Er hat es wieder getan. Jürgen Todenhöfer, bekannt für seine Verteidigungsreden für al-Qaida, den Taliban, Assad, den Mullahs im Iran und den Muslimbrüdern in Ägypten, hat sich in seinem neuesten Facebook-Eintrag „Islamkritik als Geschäftsmodell“ zu Hamed Abdel-Samads Buch „Der islamische Faschismus“ geäußert. Todenhöfer sagt dort, er respektiere Abdel-Samad als Menschen, aber seine Islambeschimpfungen seien „ignorant, dreist und feige“. Abdel-Samads Buch sei Volksverhetzung, es ginge ihm nur um das Geld, und der Koran sei in Wirklichkeit ein friedliches Buch. Der ganze Text ist ein Offenbarungseid.
Gehen wir die Sache durch:
Der Deutsch-Ägypter Hamed Abdel-Samad nennt in seinem neuen Buch den Islam „Faschismus“. Schon klingelt die Kasse. Eigentlich ist das Volksverhetzung nach §130 Strafgesetzbuch. Aber welcher Richter schützt heute noch die Würde einer Religion?
Erst einmal ist Paragraph 130 ein Widerspruch zur Meinungsfreiheit, da er Meinungen kriminalisiert, und gehört daher abgeschafft. Aber selbst wenn man Volksverhetzung unter Strafe stellen lassen will – was bei Todenhöfer offenbar zutrifft – stellt sich die Frage: Inwiefern erfüllt die Aussage „Der Islam ist faschistisch“ diesen Tatbestand? Nur weil man den Islam für faschistisch hält, heißt das noch lange nicht, dass man zur Verfolgung von Muslimen aufruft. Das hat Abdel-Samad nie getan, es ging ihm immer nur um Kritik an der Ideologie. Auch wenn man diese Kritik nicht teilt, hat sie nichts mit Volksverhetzung zu tun.
IGNORANT
Samad ist (im besten Fall) kein wirklicher Islamkenner. Er wüsste sonst, dass sich die kriegerischen Passagen des Koran „erkennbar auf die damaligen militärischen Auseinandersetzungen zwischen Mekka und Medina und damit ausschließlich auf bestimmte Kampfszenen jener Zeit“ beziehen. Der bekannte frühere ägyptische Religionsminister Zakzouk hat darauf – wie viele andere – immer wieder hingewiesen. Nur totale Ignoranten basteln daraus einen Faschismus-Vorwurf. Oder Leute, die den Koran bewusst verdrehen.
Wenn im Koran oder den anderen heiligen Schriften des Islam dazu aufgerufen wird, Ungläubige zu töten „wo man sie findet“ oder Apostaten hinzurichten, ist das eindeutig ein Aufruf zur Verfolgung von Nicht-Muslimen. Dies zu leugnen, ist ein Beispiel für Todenhöfers Ignoranz. Im Grunde sagt er ja, dass es für Muslime nur zu Mohameds Zeiten in Ordnung war, Ungläubige zu töten, aber heute nicht mehr. Nicht nur, dass diese Behauptung ziemlich fragwürdig ist (viele islamische Theologen haben eine andere Meinung), sie ist auch völlig unnötig. Viel wichtiger als solche Diskussionen ist die Forderung der Trennung von Staat und Religion. Anstatt den Koran zu verteidigen und „falsche Aussagen über den Koran“ unter Strafe stellen lassen zu wollen, sollte man den Säkularismus verteidigen, und dazu gehören auch kritische Auseinandersetzungen mit der Religion. (more…)