Hier nun der siebte Teil der WM-Reihe, die im November 2012 startete und im Mai 2014 ihren Abschluss finden wird. Auf all die legendären Spiele, unglaublichen Tore und unvergessene Spieler, die das größte Sportereignis der Welt von 1930 bis 2010 hervorgebracht hat, sich tief in das Gedächtnis von Millionen Menschen eingebrannt haben und bisweilen zu nationalen Mythen avancierten, wird zurückgeblickt. Dieses Mal ist die WM 1962 dran. Im Entwicklungsland Chile findet eine von Defensivfußball und brutalen Fouls geprägte WM, in der Brasilien dank ihrem überragenden Akteur Garrincha zum zweiten Mal hintereinander den Titel holt.
Vor der WM
Im Jahr 1962 befand sich der Kalte Krieg auf dem Höhepunkt, der Mauerbau und die Kuba-Krise hielten die Welt in Atem, und vom 30. Mai bis zum 17. Juni fand die 7. Fußball-Weltmeisterschaft in Chile statt. Nach zwei Weltmeisterschaften in Europa beschloss die FIFA, das Turnier wieder in Südamerika auszutragen. Argentinien galt als großer Favorit, doch völlig überraschend entschied sich das FIFA-Komitee für Chile, einem bitterarmen Entwicklungsland, das auch fußballerisch nicht gerade zur Spitzenklasse gehörte. Der chilenische Leiter des WM-Organisationskomitees, Carlos Dittborn, wurde mit dem wohl erfundenen Satz „Weil wir nichts haben, erschaffen wir alles“ zu einer Legende in Chile.
Nachdem Chile im Mai 1960 vom schlimmsten Erdbeben des 20. Jahrhunderts (9,6 auf der Richterskala) getroffen wurde, mehrten sich die Stimmen, die das Turnier in ein anderes Land, eventuell Europa, verlegen wollten. Die Chilenen mussten die Anzahl der Austragungsorte von ursprünglich 9 auf 4 reduzieren (Santiago, Rancagua, Viña del Mar und das nördlich gelegene, wegen des trockenen Wetters von den Gastmannschaften ungeliebte Arica). Einen Monat vor Beginn der WM starb Carlos Dittborn mit 41 Jahren an einem Herzschlag, in Gedenken an ihm trat die chilenische Mannschaft das ganze Turnier über mit einem Trauerflor. (more…)