Es geschieht nicht oft, dass die Wahl zum FIFA-Präsidenten für Tage das größte Thema in den Medien ist. Da das FBI drei Tage zuvor in der Schweiz mehrere FIFA-Funktionäre wegen Bestechungsvorwürfen verhaftete, war es jedoch auch keine Wahl wie jede andere. Sogar Vladimir Putin meldete sich zu Wort und meinte, die FBI-Anklagen seien eine anti-russische Aktion, mit denen die Amerikaner versuchen würden, Russland die WM 2018 zu entziehen. Ein Satire-Artikel in der New Yorker, der besagte, McCain würde eine militärische Intervention gegen die FIFA planen, um die moderaten Kräfte des globalen Fußballs zu unterstützen, wurde sogar für bare Münze genommen.
All die Empörung über die Korruption hat aber nichts genützt. Sepp Blatter wurde für vier weitere Jahre wiedergewählt. Die Medien toben. Aber wie berechtigt ist die Empörung eigentlich? Keine Frage, die FIFA ist ein korrupter Haufen und hat viel Schaden angerichtet. Das größte Problem dabei ist aber nicht die Person Blatter, sondern das System der FIFA. Die FIFA ist offiziell ein in der Schweiz ansässiger gemeinnütziger Verein, der einen Umsatz von vier Milliarden Euro pro Jahr erwirtschaftet und mittlerweile Zweigstellen in 209 Ländern hat. Das sind mehr Länder als in der UNO, und die strukturellen Probleme der FIFA ähneln denen der UNO.
Man muss sich vergegenwärtigen: Die FIFA hat 209 Mitglieder. Jedes dieser Länder hat eigene Rechtssysteme, eigene Strukturen in den nationalen Zweigstellen (also den Fußballverbänden) und eine eigene Kultur. Wenn eine Organisation in neue Länder expandiert, hat es mehrere Möglichkeiten, mit den anderen Bedingungen umzugehen, die sich in den neuen Ländern ergeben. Es kann weiter zentral organisiert bleiben, neue Mitglieder nur unter strikten Auflagen aufnehmen und Mitglieder, die sich nicht den Prinzipien gemäß verhalten, ausschließen. Die FIFA hat einen anderen Weg gewählt. Sowie bei der UNO, bekamen alle neuen Mitglieder bei den meisten wichtigen Entscheidungen denselben Einfluss. (more…)