Archive for Oktober 2013

Vince Ebert über Homöopathie

Oktober 31, 2013

Vince Ebert ist aktuell wieder mit einem neuen Buch unterwegs, in dem er Wissenschaft und Comedy in Einklang bringt. Schon vor einiger Zeit hat er sich mit dem Thema Homöopathie auseinandergesetzt:

„Homöopathie ist also so ähnlich, wie wenn ich in Frankfurt einen Autoschlüssel in den Main werfe und dann in Würzburg versuche, mit dem Mainwasser das Fahrzeug zu starten.“

„Jedes Mittel weiß ganz genau, welche Geister es verstärken soll und welche nicht. Faszinierend, oder? Es gibt Menschen, die sitzen in geschlossenen Psychiatrien für weit weniger.“

„Der Witz an echten Wirkstoffen ist ja gerade, dass sie unabhängig davon ob man daran glaubt oder nicht, eine Wirkung haben. Bestes Beispiel: Fünf Milligramm Strychnin im Kaffee – wenn sie nicht daran glauben, probieren sie’s aus.“

„Wie seriös sind Ärzte und Apotheker, die diese Globuli als reale Wirkstoffe verkaufen? Ich für meinen Teil nehm‘ die genauso ernst wie Fluglotsen, die glauben dass die Erde eine Scheibe ist.“

Und dennoch gaben die Deutschen im Jahr 2011 389 Millionen Euro für homöopathische Arzneimittel aus …

Frankreich braucht Bastiat

Oktober 29, 2013
Er würde sich im Grab umdrehen: Frédéric Bastiat

Er würde sich im Grab umdrehen: Frédéric Bastiat

Es gab im 19. Jahrhundert eine Reihe von großartigen Denkern, die sich für Freihandel, eine Beschränkung des Staates und gegen Imperialismus einsetzten. Diese Bewegung nannte man „Manchesterliberalismus“. Zu ihren Vertretern gehörten u.a. Richard Cobden und John Bright in England sowie John Prince-Smith und Eugen Richter in Deutschland. Einer der bekanntesten Manchesterliberalen kam aus Frankreich: Frédéric Bastiat. Ein Zitat von ihm ist besonders in Erinnerung geblieben: „L’État, c’est la grande fiction à travers laquelle tout le monde s’efforce de vivre aux dépens de tout le monde“ („Der Staat ist die große Fiktion, nach der sich jedermann bemüht, auf Kosten jedermanns zu leben“).

Das Zitat stammt aus seiner Schrift „Der Staat„. In der satirischen „Petition der Kerzenmacher“ kritisiert Bastiat in überspitzter Form den Protektionismus. Die Kerzenmacher sprechen beim Minister vor, um sich über die unfaire Konkurrenz der Sonne zu beschweren. Die Regierung müsste den Bürgern befehlen, tagsüber die Räume zu verdunkeln, damit es den Kerzenmachern besser geht. Heute oft rezitiert wird auch „Was man sieht und was man nicht sieht„, in der Bastiat klarmacht, dass Zerstörungen der Gesellschaft keinen Nutzen bringen, wie noch in unserer Zeit oft behauptet wird, nachdem Naturkatastrophen gewütet haben.

In Frankreich ist Bastiat heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Das Land befindet sich im Würgegriff einer interventionistischen Wirtschaftspolitik. Die Staatsquote ist die zweithöchste in der EU, die Bürger werden „zu ihrem eigenen Wohl“ mit allen möglichen Abgaben ausgequetscht. Es gibt kaum eine Steuer, die sich die französischen Regierungen nicht ausdenken. Momentan wird die Einführung einer Red-Bull-Steuer geplant, mit der Begründung, dass Energydrinks gesundheitsschädlich seien. Dabei gibt es bereits eine Soda-Steuer. Weitere Steuern, die ernsthaft diskutiert wurden, waren eine Steuer für Chips und Hamburger, eine Nutella-Steuer auf Palmöl und eine Smartphone-Steuer.

Vor seinem Wahlsieg meinte Hollande, der sich selbst als Sozialist bezeichnet, sein wahrer Gegner sei nicht etwa Sarkozy, sondern „die Finanzwelt“, und kündigte die Einführung einer 75%-Steuer für Einkommen über 1 Million an. Diese Politik führte dazu, dass einige Franzosen es nun sogar vorziehen, vor der Tyrannei nach Russland zu fliehen, wie der Fall Gérard Depardieu zeigt. Die französischen Fußballklubs kündigten an, Ende November einen Spieltag streiken zu wollen, um gegen die 75%-Reichensteuer zu protestieren. Hier werden Erinnerungen an John Galts Streik wach, der in Ayn Rands Roman „Atlas Shrugged“ vor den Plünderern flieht, die alle produktiven Kräfte zerstören wollen. (more…)

It’s easy to protest when you’re not hungry

Oktober 25, 2013

Norman Borlaug wird von Gentechnik-Gegnern gehasst, weil er neue, gentechnisch veränderte Pflanzenarten entwickelt hat. Diese ertragreichen Pflanzenarten haben 1 Milliarde Menschen das Leben gerettet.

Borlaug, der 2009 im Alter von 95 Jahren starb, gilt als der Vater der “Grünen Revolution“. Ihm gelang es zusammen mit seinen Assistenten in einer Zeit, in der sich die Menschheit so schnell vermehrte wie nie zuvor, bessere Weizen-, Mais- und Bohnensorten zu entwickeln, die kurz darauf die Hälfte der Menschheit ernährten. Obwohl er damit vielleicht die wichtigste Person ist, die je gelebt hat, ist sein Name heute kaum bekannt, während vermeintliche Engel wie Gandhi und Mutter Teresa noch immer verehrt werden. Immerhin bekam Borlaug 1970 den Friedensnobelpreis und 2007 die höchste zivile Auszeichnung der USA, die goldene Ehrenmedaille des Kongresses.

Der Kampf gegen Hunger ist noch immer im vollen Gang. Anfang Oktober veröffentlichte die UNO einen Bericht, indem eine Zwischenbilanz über die sogenannten Milleniumsziele (Bekämpfung von Armut, Hunger, Krankheiten, Analphabetismus usw.) gezogen wurde. Noch immer leiden 842 Millionen Menschen an Unterernährung, der Anteil an der Weltbevölkerung ist von 23,2% zwischen 1990 und 1992 auf 14% im Jahr 2013 gesunken. Das Ziel war es gewesen, den Anteil bis 2015 zu halbieren. In Afrika wird der Kampf gegen Hunger ausgerechnet von grünen Aktivisten sabotiert. (more…)

Die ewigen Zahlmeister

Oktober 23, 2013
Der Vatikan, die letzte westeuropäische Diktatur

Darf die Kirche den schnöden Mammon anbeten?

Um Steuern zu rechtfertigen, wird oft weit ausgeholt. Bei der Kirchensteuer müssen wir uns ins frühe 19. Jahrhundert begeben. Auf Druck Napoleons mussten deutsche Fürsten Gebiete abzutreten. Diese Fürsten wurden dann mit dem Vermögen der Reichskirche entschädigt, die Kirche wird nun seit 200 Jahren vom Staat entschädigt. Selbst wenn man davon ausgeht, dass das Vermögen der Kirche auf ehrliche Weise zustande kam, ist diese Regelung absurd. Man stelle sich vor, der Staat enteignet en Unternehmen, das als Entschädigung dafür die nächsten 200 Jahre Geld vom Steuerzahler bekommt (die Franzosen zahlen übrigens keine Reparationen mehr für die Napoleonischen Kriege).

Nun kommt auch noch dazu, dass das Vermögen der Kirche nicht auf ehrliche Weise zustande kam. Leibeigenschaft, Inquisition, Urkundenfälschung, Ablasshandel, Gold- und Silberraub aus Mexiko, Peru, Bolivien usw. haben zum Reichtum der Kirche beigetragen. Die lateinamerikanischen Länder hätten ein größeres Recht, einmalige Entschädigungen von der Kirche für die ganzen Gold- und Silberraub zu fordern als die Kirche zwei Jahrhunderte lang vom deutschen Staat. Ein Professor für Kirchenrecht fasste es so zusammen: „Das Kaiserreich hat gezahlt, die Weimarer Republik hat gezahlt, Hitler hat gezahlt und die Bundesrepublik zahlt immer noch“.

Es erinnert an den Solidaritätszuschlag, der ursprünglich nur ein Jahr dauern sollte und sich jetzt auf ewig hinzieht. Viele rechtfertigen die Kirchensteuer damit, dass mit ihr soziale Projekte finanziert werden. Aber gerademal ein Zehntel der Kirchensteuer wird für karikative Zwecke ausgegeben, es fließt mehr Geld an die Verwaltung. Immerhin kann man sich von der Kirchensteuer freistellen lassen (so sollte es bei allen Steuern sein). Die Kirchengehälter müssen jedoch alle zahlen, ob Christ, Muslim, Jude, Buddhist oder Atheist. Seien wir ehrlich: Die ganze Napoleon-Geschichte ist nichts weiter als ein Trick, um an das Geld der Bürger zu kommen. (more…)

Todenhöfer und der Israelknacks

Oktober 18, 2013
Jürgen Todenhöfer (Bild: Hydro)

Märchen aus Tausendundeiner Nacht mit Todenhöfer (Bild: Hydro)

Jürgen Todenhöfers neues Buch „Du sollst nicht töten“ ist bereits zum Bestseller geworden. Titeltechnisch begibt sich Todenhöfer damit auf neuen Wegen. Sein vorletztes Werk nannte er noch „Warum tötest du, Zaid?“. Dort erklärte er detailliert, warum Zaid und seine Freunde, die nach eigenen Auskünften al-Qaida bewunderten und für einen Staat mit der Scharia kämpften, amerikanische Soldaten im Irak töten. Nun geht es ihm also – wenn man dem Titel glauben darf – nicht mehr darum, Mörder und ihre Taten zu er- und verklären, sondern Mord grundsätzlich zu ächten.

In „Warum tötest du, Zaid?“ formulierte Todenhöfer „10 Thesen“, in denen er erschreckende Unkenntnis über die Geschichte des Islams, die Gründe für die Rückständigkeit der islamischen Welt und die vermeintliche Toleranz gegenüber Minderheiten in islamischen Ländern zeigte. Außerdem jonglierte er mit Zahlen herum, die schon längst diskreditiert sind und nur zur Propaganda genutzt werden. Aber zurück zu seinem neuen Buch. Vor zwei Wochen veröffentlichte Todenhöfer als Werbung für sein Buch einen kurzen Text mit einem Video, indem er eine Reise nach Gaza beschrieb.

Dieser Text ist ein wunderbares Beispiel für alle Mythen, die in der deutschen Debatte um das Thema Israel kursieren. In 19 Sätzen stellt Todenhöfer die Fakten auf den Kopf und offenbart am Ende seinen Israelknacks. Stellvertretend für alle „Israelkritiker“ sollen Todenhöfers Behauptungen in folgender Replik richtiggestellt werden. (more…)

Ein liberaler Aufbruch?

Oktober 14, 2013
Der Gründer des Liberalen Aufbruchs (Bild: www.frank-schaeffler.de / studio kohlmeier)

Der Gründer des Liberalen Aufbruchs (Bild: http://www.frank-schaeffler.de / studio kohlmeier)

Viele im Netz aktive Liberale waren froh über das Ausscheiden der FDP aus dem Bundestag. Zwar wird der Bundestag jetzt ganz offiziell nur noch von sozialdemokratischen oder sozialistischen Parteien besetzt, aber die FDP hatte sich immer mehr von ihren Werten entfernt und den Ruf des Liberalismus geschadet. Die Niederlage wurde als gute Chance gesehen, um eine Neu-Orientierung mit neuem Personal durchzuführen. Man hört sogar, dass es nach dem 22. September eine Eintrittswelle in die FDP gab.

Die vor drei Jahren von Frank Schäffler gegründete Plattform „Liberaler Aufbruch“ kann man wohl als den klassisch liberalen Flügel der FDP bezeichnen. Im Gründungsmanifest berief sich Schäffler auf Hayek und Mises, geißelte die Euro-, Umwelt- und Datenschutzpolitik und sah ein Wählerpotenzial von 25%. Obwohl er bei parteiinternen Abstimmungen teilweise 40% der Stimmen bekam, hält sich sein Einfluss doch sehr in Grenzen. Das hat sich auch nach dem 22. September nicht geändert. So soll ihm aufgrund seiner Kritik an der Eurorettung nahe gelegen worden sein, „zur AfD zu gehen“.

Ich wünsche Schäffler und dem Liberalen Aufbruch natürlich viel Glück und hoffe, dass sie mehr Einfluss in der FDP gewinnen. Falls ihnen das gelingt, würde die FDP für mich wieder wählbar werden. Neben dem Liberalen Aufbruch gibt es noch keinen anderen Flügel, in der Personen, denen die individuelle Freiheit am Herzen liegt, eine politische Heimat finden könnten. Neu gegründete Parteien werden wohl wenig ausrichten können, genauso wie die Internet-Bewegung, die vernachlässigbar ist. Die Hoffnungen ruhen also auf den Liberalen Aufbruch. (more…)

Diskriminierung im Namen der Antidiskriminierung

Oktober 12, 2013
Der klassische Rassismus: Eingang für Weiße und Schwarze getrennt

Die klassische Diskriminierung: Eingang für Weiße und Schwarze getrennt

Die klassische Bedeutung des Wortes „Diskriminierung“ ist die Benachteiligung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft, Rasse, Geschlecht, Religion, Alter, Behinderung oder sexuellen Ausrichtung. So gab es in den USA lange Zeit die Rassentrennung in Schulen, Bussen, Läden usw., in der Schweiz bekamen die Frauen erst 1970 das Wahlrecht, Angehörige von Minderheitenreligionen oder Atheisten war der Zugang zu öffentlichen Stellen versperrt und Homosexuelle dürfen bis heute in den meisten Ländern nicht heiraten oder Kinder adoptieren.

Um diese Missstände zu beenden, hätte es ausgereicht, die diskriminierenden Gesetze aufzuheben und den betroffenen Gruppen die rechtliche Gleichstellung zu geben. Aber dabei ist es nicht geblieben. Stattdessen machte sich eine andere, subtilere Form der Diskriminierung breit, und zwar im Namen der Antidiskriminierung. Solch progressiv gemeinte Gesetze wir das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) in Deutschland und das Bundesgesetz über die Gleichbehandlung in Österreich oder die immer lauter werdenden Forderungen nach Frauen- und Migrantenquoten („positive Diskriminierung“) zeugen von dieser Entwicklung.

Ein aktueller Fall aus Graz: Eine Tankstellenbetreiberin wurde ermahnt, weil sie in einem Stelleninserat für die Bewerber „ausgezeichnete Deutschkenntnisse“ forderte. In der Vergangenheit gab es viele solcher absurder Urteile. Eine Bewerberin bei einer Zahnarztpraxis in Berlin wurde abgewiesen, weil sie ihr Kopftuch nicht ablegen wollte. Das Arbeitsgericht sah einen Verstoß gegen das AGG, die Klägerin bekam Entschädigung zugesprochen. In einer Diskothek in Hannover wurde ein Türkischstämmiger von den Türstehern nicht eingelassen. Das Amtsgericht verurteilte die Diskothek zu 1.000 Euro Schadensersatz, außerdem muss dem Türkischstämmigen in Zukunft Eintritt gewährt werden. (more…)

Chemiewaffenkontrolle und Frieden in Syrien

Oktober 11, 2013
Das geteilte Syrien

In Syrien ist nach zweieinhalb Jahren weiterhin kein Frieden in Sicht

Es wäre nicht falsch zu sagen, dass die Organisation für das Verbot chemischer Waffen (OPCW) in den 16 Jahren ihrer Existenz viel gute Arbeit geleistet hat: 58.000 der 71.000 Tonnen Chemiewaffen auf der Welt sind vernichtet worden. Der Anlass für den Friedensnobelpreis für die OPCW ist jedoch nicht gut gewählt, da man noch nicht weiß, ob die vor gerade fünf Tagen gestartete OPCW-Mission in Syrien erfolgreich sein wird. Malala Yousafzai hätte ihn für ihren Einsatz für Bildung eher verdient gehabt.

Wird die OPCW-Mission in Syrien überhaupt helfen, um für Frieden zu sorgen? Durch die Chemiewaffenkontrolle wird – wenn es denn so läuft wie abgesprochen – den Kriegsparteien die Möglichkeit genommen, ihr Tötungspotenzial signifikant aufzustocken. Täglich sterben in Syrien etwa 100 Menschen. Der Chemiewaffenangriff auf Ghouta, bei dem die Indizien recht deutlich für eine Täterschaft des Assad-Regimes sprechen, forderte in einem Tag über 1.400 Tote, eine weit größere Dimension.

Frieden wird jedoch trotzdem nicht einkehren, der Krieg wird mit konventionellen Waffen weitergeführt. Das Regime mordet mit Panzern, Artillerie und Flugzeugen weiter, und die Rebellen verüben ebenfalls weiter Massaker. Um Frieden in Syrien zu erreichen, müsste sich die internationale Gemeinschaft auf andere Maßnahmen einigen, wie z.B. ein Waffenembargo nach Syrien, eine Flüchtlingskonferenz, die Bildung einer Übergangsregierung und eine UN-Mission. Damit wäre viel mehr getan als mit der Chemiewaffenkontrolle. (more…)

Sind Boykotte hilfreich?

Oktober 9, 2013

Chinesen beim Boykott japanischer Produkte

Oft hören wir, dass man Waren aus bestimmten Ländern oder Unternehmen boykottieren sollte, um gegen allerlei Unrecht in der Welt zu protestieren. Palästina-Aktivisten fordern einen Boykott israelischer Waren, um gegen die israelische Besatzung zu protestieren, viele NGOs forderten nach dem Einsturz einer Textilfabrik einen Boykott von in Bangladesch hergestellten Waren, im Netz fordern viele nach der ARD-Reportage „Ausgeliefert“ einen Boykott von Amazon, die LGBT-Community will den Nudelhersteller Barilla boykottieren, weil sich deren Chef homophob geäußert hat, und einige wollen jetzt die WM in Katar boykottieren, um gegen die Arbeitsbedingungen der Gastarbeiter in Katar zu protestieren.

Natürlich kann jeder freiwillig die Waren boykottieren, die er will. Meinetwegen können die Palästina-Aktivisten die von Israelis erfundene Super-Batterie für Elektrofahrzeuge boykottieren, und wer will, kann auch Kik, Amazon, Barilla und die WM in Katar boykottieren. Das ist der ganz normale Marktalltag: Der Kunde hat seine Präferenzen. Wobei man darauf aufmerksam machen kann, dass ein Boykott von Barilla albern ist. Als ob es für einen Nudelhersteller wichtig ist, ob der Chef homophob ist oder nicht. Genauso albern wäre es, wenn Unternehmen Gesinnungstests für ihre Kunden einführen („Keine Nudeln für Sexisten, Homophobe und Antisemiten“).

Abzulehnen sind staatlich erzwungene Boykottmaßnahmen. Die Kunden können alleine über ihre Präferenzen entscheiden. Es gibt keinen Grund, warum der Staat seinen Bürgern Waren vorenthalten sollte, für die er bereit wäre zu zahlen. Nun mögen einige einwenden, dass man Waren boykottieren sollte, wenn bei ihrer Herstellung Verbrechen begangen werden. In den meisten Fällen beklagen die Boykotteure aber keine realen Verbrechen, sondern freiwillig geschlossene Arbeitsverträge, die sie für ungerecht halten und deshalb verbieten wollen. Das einzige Verbrechen hier wäre das staatlich erzwungene Arbeitsverbot. (more…)

Katar, die FIFA und der Kapitalismus

Oktober 5, 2013
Das neue Logo der FIFA

Schuld für die „Katarstrophe“: Die FIFA

Nachdem der Guardian über die schlimme Lage der entrechteten Arbeitsmigranten in Katar aufmerksam machte, haben sich natürlich sofort einige Stimmen erhoben, die „den Kapitalismus“ für die Situation der Arbeiter verantwortlich machen. So sprach Rainer Grünberg im Hamburger Abendblatt von der „hässlichen Fratze des Kapitalismus“ und in der eigentlich unpolitischen Sportseite „Spox“ stellte ein User in einem Blog gleich die Systemfrage:

Wir leben im Kapitalismus. Und Katar macht aktuell nichts anderes, was der Rest der Welt auch tut: Denjenigen, der nichts hat, ausbeuten. Im Kapitalismus entscheidet das Kapital die Spielregeln. Hast du Kapital, Glückwunsch, jetzt suchst du dir Humankapital und lässt sie arbeiten und tauscht sie aus, wenn sie aufsässig werden. Es gilt die Maxime: Eine Schicht muss leiden, damit die Andere in Saus und Braus leben kann. Nichts anderes geschieht in Katar. Kapitalismus in seiner reinsten Form.

Es ist unbestritten, dass es Unternehmer gibt, die sich nicht um die Rechte ihrer Arbeiter kümmern und sogar über Leichen gehen. Das ist aber kein Grund, um gegen den Kapitalismus zu sein, denn Kapitalismus bedeutet eben nicht „Alle Macht den Unternehmern“. Kapitalismus bedeutet, in aller Kürze, dass nicht eine zentrale Behörde entscheidet, was produziert und zu welchem Preis etwas verkauft wird, sondern die Arbeitgeber und Arbeitnehmer in ihren freien Entscheidungen. Das heißt auch, dass jeder Arbeiter die völlige Vertragsfreiheit hat und nicht vom Staat reguliert wird. Stellt sich also die Frage: Haben die Arbeitsmigranten in Katar Vertragsfreiheit? (more…)