnahme, die es im post-sowjetischen Russland noch nie gegeben hatte. Nicht nur „ausländische NGOs“ waren betroffen, sondern auch russische wie z.B. „Memorial“, denen aufgrund regierungskritischer Tendenzen pauschal vorgeworfen wurde, ausländische Agenten zu sein. Schönenborn hätte Putin auch darauf hinweisen können. Aber nichts davon geschah:
Von Schönenborn kam keine Gegenfrage. Kein Nachbohren. Kein Konter. Nichts.
Warum Schönenborn so kläglich scheiterte: Ein Interview wie dieses ist keine journalistische Arbeit. Es ist eine Trophäen-Jagd: „Wir haben Putin!“, wird es durch die ARD-Hallen geschallt haben. Damit war der Zweck schon erreicht. Das Interview selbst – Nebensache.
Und damit konnte nach Achmedinedschad und Assad wieder ein lupenreiner, antiwestlicher Despot im GEZ-Fernsehen den Sieg davontragen. Das Interview wurde schon kurz darauf von russischen Nutzern auf Youtube gestellt. Wenn es die Runde macht, dauert es nicht mehr lange, und wir erleben, wie Kim Jong-Un, Lukashenko und Mohammed Mursi deutsche Journalisten vorführen.
April 6, 2013 um 23:04 |
Ich denke nicht, dass das Putin-Russland als antiwestlich gilt. Es ist eher antiamerikanisch. Das Putin-Russland hat schon oft versucht sich diplomatisch mehr an Europa und seine Nationen zu binden. Was in der Vergangenheit an EU-Lobbys und der Nato, als Relikt des Kalten Krieges, scheiterte.
Ich fand dieses Zusammentreffen höchst amüsamt, da ich die ARD als Stellvertreter für unser ganze Mainstream-Medienmaschinerie gesehen habe, die ja schon damals aus diesen Anarcho-Pussys Heldinnen und Märtyrer gemacht haben. Putin, wie er leibt und lebt, hat es auch auf so eine russische Art sichtlich genossen 😉
April 6, 2013 um 23:51 |
Wo ist der Unterschied?
April 7, 2013 um 00:05
Nun, ich und Herr Putin gehen von einer europäisch-abendändischen Tradition aus, die jenseits von Übersee existiert. Hoffe, das hilft weiter.
April 7, 2013 um 16:47
Komische abendländische Tradition wenn man sich als Präsident x-mal wiederwählen lassen kann (aber eigentlich nicht muss)
Für mich ist das eher eine morgenländische (früher hätte man gesagt: byzantinische) Tradition.
April 7, 2013 um 01:43 |
Ich glaube nicht, dass Putin ein Demokrat ist. Er sagt aber ganz richtig, dass europäische Staaten Jahrhunderte brauchten, um Demokratie zu lernen. Russland hatte dazu bisher kaum mehr als 20 Jahre.
Aber was mich wirklich empört, ist dieser ignorante Schönenborn, der sich von Putin vorführen lässt. Er ist offenkundig schlecht vorbereitet und meint, der deutsche Staatsfunk, der ihn recht gut alimentiert, sei schon Garant genug, um ihm eine Position zu sichern, die ihn gegenüber Putin als Demokratiepapst ausweist. Was für ein Reinfall!
Bei uns herrscht schon lange keine Meinungsfreiheit mehr und politisch missliebige Gruppierungen werden nach Strich und Faden delegitimiert und diffamiert. Eine offene Diskussion findet nicht statt. Alles, was rechts der CDU/CSU angesiedelt ist, wird in Grund und Boden gestampft, aber alles was links davon ist, wird zur Welterlösungslehre erklärt. Wird man als Rechtsextremer verortet, ist man ein Straftäter. Gleichzeitig können sich Menschen als linksextrem deklarieren und werden mit einem Heiligenschein belohnt.
Ist das die Demokratie, die uns nach Meinung des Staatsfunks legitimiert, über die Russen zu Gericht sitzen zu dürfen?
Dieses desaströse Interview des Schnösels Schönenborn hätte gar nicht gesendet werden sollen. Wahrscheinlich hat man das auch erwogen. Aber die Russen waren schneller. Sie haben es unmittelbar danach auf YouTube veröffentlicht.
April 7, 2013 um 14:58 |
Das ist nicht fehlende Meinungsfreiheit. Es gehört zur Meinungsfreiheit dazu, andere Personen oder Organisationen als rechtsextrem zu bezeichnen. Es wäre eine Einschränkung der Meinungsfreiheit, wenn man dies verbieten würde. Und wenn man als „rechtsextrem“ bezeichnet wird, wird man noch lange nicht zum Straftäter.
Jeder ist dazu legitimiert, jeden zu kritisieren. Ob die Kritik heuchlerisch ist, ist etwas anderes. In diesem Fall sehe ich es nicht so. Die deutsche Demokratie ist Lichtjahre besser als die russische.
April 7, 2013 um 09:08 |
Lieber „arprin,“ ich habe auch ein bisschen Imterwiev mit Putiin gesehen. Wir müssen wissen, dass Putin früher ein Agent KGB war. Für ihn Deutschland der Feind auf Leben und Tod auch war. Er hat immer die Lehrung von Dzerschinski „ceka,“ der Westen ist der grösste Feind für ortodox Russland. Putins Vater war ein Mitglied des SPECNAZ. Er sehe immer Deutschland wie geschlagende aus Zweite Weltkrieg. Und für mich Gerhard Schröder ist Pharisier. Russland und Putin erkennen nur Macht und ich denke, dass Deutschland sich immer wie geschlagende fühlt. Und Rutin alles sehr sieht. Politische Korrekheit rücksichtlich Russland ist für Deutschland keine gute Sache.Das warenortodox Russland.
April 7, 2013 um 12:34 |
das erinnert mich an die Haider-Zeit.
da glaubten die arroganten bundesdeutschen Journalisten auch, es mit einem kleinen Primitivling zu tun zu haben.
dies passierte den Journalisten bei Haider nicht nur einmal, sondern immer wieder
April 7, 2013 um 12:47 |
Putin betreibt einen eigenen Propaganda-Sender für den Westen:
http://aron2201sperber.wordpress.com/2012/04/17/assange-und-die-internationale-solidaritat/
die russische Sicht im Westen zu verbreiten, wäre grundsätzlich o.k., wenn Russland dasselbe auch im eigenen Land akzeptieren würde.
worüber man mit Putin über RT allerdings auch sprechen hätte müssen, sind die Inhalte:
das Programm ist voll von gehässigen, völlig abstrusen Verschwörungstheorien.
Ein Jürgen Elsässer ist bei RT Mainstream
dass solche Ansichten offenbar die Ansichten des russischen Staates sind, ist wohl sehr bedenklich
April 8, 2013 um 01:15 |
Arprin, ich verstehe nicht, warum du etwas schönredest, was nicht schönzureden ist. Unter Meinungsfreiheit verstehe ich weder Verleumdung, noch Diffamierung. Ich verstehe darunter auch nicht gesetzliche Bestimmungen, die Meinungsfreiheit beschränken, indem sie „Störungen des öffentlichen Friedens“, was immer das heißen mag, unter Strafe stellen um damit gerade gegen jene vorgehen zu dürfen, die aggressiv und verfassungsfeindlich agierenden Gruppierungen mit bloßen Argumenten entgegentreten.
Ist eine staatsfeindliche Gruppe stark und gewalttätig genug, um den „öffentlichen Frieden zu stören“, dann darf gegen diese Gruppe nicht mehr argumentiert werden.
Oder schau dir die heuchlerische Berichterstattung der Massenmedien an, wenn es um Gewalt geht. Ist der Verdächtige oder der Täter ein zugezogener Kulturfremder, wird seine Herkunft verschleiert. Ist das Meinungsfreiheit?
Wenn Gebietskörperschaften wie Städte und Gemeinden die Versammlungsfreiheit bestimmter als „rechts“ gebrandmarkter Gruppen und Parteien behindern, ist das dann Meinungsfreiheit?
Wenn ein 26-jähriger Vater von 5 Kindern wegen Raub, Vergewaltigung und Mord an einer 86-jährigen bettlägerigen Innsbruckerin zu lebenslanger Haft verurteilt wird, ist er ein „Rumäne“. Die Rumänen werden sich bedanken. Zu welcher Ethnie er wirklich gehört, ist ein Tabu. Das darf nicht geschrieben werden. Ist das Meinungsfreiheit?
Wenn einer Mohammed kritisiert, wird er verurteilt. Wenn einer Jesus lächerlich macht, wird er freigesprochen. Wenn Walter Herrmann am Kölner Domplatz einen Juden plakatiert, der palästinensische Kinder verspeist, geschieht nichts. Bis heute.
Ist das die deutsche Meinungsfreiheit?
April 8, 2013 um 16:45 |
Ich rede doch nichts schön. Ich denke nur, dass du eine andere Vorstellung von Meinungsfreiheit hast als ich. Zur Meinungsfreiheit gehört es dazu, andere Meinungen zu tolerieren. Und die Meinungsfreiheit endet, wenn Meinungen verboten werden.
Ja, ist es. Wenn Journalisten zu feige sind, um unangenehme Themen anzusprechen, ist das keine Zensur. Sie könnten die Herkunft der Täter nennen, ohne bestraft zu werden. Willst du Journalisten per Gesetz zwingen, die Herkunft der Täter zu nennen?
Kommt darauf an, wie sie das tun. Die Versammlungsfreiheit anderer Gruppen zu behindern kann auch nur bedeuten, dass man seine eigene Versammlungsfreiheit nutzt. Da die rechten in Deutschland meistens in der totalen Minderheit sind, ziehen sie oft den Kürzeren.
Wie schon gesagt: Wenn Journalisten zu feige sind, um unangenehme Themen anzusprechen, ist das keine Zensur.
Wenn jemand für die Kritik an Mohamed verurteil wird, ist das nicht Meinungsfreiheit. Ist das in Deutschland schon geschehen?
April 8, 2013 um 19:14
Wegen Verunglmpfung religiöser Persönlichkeiten? ich glaube ja…muss man mal googeln.
Bei diesen Jesus-Verhöhnungsinstallationen kam immer die Kunstfreiheit ins Spiel. Vielleicht sollte man eine Skulptur machen wo Mohammed von einer Sau gesäugt wird und dann ein paar psychologische Deutungen darüber veröffentlichen. Dann ist das…Kunst!
April 8, 2013 um 09:10 |
„Und damit konnte nach Achmedinedschad und Assad wieder ein lupenreiner, antiwestlicher Despot im GEZ-Fernsehen den Sieg davontragen. Das Interview wurde schon kurz darauf von russischen Nutzern auf Youtube gestellt. Wenn es die Runde macht, dauert es nicht mehr lange, und wir erleben, wie Kim Jong-Un, Lukashenko und Mohammed Mursi deutsche Journalisten vorführen.“
Das mag wohl einfach daran liegen, daß in Diktaturen oder Monarchien durchaus die Möglichkeit besteht, daß ein fähiger und kluger Mensch an`s Ruder kommt.
Diese Gefahr besteht in einer Demokratie nicht. Dort werden immer die miesesten und unfähigsten Typen nach oben gespült.
April 8, 2013 um 16:29 |
Die spanischen Könige litten nach jahrhundertelangem Inzest an Wahnsinn. Stalin, Mao und Pol Pot ließen Millionen ermorden.
Das Wichtige an der Demokratie ist die Begrenzung der Macht und friedliche Machtwechsel.
April 8, 2013 um 21:13 |
Ich habe auch die ersten 15 Minuten mir das Interview angesehen. Schönenborn war wirklich völlig unvorbereitet. Was erwartest du allerdings von so einem Interview? Der Journalist wird gegenüber einem Staatschef immer den Kürzeren ziehen, weil es nun mal kein Gespräch auf Augenhöhe ist.
Andererseits; Darf ein Reporter des Staatsfernsehens einem wichtigen Handelspartner und Diktator wie Putin überhaupt gegen den Kopf stoßen?
April 12, 2013 um 20:40 |
Das ist richtige Frage !
April 11, 2013 um 08:47 |
Von der „Möglichkeit“ war die Rede, nicht von „muß“.
Durch wen oder was?
Cui bono?
April 11, 2013 um 16:39 |
Durch die Gewaltenteilung.
Alle profitieren, wenn es bei einem Machtwechsel nicht zu Massakern, Kriegen oder Völkermorde kommt.
April 12, 2013 um 20:35
Sie haben Recht !!!
April 11, 2013 um 16:57 |
Es gibt übrigends auch Optionen für die Monarchie abseits der Erbmonarchie. Andererseits kann die Heiratspolitik in einer Monarchie entweder vollkommen sinnlos und destruktiv sein, wie im Spanischen Könisghaus des 17. Jhr. n.Chr., kann aber auch geschickt und ungalublich effektiv für die Staatsräson wirksam sein, wie zum Beispiel die Habsburger Heiratspolitik.
ich denke übrigends nicht, dass in einer Demokratie es zu Machtwechsel kommen sollte. In einer Demokratie sollte das Volk herrschen und niemand anderes!
April 12, 2013 um 20:34
Danke ! Ich habe gleiche Meinung. „In einer Demokratie sollte das Volk durch direkte Demokratie herrschen und niemand anderes !!!“
April 12, 2013 um 20:37 |
Ich muss wieder „Ja“ sagen !!!
April 12, 2013 um 12:32 |
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Was hat denn Gewaltenteilung mit Demokratie zu tun?
In welche dieser drei Kathegorien fallen denn Ihrer Ansicht nach die Nürnberger Prozesse?