Archive for Mai 2015

Eine große Räuberbande

Mai 31, 2015
Das neue Logo der FIFA

Schuld für die „Katarstrophe“: Die FIFA

Es geschieht nicht oft, dass die Wahl zum FIFA-Präsidenten für Tage das größte Thema in den Medien ist. Da das FBI drei Tage zuvor in der Schweiz mehrere FIFA-Funktionäre wegen Bestechungsvorwürfen verhaftete, war es jedoch auch keine Wahl wie jede andere. Sogar Vladimir Putin meldete sich zu Wort und meinte, die FBI-Anklagen seien eine anti-russische Aktion, mit denen die Amerikaner versuchen würden, Russland die WM 2018 zu entziehen. Ein Satire-Artikel in der New Yorker, der besagte, McCain würde eine militärische Intervention gegen die FIFA planen, um die moderaten Kräfte des globalen Fußballs zu unterstützen, wurde sogar für bare Münze genommen.

All die Empörung über die Korruption hat aber nichts genützt. Sepp Blatter wurde für vier weitere Jahre wiedergewählt. Die Medien toben. Aber wie berechtigt ist die Empörung eigentlich? Keine Frage, die FIFA ist ein korrupter Haufen und hat viel Schaden angerichtet. Das größte Problem dabei ist aber nicht die Person Blatter, sondern das System der FIFA. Die FIFA ist offiziell ein in der Schweiz ansässiger gemeinnütziger Verein, der einen Umsatz von vier Milliarden Euro pro Jahr erwirtschaftet und mittlerweile Zweigstellen in 209 Ländern hat. Das sind mehr Länder als in der UNO, und die strukturellen Probleme der FIFA ähneln denen der UNO.

Man muss sich vergegenwärtigen: Die FIFA hat 209 Mitglieder. Jedes dieser Länder hat eigene Rechtssysteme, eigene Strukturen in den nationalen Zweigstellen (also den Fußballverbänden) und eine eigene Kultur. Wenn eine Organisation in neue Länder expandiert, hat es mehrere Möglichkeiten, mit den anderen Bedingungen umzugehen, die sich in den neuen Ländern ergeben. Es kann weiter zentral organisiert bleiben, neue Mitglieder nur unter strikten Auflagen aufnehmen und Mitglieder, die sich nicht den Prinzipien gemäß verhalten, ausschließen. Die FIFA hat einen anderen Weg gewählt. Sowie bei der UNO, bekamen alle neuen Mitglieder bei den meisten wichtigen Entscheidungen denselben Einfluss. (more…)

Der Kampf gegen Mein Kampf

Mai 26, 2015

Erstausgabe von „Mein Kampf“

Das Jahr 2015 ist das Jahr 70 nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs. Neben all den Gedenkfeiern und Fernsehdokumentationen bedeutet dies auch: In Deutschland läuft das Urheberrecht für ein ganz besonders Buch aus. In Deutschland bleiben die Urheberrechte eines Autors 70 Jahre nach seinem Tod geschützt. Im Fall von Hitlers „Mein Kampf“ gingen diese nach seinem Tod auf den Freistaat Bayern über, auf dieser Grundlage konnte die Verbreitung des Buches bis jetzt verhindert werden. Der Besitz des Buches ist nicht strafbar, aber als z.B. das Buch im Jahr 2005 in der Türkei herausgebracht wurde und zum Bestseller avancierte, klagte der Freistaat Bayern als Hitlers Rechtsnachfolger gegen die Verletzung der Urheberrechte – und der Verkauf wurde eingestellt.

Das wird ab dem 1. Januar 2016 nicht mehr möglich sein. Nun kann jeder Verlag wieder mit Hitler Geld machen. Doch das wollen einige Politiker verhindern. Das Buch soll verboten werden, weil es – natürlich – Volksverhetzung darstellt. Andere Politiker wollen das Buch zwar nicht verbieten, aber es soll lediglich eine „kommentierte“ Fassung erlaubt werden. Diese Pläne haben sich durchgesetzt. Das Institut für Zeitgeschichte (IfZ) plant für das kommende Jahr, Mein Kampf neu herauszubringen. Die neue Ausgabe soll 2000 Seiten haben, von denen nur 780 der eigentliche Text mit seinen 27 Kapiteln sind, der Rest besteht aus 5000 Kommentaren. Der IfZ-Chef Andreas Wirsching meint: „Wir wollen Hitler umzingeln. Was wir herausbringen, ist eine Anti-Hitler-Schrift“.

Lassen wir mal außer Acht, dass die Politiker offensichtlich glauben, die Bürger seien so dumm, dass sie von der Lektüre eines Buches gefährdet werden könnten, oder dass sich schon jetzt jeder das Buch nach ein paar Sekunden Recherche im Internet besorgen kann. Was an dem Versuch, das Buch mit einer kommentierten Fassung zu „entschärfen“, besonders absurd ist, dass es das Gegenteil bewirkt. Von verschiedenen Leuten, die das Buch im Internet gelesen haben, wurde mir versichert, die rund 800 Seiten Lektüre seien unglaublich langweilig. Ganze 13 Seiten drehen sich nur darum, wie eklig Syphilis ist. Ein Quasi-Verbot führt dazu, dass das Buch mystifiziert wird, während die nackte Lektüre nur Hitlers mangelndes Schreibtalent offenbart. (more…)

Dank der Globalen Erwärmung: Grönland erwacht

Mai 21, 2015
Die Flagge Grönlands

Die Flagge Grönlands

In Al Gores Dokumentarfilm „Eine unbequeme Wahrheit“ gibt es eine Stelle, die mir Hoffnung für die Zukunft machte: Gore warnte uns davor, dass das grönländische Eisschild, der eine Ausdehnung von 1,8 Millionen Quadratkilometern hat, durch die Globale Erwärmung schmelzen könnte, was dazu führen würde, dass der Golfstrom versiegt und in Nordamerika und Europa die Eiszeit ausbricht. Für mich war diese Vorstellung faszinierend – also nicht eine drohende Eiszeit in Nordamerika und Europa, dieses Problem interessierte mich nicht, da ich mir sicher war, man würde dafür eine Lösung finden – sondern ein eisfreies Grönland. Aber später entpuppte sich diese Hoffnung als Luftschloss: Gore hatte maßlos übertrieben, Grönlands Eis ist wohl leider vorerst in Sicherheit.

Neuere Untersuchungen aus den letzten Jahren zeigen jedoch: Auch wenn Grönlands Eis nicht völlig abschmelzen wird – ein großer Teil könnte tatsächlich schmelzen. Eine sehr gute Nachricht für Grönland. Denn auf der zu Dänemark gehörenden Insel ist derzeit sehr wenig los, um es höflich auszudrücken. Bei einer Fläche von 2,1 Millionen Quadratkilometern hat sie gerademal 56.000 Einwohner, also 0,027 Einwohner pro km². Das ist mit großem Abstand die niedrigste Bevölkerungsdichte der Welt. Die größte Stadt, Nuuk, zugleich Hauptstadt, hat 17.000 Einwohner. Die meisten Einwohner sind Nachfahren von Inuit, sie leben von der Jagd, Fischerei und Tourismus. Das Land ist so klein, dass es keine Straßen zwischen den Dörfern gibt. Außer Eis gibt es in Grönland nicht viel zu sehen.

Die Liste der Probleme dagegen ist groß. Grönland hat die höchste Selbstmordrate der Welt, mit 103 per 100.000 Einwohner (auf Platz 2 folgt Litauen mit 31 per 100.000). Neben der Tatsache, dass sie über 100 verschiedene Wörter für Schnee haben, ist ihr „Selbstmordkult“ einer der bekanntesten Klischees über Inuit. Auch Alkoholismus, sexueller Missbrauch und mangelnde Bildung werden immer wieder benannt. Gute Nachrichten sind selten. Ja, es gibt nichtmal eine grönländische Fußballnationalmannschaft in der FIFA. Was könnte das schmelzende Eis daran ändern? Nun, unter dem Eis befinden sich Rohstoffe. Ein Haufen Rohstoffe. Ihre Ausbeutung könnte der Insel ein explosives Wirtschaftswachstum verleihen – und nicht zuletzt in die Unabhängigkeit führen. (more…)

Studenten gegen Meinungsvielfalt

Mai 16, 2015
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Ein linker Held (Quelle: http://fumaga.com/12577)

Am 12. Mai wollte die Hochschulgruppe Freimut in der Friedrich-Schiller-Universität in Jena eine Diskussionsrunde zum Thema Asylpolitik veranstalten. Das Motto lautete: “Offene Grenzen – Chance! Herausforderung. Gefahr?”. Eingeladen waren der AfD-Landtagsabgeordnete Stefan Möller und Clemens Schneider, einer der Initiatoren der Internetseite „offene-grenzen.net„. Obwohl weder Möller und schon gar nicht Schneider pauschal gegen Asylanten sind, riefen verschiedene Studentengruppen, darunter Jusos, Grüne, Gewerkschaftsgruppen und Antifas, zum Protest auf, da es sich bei den Gästen um Personen handele, die „Rassismus, Elitarismus und Sozialdarwinismus“ predigen würden.

Die Folge: Die Diskussion konnte nicht auf dem Unigelände stattfinden. Studenten blockierten die Eingänge zum Hörsaal, hangen Transparente auf, bis die Veranstalter die Diskussionsrunde verlegen mussten. Sie fand schließlich unter Polizeischutz in der Grünen Tanne, einem Haus der Burschenschaft Arminia, statt. Auf dem Blog „indymedia“ wurde die Aktion als erfolgreich bewertet. Den Demonstranten sei es gelungen, die „Hetze“ der „neoliberalen RassistInnen“ zumindest auf dem Unigelände zu verhindern. Bedauert wurde nur, dass die AntirassistInnen und KapitalismuskritikerInnen nicht schnell genug auf den Umzug in die Grüne Tanne reagieren konnten.

Es ist nicht das erste Mal, dass so ein Vorfall geschieht. Man kann schon von einem Klischee sprechen: Eine Gruppe will sich in einer Universität über ein kontroverses Thema unterhalten, wird aber von gewalttätig auftretenden Studenten daran gehindert und muss die Diskussion absagen. Auch die Demonstranten entsprechen meistens einem Klischee. Sie sind feministisch, antikapitalistisch, antirassistisch und grün. Und: Sie sind absolut überzeugt davon, sie würden das Gute repräsentieren und ihre Opfer das Böse. In den USA ist dieses Phänomen älter als in Deutschland. Aber es droht einer der amerikanischen Importe in Deutschland zu werden, die man im Gegensatz zu Fast Food und Hollywood nicht gebraucht hätte. (more…)

Warum die Schlepper weiter Gewinne machen

Mai 11, 2015

Warum machen sich so viele Afrikaner mit seeuntüchtigen Booten auf dem Weg über das Mittelmeer, obwohl jedes Jahr Tausende bei der gefährlichen Überfahrt sterben? Hans Rosling beleuchtet in diesem Video diese Frage aus einem besonderen Blickwinkel.

Eine Flugreise von Äthiopien nach Schweden, von Libanon nach England oder von Ägypten nach Italien kostet viel weniger als das, was die Afrikaner den Schleppern für die Überfahrt zahlen, und zwar teilweise mehr als das Doppelte. Die Afrikaner könnten also einen viel billigeren, einfacheren Weg wählen, wenn sie nach Europa einreisen wollen. Aber sie werden daran gehindert, und zwar aufgrund der EU-Direktive 2001/51/EC. Diese sieht vor, dass Fluglinien bestraft werden, wenn sie Illegale in EU-Staaten befördern. Jede sichere Reise über das Mittelmeer wird so für Menschen aus diesen Ländern nahezu verunmöglicht. Die Folge: Sie müssen auf die illegalen, und damit gefährlichen, Schleppern ausweichen.

Atheismus in der islamischen Welt

Mai 6, 2015
Die historische Entwicklung des Atheismus

Die historische Entwicklung des Atheismus

Wie sieht die Zukunft der Weltreligionen aus? In den meisten Prognosen wird bis 2050 eine große Zunahme der muslimischen Bevölkerung vorausgesagt, die das Christentum von Platz 1 der größten Religionen der Welt stürzen könnte. Dies kann gefährliche Folgen haben. Der radikale Islam befindet sich seit Jahrzehnten im Aufwind, sowohl gesellschaftlich als auch politisch. In Ländern wie Ägypten oder der Türkei sieht man den Wiederaufstieg des Islams an der beängstigenden Zunahme der Kopftuchdichte in den Städten, im Iran und Saudi-Arabien diktiert die Scharia ganz offiziell das gesamte öffentliche Leben. Was bedeutet die muslimische Bevölkerungsexplosion für die Zukunft der Welt? Stehen wir vor einem Weltenbrand?

Prophezeiungen sind immer unsinnig, da niemand alle Variablen vorausberechnen kann, die eintreffen werden. Die Islamokalypse ist eine Möglichkeit, keine Gewissheit. Eine andere Möglichkeit wäre, dass es so weitergeht wie jetzt, mit andauernder Instabilität, ohne jedoch die gesamte derzeitige politische Ordnung des Nahen Ostens und Europas ernsthaft in große Gefahr zu bringen. Immerhin verfügen die Wächter des Status Quo noch immer über die stärkeren Armeen, und darauf kommt es in der Weltpolitik letztlich an. Gibt es noch eine andere Möglichkeit als diese? Vielleicht sogar so etwas wie ein Massenausbruch von Vernunft?

Der Arabische Frühling hat nicht unbedingt dazu geführt, dass die Menschen in der Region an Autoritäten zweifeln. Meistens wollen sie sie lediglich austauschen oder etwas einschränken. Das trifft sowohl auf die politischen Autoritäten zu, als auch auf die religiösen Autoritäten. Atheismus und Zweifel an der Religion waren noch vor einigen Jahrzehnten in der islamischen Welt viel verbreiteter als sie es heute sind. Auch in offiziell säkularen Staaten sieht es für Atheisten sehr düster aus. Derzeit werden in Ägypten Atheisten vom Sissi-Regime gnadenlos verfolgt. Aber es gibt eine gute Nachricht: Trotz dieser Hürden hat sich eine lebendige Atheisten-Szene etabliert. (more…)

Shop around the clock!

Mai 1, 2015
Die Junge Union wirbt 1995 für die Aufhebung der gesetzlichen Ladenöffnungszeiten (Bild: Archiv für Christlich-Demokratische Politik)

Die Junge Union wirbt 1995 für die Aufhebung des Ladenschlussgesetzes (Bild: Archiv für Christlich-Demokratische Politik)

Heute ist der 1. Mai. Wir wissen, was das bedeutet: Es ist Feiertag. Niemand darf einkaufen, arbeiten oder Handel treiben, der Tag steht still. Nur wenige Ausnahmen werden gemacht, weil sie dem „öffentlichen Interesse“ dienen, da ja niemand selbst entscheidet, wann er einen Herzinfarkt bekommt, sein Haus brennt oder auf der Straße ausgeraubt wird. Neben allen Sonntagen und all den Feiertagen, die per Gesetz vorgeschrieben sind, gibt es auch an gewöhnlichen Werktagen Zeiten, in denen es aufgrund der im Ladenschlussgesetz vorgeschriebenen Ladenöffnungszeiten für Verkaufsstellen für viele verboten ist, zu arbeiten, auch wenn auch hier Ausnahmen gemacht werden.

Für die meisten Menschen sind gesetzliche Feiertage und Ladenöffnungszeiten selbstverständlich. Sie sehen in ihnen eine zivilisatorische Errungenschaft, die von den Arbeitern in der dunklen Zeit des Frühkapitalismus blutig erkämpft werden musste. Eine Umfrage vom Dezember 2014 zeigte, dass nur 27,7% der Deutschen einer kompletten Aufhebung der Verkaufsverbote an Sonntagen zustimmen würde. Was würde passieren, wenn es keine gesetzlichen Feiertage und Ladenöffnungszeiten gäbe? Dann würden wir in einer Konzern-Diktatur leben. Alle Unternehmen könnten ihre Arbeiter zwingen, an allen Tagen 20 Stunden zu arbeiten. Wir hätten keine Freizeit, keine Freiheit, wir wären alle Sklaven der Konzerne.

Oder auch nicht. Was haben Irland, Schweden, Tschechien und Serbien miteinander gemeinsam? In all diesen Ländern gibt es keine Ladenschlussgesetze. Jeder kann an allen Tagen zu allen Stunden arbeiten, auch an Sonn- und Feiertagen. Dennoch ist keine Konzern-Diktatur ausgebrochen. Wie ist das möglich? Wahrscheinlich sind die Ängste schlicht unbegründet. Unternehmen können sich eben nicht alles erlauben. Sie müssen sich um die Arbeiter bemühen: Wenn andere Unternehmen bessere Bedingungen anbieten, sei es bezüglich des Lohns, der Arbeitszeiten oder der Urlaubstage, sind sie für die Arbeiter attraktiver und sie wandern ab. Außerdem haben die Arbeiter ja auch selbst Druckmittel, um ihre Interessen durchzusetzen. (more…)