Das „Recht auf Zugang zu sauberem Wasser“ ist ein unveräußerliches Menschenrecht. Der Staat muss die Wasserversorgung für die gesamte Bevölkerung garantieren. Wasser darf keine Ware sein. Wenn private Unternehmen die Wasserversorgung übernehmen, steigen die Preise und die Qualität wird schlechter. Das beste Beispiel ist die bolivianische Stadt Cochabamba, in der eine Wasserprivatisierung dermaßen hohe Preissteigerungen mit sich brachte, dass die Armen sich erhoben (die „Wasserschlacht“ von 2000), bis die Privatisierung rückgängig gemacht wurde. So lauten zusammengefasst die Mythen der linken „Wasser ist ein Menschenrecht“-Aktivisten.
Aber was steckt dahinter? Wenn man sich die Fakten anschaut – recht wenig. In Deutschland funktioniert die Wasserversorgung recht gut, so dass dieses Thema nicht unbedingt an erster Stelle stehen muss, wenn es um Reformen geht. Aber weltweit gesehen stellt die Wasserversorgung noch immer ein großes Problem dar. Mehr als 1 Milliarde Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Aber die „Wasser ist ein Menschenrecht“-Aktivisten haben keine Lösungen für dieses Problem anzubieten, sondern nur anti-kapitalistische Rhetorik und Hysterie (so hat die EU nie geplant, die Wasserversorgung zu privatisieren, und trotzdem gab es 1 Million Unterschriften dagegen).
Beginnen wir zuerst mit der Frage, ob Wasser ein „Menschenrecht“ ist. Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, was man unter einem Recht versteht. Die „Wasser ist ein Menschenrecht“-Aktivisten verstehen darunter offenbar, dass der Staat die Wasserversorgung übernimmt. Warum? Weil sie glauben, dass niemand, also auch nicht private Unternehmen, Geld mit einer so wichtigen Ware verdienen sollen und für alle Menschen Wasser kostenlos zur Verfügung stehen muss. Das Problem an der Sache ist, dass die Linken unter „kostenlos“ etwas anderes verstehen als ich. Für die Linken ist etwas „kostenlos“, wenn der Steuerzahler die Kosten übernimmt, für mich ist etwas kostenlos, wenn keine Kosten anfallen.
Wer baut die Wasserleitungen? Wer macht das Wasser trinkbar? Andere Menschen, die dafür bezahlt werden. Wer behauptet, dass Wasser keine Ware sein darf und allen Menschen kostenlos zur Verfügung stehen muss, belügt sich selbst: Natürlich ist Wasser eine Ware, denn die Wasserversorger arbeiten nicht umsonst, und natürlich steht sie nicht kostenlos zur Verfügung, denn die Steuerzahler haben sehr wohl Kosten zu tragen. Die Frage ist also nicht, ob es Kosten geben soll, sondern, wer sie übernimmt. Gerade in den Ländern der Dritten Welt, in denen fast immer die Regierung die Wasserversorgung in der Hand hat, hat sich gezeigt, dass private Unternehmen sie Lage verbessern können.
Leider herrscht eine selektive Wahrnehmung der Folgen der Wasserprivatisierung vor. Bei den Ereignissen in der Stadt Cochabamba, die so oft als Beispiel für die katastrophalen Folgen der Wasserprivatisierung genommen wird, handelt sich schlicht um ein Mythos. Tatsächlich war es so, dass die öffentliche Wasserversorgung in Cochabamba vor der Privatisierung katastrophal war und die Armen stark benachteiligte. Die Regierung beschloss, das Monopol für die Wasserversorgung vom Staat an ein Konglomerat von privaten Unternehmen zu übergeben. Diese nutzten ihre staatlich geschützte Monopolstellung so weit aus, dass sie den Einwohnern verboten, Regenwasser zu sammeln.
Der Protest gegen die Wasserprivatisierung, der zur Rückkehr der öffentlichen Wasserversorgung führte, hatte jedoch nicht zur Folge, dass die Armen nun einen besseren Zugang zu Wasser bekamen. Die heutige Lage ist genauso schlimm wie vor 2000, die Armen bezahlen deutlich mehr für Wasser als die Mittelschicht und die Reichen. Aber das interessiert die ganzen Aktivisten und Globalisierungsgegner nicht. Die Privatisierung wurde verhindert, Mission accomplished. Genauso wenig interessiert sie die zahlreichen Beispiele aus anderen Ländern und Städten, in denen die Wasserprivatisierung erfolgreich war.
In Chile funktioniert die Wasserversorgung gut, obwohl sie als einziges Land auf der Welt komplett in privaten Händen liegt. In Argentinien führte die Wasserprivatisierung in den 1990er Jahren (inzwischen wieder zurückgenommen) dazu, dass mehr als 1 Million Menschen Zugang zu sauberem Wasser bekamen und die Kindersterblichkeitsrate sank. In der philippinischen Stadt Manila verdoppelte sich der Anteil der Menschen, die Zugang zu Wasser hatten, von 3 auf 6,1 Millionen. Auch in Kolumbien, Gabun, Ruanda, Kambodscha und anderen Ländern hatte die Wasserprivatisierung segensreiche Wirkungen für die Armen, auch wenn sie leider oft zurückgenommen wurden.
Sicher laufen nicht alle Privatisierungen gut ab, wie das Beispiel Cochabamba zeigt (hier wurde einfach ein Monopol vom Staat an Unternehmen übergeben). Und wenn der Staat die Wasserversorgung gut hinkriegt, gibt es keine große Not zur Privatisierung. Dennoch gibt es keinen Grund zu glauben, dass private Unternehmen nicht auch in der Lage wären, die Wasserversorgung zu übernehmen. Und in den armen Ländern, in denen die Regierungen mit der Wasserversorgung gescheitert sind, sollten private Unternehmen, die es besser machen könnten, nicht von westlichen Aktivisten verteufelt werden, die in Wirklichkeit keine Ahnung von der Situation in diesen Ländern haben.
August 19, 2014 um 08:43 |
Eine interessante Überlegung wäre vielleicht auch, ob (für Erwachsene) *irgendetwas* für das jemand Anders die Folgen zu tragen hat, ein „Menschenrecht“ sein kann.
August 19, 2014 um 12:11 |
Verstaatlicht die Bäckereien!
August 19, 2014 um 16:49 |
Aber vor allem natürlich die Mineralwasserproduktion! Es ist ja nicht einzusehen, warum nur Badewasser und nicht auch Trinkwasser Menschenrecht sein soll.
August 19, 2014 um 23:03
find ich auch, dieses angeblich trinkbare Brac…ähh nach Chlor riechende Wasser ist gegenüber Staatl. Fachingen oder Apollinaris eine Zumutung. Für Staatl.Fachingen in meiner Badewanne! 🙂 aber bitte stilles, sonst kribbelt das so…
August 19, 2014 um 22:13 |
Würde man die Bäckereien auf die Art und Weise „privatisieren“, wie das hier bei der Wasserversorgung (i.e. Monopole, Preisfestsetzungen durch Dritte), würde sich das von einer staatlichen Backwarenversorgung auch kaum unterscheiden.
August 19, 2014 um 22:59
bei mir aufm Dorf gibt’s auch nur einen Bäcker…
Das nennt sich Monopolistische Konkurrenz.
August 19, 2014 um 17:22 |
Ihr stellt die entscheidende Frage nicht. Und diese ist: „Wie gehen wir mit Leuten um die sich Wasser nicht leisten können?“. Menschen die sich selbst den billigsten Tarif nicht leisten können. Das ist die entscheidende Frage und die müsst ihr beantworten.
August 19, 2014 um 20:28 |
Das gilt auch für Brot oder? Wie ist das denn da geregelt? Der Mensch lebt ja nicht vom Wasser allein.
August 19, 2014 um 21:43
Es ist immer die entscheidende Frage wie man mit den Schwächsten umgeht. Das Konzept der Privatisierung muss auch eine Antwort für die Extremfälle bieten. Denn wenn diese Antwort gut ist, ist meistens auch das Konzept gut.
August 19, 2014 um 22:17
Wenn die „Schwächsten“ nicht einen Großteil der Gesellschaft ausmachen, macht es allerdings auch keinen Sinn, Ihnen durch den Staat zu helfen indem er die gesamte Infrastruktur auf sie auslegt. Sinnvoller wäre dann eher eine Zuschusslöung durch den Staat, damit sich die Armen das Wasser leisten können unabhängig davon was es kostet.
August 19, 2014 um 21:51 |
man kann das auch umgekehrt sehen – Wasser ist im Moment auch für die Reichsten gratis.
der Steuerzahler subventioniert somit den Konsum von Leuten, die es sich absolut leisten könnten.
August 19, 2014 um 22:04
Kriegt ihr alle keine Wasserrechnung, daß ihr offenbar nichts bezahlen müßt? Ich zahle mein Wasser jedenfalls nicht nur über Steuern, sondern muß leider zusätzlich die Rechnung der Stadtwerke bedienen.
August 19, 2014 um 22:11
Der Anteil der Reichsten am Gesamtsteueraufkommen ist wohl deutlich größer als am Wasserverbrauch. Insofern zahlen sie auch für die Subventionen der öfffentlichen Versorgung überprorportional viel und haben somit das mit Abstand teuerste Wasser.
August 19, 2014 um 22:08 |
Es ist ja auch bei rein staatlicher Wasserversorgung meistens so, dass die Bürger für ihren Wasserkonsum bezahlen. Bei den meisten der hier diskutierten „Privatisierungen“ werden die Preise auch nicht per Angebot und Nachfrage festgelegt, sondern durch öffentliche Regulierungsinstitutionen oder durch Verträge zwischen Staat und Waserversorger. Durch Gestaltung der weiteren Konditionen hat der Staat immer noch erhebliche Einflussmöglichkeiten.
August 19, 2014 um 22:54 |
Dasselbe wie mit den Leuten die sich mit eigenem Einkommen kein Brötchen oder keine Kleidung leisten können. Sie bekommen Zuschüsse, die durch Steuern finanziert werden. Aber das ist nicht die entscheidende Frage, denn trotz der „Wollt ihr die Armen sterben lassen?“-Keule sind die Wenigsten wirklich so arm (und es wären noch weniger, wenn die Bürger mehr von ihrem Einkommen behalten dürften). Die entscheidende Frage ist: Warum sollten private Unternehmen nicht auch die Wasserversorgung übernehmen dürfen?
August 20, 2014 um 13:37
Dürfen sie nicht oder können sie nicht (ohne staatliche Eingriffe) ?
Es wird wohl nicht viele Länder geben in denen der Verkauf von (sauberem) Wasser oder das Verlegen von Rohren (auf seinem eigenen Grund und Boden) verboten ist.
August 19, 2014 um 23:58 |
Gute Frage, hier vielleicht die Antwort: Vermögens- und Einkommensverhältnisse von wem auch immer prüfen lassen (Steuerbescheid?), arme Leute können ein „Ich kann mir nix leisten“-Zertifikat im Kreditkartenformat bekommen mit dem sie in teilnehmenden Geschäften Rabatte erhalten. Trinkwasserversorger z.B. geben gegen einen symbolischen Betrag oder sogar gratis bis zu X Liter Spielspaßwasser.
Das Konzept lehnt sich lose an Freemiummodelle wie von Spotify oder die privatisierte Polizei in Chicago, die Arme für lau schützt(e, keine Ahnung ob das noch so ist), an. Städte und Gemeinden wären damit langfristig erfolgreicher, weil diversifizierter (der nächste Bill Gates stirbt gerade an Diarrhoe) und friedlicher. Statt Einsparung im Werbebudget (Freemium), auch Einsparungen in der Sicherheitsproduktion.
Langfristig ist es am besten in research and development zu investieren und Slingshots weiter zu verbessern oder etwas neues zu erfinden (Moonshots; zero-marginal-cost), sodass Wasser vielleicht irgendwann wirklich mal kostenlos ist.
August 20, 2014 um 00:59
hmm… so ganz ausgereift ist das von mir genannte Konzept wegen vorhandenem Kontrollwahn aber noch nicht.
August 20, 2014 um 21:46
Kontrollwahn kann über Finanzierung durch Sponsoren, die dies aus ihrem Werbebudget bezahlen verhindert werden.
August 20, 2014 um 00:14 |
Unabhängig vom genannten “Ich kann mir nix leisten”-Konzept sollte man eine Wasserflatrate mit Drossel (siehe „Drosselkom“) einführen, um das Gelabere um ungespülte Leitungen und die daraus entstehenden Kosten auf Grund vergammelter Leitungen abzustellen: http://www.welt.de/wirtschaft/article128369660/Wasserspar-Irrsinn-laesst-Deutschlands-Staedte-stinken.html
Die Preise müssen sich an den Kosten orientieren. Jemand der zu wenig Wasser verbraucht müsste bei tatsächlich entstehenden Kosten für die Truppe die da extra mit dem Tankwagen rausfährt und den Kanal mit Trinkwasser spült bezahlen.
August 20, 2014 um 13:48 |
Die verschwindenden (oder hier sogar negativen) Grenzkosten sind natürlich auch ein Problem wenn man wirklichen Wettbewerb statt der hier diskutierten rein öffentlichen oder öffentlich-privaten Mischwirtschaft haben will
August 20, 2014 um 21:47
Bei Wasser gibt es Grenzkosten, wegen den bei Nichtspülung verrotenden Leitungen halt nicht bis zu X Liter, darüberhinaus kostet aber jeder Liter etwas.
Gäbe es keine Grenzkosten, gäbe es nur noch Kosten, die man ein einziges Mal bezahlen bräuchte um das Ding bis ans Ende der Zeit zu betreiben. Und das ist was Rifkin in seinem neuen Buch zero marginal cost society durchkaut (habs nicht gelesen, was man dazu liest lässt aber darauf schließen). Bei Wasser kann das durch sich selbst reparierende Wasserleitungen realisiert werden, einmal in den Boden, fertig. Die Frage ist dann nur noch wer diese einmaligen Kosten trägt. Dies könnten Sponsoren sein, die dies aus ihrem Werbebudget bezahlen.
Oder rede ich gerade totalen Murks?
August 22, 2014 um 20:45
klar gibt es Grenzkosten, allerdings sehr kleine. Die variablen Kosten sind im Allgemeinen sehr klein im Vergleich zu den Fixkosten (zu denen die aus der planung über Jahre/ Jahrzehnte hinaus hervor gehen). Selbst wenn nun ein Wettbewerber seine Rohre in Konkurrenz verbuddeln würde, würde das bei einem richtigen Wettbewerb der Anbieter nur zur Pleite midestens eines der beiden führen.
August 24, 2014 um 00:08
Konkurrenz zwischen Städten?
Wer das beste Angebot hat, erhält die ärmsten Menschen, wenn das Angebot nachhaltig ist, macht das ja aber nichts. Wobei natürlich auch Umzugs-, Jobfinde- und ähnliche Kosten eine Rolle spielen.