Es gab früher mal den Beruf des Aufweckers. Ein Aufwecker ging von Haus zu Haus und klopfte an die Tür oder die Scheiben der Bewohner bis sie wach waren. Dann wurde der Wecker erfunden und all diese Arbeitsplätze verschwanden. Traurige Sache für die Aufwecker. Aber für die Anderen war es eine gute Sache. Und der Wecker hat in der Gesamtbilanz sicher nicht zu Massenarbeitslosigkeit geführt, genauso wenig wie die Erfindung des Autos oder des Computers. Die Aufwecker hatten dann die Möglichkeit, einfach andere produktive Dinge zu tun.
Es gibt zu diesem Thema eine nette Anekdote. Milton Friedman besuchte einmal China und sah dort, wie Hunderte Arbeiter mit Schaufeln einen Kanal bauten. Friedman fragte den zuständigen Beamten, warum man für die Arbeit nicht Traktoren benutzt. Der Beamte antwortete: „Das hier ist ein Arbeitsbeschaffungsprogramm!“, woraufhin Friedman entgegnete: „Warum geben sie den Arbeitern dann nicht einfach Löffel?“. Egal ob die Geschichte stimmt oder nicht, sie zeigt auf lustige Weise, wie absurd die Furcht vor Innovationen ist.
Nun haben wir es mit einer neuen Innovation zu tun, die in der Kritik steht: Uber. Dieses amerikanische Unternehmen benutzt nicht eine neue Technik, denn die Autos, mit denen die Gäste befördert werden, können ja nicht fliegen oder so. Aber sie haben einen Trick: Die Kunden müssen nicht minutenlang auf einen Taxifahrer mit Lizenz warten, sondern können mittels einer App an Privatpersonen vermittelt werden. Uber streicht 20 Prozent des Fahrpreises ein. Mit diesem Geschäftsmodell ist aus Uber ein milliardenschweres Unternehmen geworden.
Von Uber vermittelte Fahrten sind meist schneller, billiger und haben besseren Service. Das hat natürlich Folgen. In Frankreich wurde zwischenzeitlich ein Gesetz erlassen, der Taxikunden zwang, 15 Minuten auf ein Taxi zu warten, damit die alten Taxiunternehmen eine Chance hatten (denn dank Uber durften auch die Franzosen weniger Minuten auf ein Taxi warten). Zum Glück wurde das Gesetz wieder außer Kraft gesetzt. Aber das Taxi-Kartell ist noch nicht geschlagen. In diesem Monat organisierten die Taxifahrer einen weltweiten Streik, um gegen Uber zu protestieren.
Wie zu erwarten, war der Streik ein Misserfolg. Uber hatte sechs- bis achteinhalb mehr neue Kunden als an gewöhnlichen Tagen. Dasselbe wäre wohl passiert, wenn Pferdekutschenbesitzer gegen das Auto protestiert hätten. Ein besserer Weg für die Taxifahrer wäre es, ihr Geschäftsmodell zu verbessern – das Auto in einen besseren Stand halten, Kreditkarten akzeptieren, Englisch sprechen usw. – aber stattdessen versuchen sie es mit mehr Regulierung. Das könnte leider auch funktionieren, aber mit Nachteilen für die Kunden.
Einer der Erfolgsgeheimnisse von Uber ist es, auf die Bürokratie zu pfeifen:
Das US-Unternehmen „Uber“ operiert in einer rechtlichen Grauzone. Die Strategie des aggressiv expandierenden Konzerns: Behörden werden vor Erschließung eines neuen Marktes nicht gefragt.
Diese Strategie verdanken wir sehr viel:
No one got approval from Washington to do Google searches, create Facebook profiles, or invent apps for Apple. If we did, they probably would never have happened. It’s fortunate entrepreneurs keep making things faster than worried, control-freak government can smother them.
Oder um Jerzy Jurandot zu zitieren: „Hätte ein Bürokrat die Welt erschaffen, wir wären noch bei der Sintflut!“.
Juni 17, 2014 um 23:07 |
„Der klassische Eigentumsbegriff bekommt Risse, wo Gratisangebote ganze auf bezahlten Gütern fußende Märkte zerstören oder die unautorisierte Kopie und Verfügbarmachung von Inhalten den Urheber enteignet. Ordnungspolitik ist also gefordert, wo nach der Finanzmarktkrise ein weiteres Mal regellose Märkte und maßlose Marktakteure großen Schaden anzurichten drohen.“ – Sigmar Gabriel Unsere politischen Konsequenzen aus der Google-Debatte http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/die-digital-debatte/sigmar-gabriel-konsequenzen-der-google-debatte-12941865-p2.html?printPagedArticle=true#pageIndex_2
SiggyPop scheint so hell, es blendet mich, ahhh 🙂
…Konsequenterweise müsste sich SiggyPop selbstregulieren, der Staat bietet vermeintlich gratis (Google is auch nicht gratis) Straßen, Schwimmbäder und Kochbücher an um damit „auf bezahlten Gütern fußende Märkte [zu] zerstören“ (und verballert nebenbei Unmengen Kapital mit irrem Bürokratismus, den sich rechenschaftspflichtige Unternehmen nie so langfristig leisten könnten; Staaten zwar auch nicht, denn irgendwann streiken die Unternehmer einfach oder laufen wie in der DDR davon).
Juni 18, 2014 um 20:59 |
Gabriels Verbotsliste ist bereits sehr lang:
http://blog.freisinnige-zeitung.de/archives/7253
To be continued …
Juni 20, 2014 um 00:21
Ich glaube man sollte mal Verbote verbieten 🙂
Juni 23, 2014 um 23:17 |
Uber, Wundercar et al wollen vor allem hübsch Rosinen herauspicken: Verkehrsknotenpunkte anfahren, Ausgefeierte an Wochenenden und Touristen/Messegäste rumkutschieren.
Die ganzen marginalen/unangenehmen Rest wie Krankenfahrten, Oma Erna 30m in die nächste Kaufhalle fahren oder in der Pampa Bereitschaft schieben kann ruhig der Dumme mit der Holzuhr machen.
Und billiger geht halt ziemlich einfach wenn ich von Anfang an in meiner Kalkulation auf bestehende Regularien pfeife und auf massiven Vertragsbruch meiner Fahrer setze. Schwarzarbeit ist meistens auch billiger als „ehrliche“ Arbeit, mit dem kleinen Unterschied das diese Leute nicht groß für sich werben oder Presskonferenzen geben.
Wie groß war noch gleich der Faktor zwischen Umsatz und Marktwert bei Uber? 26? 36? Klingt für mich als altem Zyniker eher nach „funny money“ und Fortsetzung der DotCom-Blase mit anderen Mitteln.