Ein inneres Problem

Taliban in Herat, Afghanistan

Stammen alle Terroristen ursprünglich aus den USA?

Zu den größten Mythen des Nahen Ostens gehören die Behauptungen, dass sowohl Saddam Hussein als auch die Taliban und sogar al-Qaida von den USA an die Macht gebracht oder gegründet wurden. Bei anti-amerikanischen Verschwörungstheoretikern in aller Welt gehören diese „Fakten“ zu den Standardargumenten bei jeder Diskussion. Damit werden alle Probleme, die es in der islamischen Welt gibt, den USA in die Schuhe geschoben. Gäbe es keine amerikanische Außenpolitik, gäbe es keine Probleme im Nahen Osten.

In Wirklichkeit treffen diese Behauptungen nicht zu. Saddam Hussein brachte sich selbst an die Macht, und auch wenn er während des Ersten Golfkriegs Waffen von den USA bekam, war er nie eine „amerikanische Marionette“ (die meisten seiner Waffen kamen aus der Sowjetunion). Die Taliban und al-Qaida entstanden erst nach Ende der sowjetischen Besatzung Afghanistans, als die Mudschaheddin nicht mehr von den USA unterstützt wurden. Die USA belieferten zwar spätere Feinde mit Waffen (z.B. Hekmatyar), aber weder Mullah Omar noch Osama bin Laden bekamen je amerikanische Unterstützung.

Die USA haben sicher viele Fehler gemacht, die schlimme Folgen hatten. Hinter der ständigen Behauptung, die USA stünden hinter allen Konflikten des Nahen Ostens, steckt jedoch nichts weiter als die Leugnung, dass die Probleme in der islamischen Welt in erster Linie ein inneres Problem darstellen, gepaart mit dem Ressentiment gegen Amerika. Das sieht man derzeit auch bei der Situation im Irak. Viele Kommentatoren sehen in dem Vorstoß der IS eine Folge verfehlter amerikanischer Außenpolitik, anstatt ein weiteres Beispiel für die Auswüchse der islamistischen Ideologie.

Ob nun IS, al-Qaida, die Jabhat al-Nusra, die Taliban oder die Hamas – all diese Gruppen sind Kinder der islamischen Welt, sowie auch der Faschismus ein italienisches und der Nationalsozialismus ein deutsches Produkt war. Sie wurden nicht von den USA gegründet oder an die Macht gebracht, sie sind keine CIA-Agenten und auch nicht die Vollstrecker irgendeines zionistischen Geheimplans zur Unterwerfung der islamischen Welt. Diese Verschwörungstheorien tragen eher zu ihrer Popularität bei.

Erstaunlich ist auch, wie wenig die Rolle Russlands kritisch beäugt wird. Während die amerikanische Unterstützung für die afghanischen Mudschaheddin und Saddam sowie für andere Diktatoren wie dem Schah im Iran, dem saudischen König oder Mubarak bis heute hervorgekramt wird, um die Konflikte in diesen Ländern zu erklären, wird die sowjetische Besatzung Afghanistans, die sowjetische Unterstützung für Saddam und viele andere Diktatoren wie Nasser, Gaddafi oder dem Assad-Clan nur wenig Beachtung geschenkt. Dabei hat die russische Außenpolitik wohl mehr Schaden angerichtet als die amerikanische.

Aber auch die Russen sind nicht die allein Schuldigen für die Katastrophen im Nahen Osten. Nur wenn die islamische Welt aufhört, für alle ihre Probleme die Schuldigen im Ausland zu suchen und endlich mit der Kritik in den eigenen Reihen anfängt, können diese Gruppen dauerhaft besiegt werden. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Religion und ihren politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen steht in der islamischen Welt noch aus. Solange diese Debatte noch aussteht, werden wir noch viele Katastrophen erleben.

14 Antworten to “Ein inneres Problem”

  1. Martin Says:

    Kann ich nur zustimmen. Wird Zeit das die Muslime ihre Unreife ablegen und aus den dummen, verzogenen Kindern endlich Erwachsene werden.

  2. Somberlain Says:

    “ Eine kritische
    Auseinandersetzung mit der Religion und ihren politischen und
    gesellschaftlichen Auswirkungen steht in der islamischen Welt
    noch aus. Solange diese Debatte noch aussteht, werden wir
    noch viele Katastrophen erleben.“

    Nicht nur das. Der Islam scheint eine riesige Anziehungskraft zu haben, vor allem auf diejenigen, die sonst nichts haben oder können. Ich denke, das wird der Faschismus des 21. Jahrhunderts werden und befürchte die Ergebnisse werden ähnlich schlimm.

    • qwertzman Says:

      Islamismus war und ist schon Faschismus, siehe muslimische SS, Mohammed Amin al-Husseini und Hassan al-Banna, Gründer der Muslimbrüder in Die Todesindustrie:
      „Derjenigen Nation, welche die Industrie des Todes perfektioniert und die weiß, wie man edel stirbt, gibt Gott ein stolzes Leben auf dieser Welt und ewige Gunst in dem Leben, das noch kommt. Die Illusion, die uns gedemütigt hatte, besteht in nichts anderem als der Liebe zum weltzugewandten Leben und dem Hass auf den Tod.“

  3. Martin Says:

    Ganz gut beschrieben ist das Phänomen der fehlenden Selbstkritik, ich nenne das inzwischen fehlende Wahrheitsfähigkeit, man könnte es auch Ehrlosigkeit nennen, auch in diesem Artikel:
    http://www.welt.de/debatte/kommentare/article130901816/Sind-Muslime-wirklich-unfaehig-zur-Selbstkritik.html
    Vielleicht ist es auch ein kollektiver Wahn.

    Nicht so recht klar scheint vielen, die z.B. USA oder den Westen für die Morde von Muslimen an Muslimen im Irak, Libyen oder Syrien verantwortlich machen, da diese ja die entsprechenden Diktaturen geschwächt oder beseitigt hätten, die Schlußfolgerung daraus zu sein. Als ob die Muslime alleine durch den Fortfall des Drucks von oben gezwungen wären, sich gegenseitig abzuschlachten.

    Aber nehmen wir mal an, das wäre so. Dann wäre die daraus folgende humane Handlungsweise halt, die Muslime grundsätzlich unter ein Protektorat zu stellen, das den innermuslimischen Frieden so brutal wie notwendig durchsetzen würde.

  4. qwertzman Says:

    Der Artikel ist gut, aber der Titel irreführend. Das Problem ist auch ein inneres, aber durch die Beziehungen nach außen, die dort ausgetragenen Konflikte und der Hass auf die anderen, wird es auch zu einem Problem für alle anderen.

    • arprin Says:

      Ich meinte, dass die islamistische Ideologie kein Produkt des Westens ist, sondern von muslimischen Denkern erschaffen wurde. Dass die Konflikte auch nach außen getragen werden, ist natürlich klar.

      • besucher Says:

        Diese muslimischen Denker haben Ihre Konzepte vor dem Hintergrund der kolonialistischen Eroberungen im späten 19. Jh. entwickelt. Insofern ist der Islam schon in der Moderne angekommen. Er hat die rigide Gründlichkeit und Homophobie der europäischen Neuzeit des 19.Jh. aufgenommen. Das sollte man mit bedenken.

      • Carl Says:

        @besucher
        Mir scheint doch eher, daß wir im 21. Jhdt. leben, nicht im 19. Das zu realisieren, kann wohl auch dem Islam zugemutet werden. Überdies haben Sie eine völlig falsche Vorstellung vom Imperialismus des 19. Jhdts., wenn Sie glauben, ihn z.B. mit den Mordtouren der IS-Terroristen im Irak auf eine Stufe stellen zu können. Man kann diese Aktionen allerdings schon sehr schön mit den islamischen Eroberungstouren im 7. oder 8. Jhdt. vergleichen. Sie sind also nicht nur rückständig, sondern auch noch rückwärts gewandt. Und glauben Sie mir, Sie dürfen Karl Martell dankbar dafür sein, daß sie seinerzeit bis hierhin nicht gekommen sind.

      • qwertzman Says:

        @besucher
        ich denk da eher an den Reaktionären Modernismus

      • besucher Says:

        @Carl

        Sie haben glaub ich nicht mal in Ansatz kapiert worauf ich hinauswollte.

      • Martin Says:

        @besucher: Es ist ja auch Mumpitz. Ist halt wieder mal ein Versuch, den „Kolonialismus“ zum eigentlich Schuldigen zu machen.

  5. aron2201sperber Says:

    Islam bedeutet Unterwerfung.

    Der Islam eignet sich daher hervorragend als politische Ideologie, um die eigene Bevölkerung zu beherrschen und seinen Einflussbereich aggressiv zu expandieren.

    Allerdings sucht sich jede Gruppe ihren eigenen Islam aus, um die jeweils andere zu unterwerfen.

    In der islamischen Welt bekämpfen sich Sunniten mit Schiiten, Wahabiten mit Muslimbrüdern, Sultane mit Kalifen, etc.

    Dass sich alle Sunniten dem schiitischen Islam der Mullahs unterwerfen würden, sobald es die USA und Israel nicht mehr gäbe, ist pures Wunschdenken:

    Israel an allen islamischen Konflikten schuld?

  6. aron2201sperber Says:

    besonders gern wird von Verteidigern des Mullah-Regimes der Mossadegh-Mythos ins Feld geführt.

    demnach wäre der Iran nur wegen der CIA von seinem demokratischen Weg abgekommen.

    tatsächlich wurde Mossadegh von der eigenen persischen Elite gestürzt, den Eltern der 68er-Kinder, die erst hingebungsvoll gegen den bösen imperialistischen Schah protestierten und Khomeini zur Macht verhalfen, dann aber bald ihren Eltern ins imperilialistische Exil folgten.

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