Studenten gegen Meinungsvielfalt

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Ein linker Held (Quelle: http://fumaga.com/12577)

Am 12. Mai wollte die Hochschulgruppe Freimut in der Friedrich-Schiller-Universität in Jena eine Diskussionsrunde zum Thema Asylpolitik veranstalten. Das Motto lautete: “Offene Grenzen – Chance! Herausforderung. Gefahr?”. Eingeladen waren der AfD-Landtagsabgeordnete Stefan Möller und Clemens Schneider, einer der Initiatoren der Internetseite „offene-grenzen.net„. Obwohl weder Möller und schon gar nicht Schneider pauschal gegen Asylanten sind, riefen verschiedene Studentengruppen, darunter Jusos, Grüne, Gewerkschaftsgruppen und Antifas, zum Protest auf, da es sich bei den Gästen um Personen handele, die „Rassismus, Elitarismus und Sozialdarwinismus“ predigen würden.

Die Folge: Die Diskussion konnte nicht auf dem Unigelände stattfinden. Studenten blockierten die Eingänge zum Hörsaal, hangen Transparente auf, bis die Veranstalter die Diskussionsrunde verlegen mussten. Sie fand schließlich unter Polizeischutz in der Grünen Tanne, einem Haus der Burschenschaft Arminia, statt. Auf dem Blog „indymedia“ wurde die Aktion als erfolgreich bewertet. Den Demonstranten sei es gelungen, die „Hetze“ der „neoliberalen RassistInnen“ zumindest auf dem Unigelände zu verhindern. Bedauert wurde nur, dass die AntirassistInnen und KapitalismuskritikerInnen nicht schnell genug auf den Umzug in die Grüne Tanne reagieren konnten.

Es ist nicht das erste Mal, dass so ein Vorfall geschieht. Man kann schon von einem Klischee sprechen: Eine Gruppe will sich in einer Universität über ein kontroverses Thema unterhalten, wird aber von gewalttätig auftretenden Studenten daran gehindert und muss die Diskussion absagen. Auch die Demonstranten entsprechen meistens einem Klischee. Sie sind feministisch, antikapitalistisch, antirassistisch und grün. Und: Sie sind absolut überzeugt davon, sie würden das Gute repräsentieren und ihre Opfer das Böse. In den USA ist dieses Phänomen älter als in Deutschland. Aber es droht einer der amerikanischen Importe in Deutschland zu werden, die man im Gegensatz zu Fast Food und Hollywood nicht gebraucht hätte.

In vielen amerikanischen Universitäten ist mittlerweile nicht nur das Niederschreien von gegnerischen Ansichten die Norm, sondern auch sogenannte „Sprachcodes“, deren Missachtung im schlimmsten Fall zum Rauswurf führen können, und noch eine weitere Reihe von Gängelungen wie z.B. „Zonen für freie Rede“. Viel wichtiger als die freie Rede scheint den Studenten das Nicht-Verletzen von Gefühlen und das „Wohlbefinden“ von Menschen zu sein. Alles, was dieses Wohlbefinden stören könnte, muss verboten werden. Studenten als Gegner von freier Rede sind schon so gewöhnlich, dass sie zum Ziel von Parodien werden. So titelte das Satiremagazin „The Onion“ letzten Monat: „Universität fördert lebendigen Austausch von einer Meinung“.

Was in dem aktuellen Fall in Jena besonders absurd ist, ist die Tatsache, dass weder die AfD und schon gar nicht Clemens Schneider gegen Asylanten sind. Dies wussten auch die Demonstranten, aber sie werfen der AfD vor, „die Aufenthaltserlaubnis für Flüchtlinge an ihrem wirtschaftlichen Nutzen für Deutschland knüpfen“, weil die AfD will, dass Asylbewerber arbeiten dürfen, und Clemens Schneider soll angeblich „die Angst vor Migration nutzen, um die Abschaffung des Sozialstaats zu fordern“, weil er ein Kritiker des Sozialstaats ist und den Einwanderern mehr Chancen zur Selbstversorgung geben will, so dass sie nicht ausschließlich auf Sozialleistungen angewiesen sind. Das reicht aus, um den beiden „Rassismus, Elitarismus und Sozialdarwinismus“ vorzuwerfen.

Solche Zustände führen dazu, dass Universitäten von bestimmten Personen bereits gemieden werden. Der amerikanische Komiker Chris Rock gab in einem Interview an, er würde nicht mehr in Universitäten auftreten, da die Studenten zu schnell beleidigt seien. Man könne nichtmal „der schwarze Student“ sagen, stattdessen hieße es dann „der Student mit den roten Schuhen“. Offenbar kann in einem Milieu, der feministisch, antikapitalistisch, antirassistisch und grün ist, nur wenig Humor geduldet werden. Während die USA aber genug Komiker haben, kann sich der deutsche Humor eigentlich nicht leisten, seine Komiker zu vertreiben. Es sei denn, man will auch diese weiter von den USA importieren.

8 Antworten to “Studenten gegen Meinungsvielfalt”

  1. bevanite Says:

    Ganz ehrlich: Ich halte das für einen Papier- bzw. Byte-Tiger. Es tut durchaus auch ein Blick auf die jeweilige Uni und die dort verantwortlichen Rektoren Not. Denn ebenso, wie an Kunsthochschulen vor allem die Studenten aufgenommen werden, die dem Geschmack der tonangebenden Professoren treffen, sind auch solche Entscheidungen oftmals abhängig von der örtlichen „Linie“. Und da gibt es eben auch Rektoren, die um jeden Preis Kontroversen vermeiden wollen. In der Praxis habe ich das an Unis so krass, wie es einige Blogger darstellen, kaum erlebt. Ich weiß nicht, inwiefern das in Zeiten von BA-Bulimielernen noch so ist, aber „früher“ wurde man ja gerade an der Uni dazu animiert, Themen genauer zu beackern und sich mit verschiedenen Standpunkten auseinanderzusetzen.

    Allgemein habe ich festgestellt, dass die Leute, die immer am lautesten nach Meinungsfreiheit schreien, selber Grenzen ziehen. Die würden dann mitunter Islamisten oder Antisemiten auch nicht auf ein Panel einladen.

    Bezüglich der AfD und ihrer Position zu Asylbewerbern empfehle ich mal einen Blick ins Parteiprogramm bzw. das vorherrschende Personal. Sagen wir es so: Sonderlich einwanderungsfreundlich sind sie nicht, es ist mitunter das exakte Gegenteil des „open border“-Konzeptes.

    • arprin Says:

      Allgemein habe ich festgestellt, dass die Leute, die immer am lautesten nach Meinungsfreiheit schreien, selber Grenzen ziehen. Die würden dann mitunter Islamisten oder Antisemiten auch nicht auf ein Panel einladen.

      Es geht mir gar nicht um das Thema Meinungsfreiheit. Die Leute können ja in „ihren“ Räumen jeden aufnehmen oder ablehnen, den sie wollen (solange sie keine Gewalt anwenden). Es geht um den meiner Meinung nach sehr schlechten Stil. Es wird keine Meinungsvielfalt zugelassen, andere Meinungen werden einfach niedergeschrien. Das geschieht in westlichen Universitäten wirklich fast jeden Tag, wenn man sich die Meldungen ansieht. Vor ein paar Tagen wurde z.B. Björn Lomborg in einer australischen Uni niedergeschrien:
      http://reason.com/archives/2015/05/19/academic-orthodoxy-closes-ranks-against

      • shaze86 Says:

        Ich sehe den großen Unterschied zwischen Meinungsvielfalt und Meinungsfreiheit nicht, deswegen finde ich eine haargenaue Unterscheidung übertrieben. Natürlich wurde, dass Recht auch freie Meinungsäußerung eingeschränkt.
        Meiner Meinung ist auch OK, gegen andere Meinungen zu sein: z.B.: dagegen demonstrieren. In dem Friedrich-Schiller-Universität-Beispiel war aber sowieso die Rede von einem Diskurs von zwei entgegengesetzten Meinungen. Warum sollte man gegen so etwas sein, immerhin schadet man doch auch seiner eigenen Meinung?

  2. bevanite Says:

    P.S. Die im Bild beinhaltet Kritik am Ché-Kult muss natürlich weiterhin benannt werden. Dass einer, der Schwule in Arbeitslager stecken wollte, heute in bestimmten Kreisen immer noch so einen guten Ruf besitzt, ist mir ebenfalls ein Rätsel.

    • Gutartiges Geschwulst Says:

      @bevanite: „Dass einer, der Schwule in Arbeitslager stecken wollte, … immer noch so einen guten Ruf besitzt, ist mir ebenfalls ein Rätsel.“

      Mir ist es leider kein Rätsel. Es gibt eben nur zwei Sorten von Linken: Lügner und Idioten.
      Der Lügner leugnet und der Idiot begreift nicht, dass Sozialismen, ob rot oder braun, immer zum selben Ergebnis führten: zu menschlichen Leichenbergen.
      Der Lügner leugnet und der Idiot begreift nicht, dass in allen Sozialismen Menschen verfolgt oder ermordet wurden, weil sie schwul, geistig behindert, von falscher Meinung oder von falscher Rasse waren.
      Der Lügner leugnet und der Idiot begreift nicht, dass selbst der Vater der organisierten Hirnfäule, ein gewisser Karl Marx, ein widerlicher Rassist war, der dunkelhäutige Menschen herzlich verachtete.
      Egal. Menschenrecht ist Dreck, LINKS ist göttlich!

      • bevanite Says:

        Und die Rechten sind im Gegenzug alle moralisch einwandfreie Engel? Nee, sorry, da gehe ich nicht mit. Ich hätte keine Probleme, mich als links zu bezeichnen, Sympathien für Autokraten oder Massenmörder hatte ich dennoch nie – jede Form von Autoritarismus, egal wie auch immer der sich färbt, ist für mich das glatte Gegenteil von Emanzipation. Und machen wir uns nichts vor: Unterm Strich hat jede politische Richtung ihre Lieblingsschurken. Die K-Gruppen mochten Mao, die Antiimps hatten ihren Arafat, Konservative standen auf lateinamerikanische Militärdiktatoren, Neo-Nazis mochten Saddam oder Ahmadinedschad, Liberale mochten Pinochet und Lee Kwan Yew, „Neocons“ mochten Mubarak oder mögen noch immer das saudische Königshaus. Die Tyrannenverharmlosung ist leider ein weit verbreitetes Phänomen.

      • Gutartiges Geschwulst Says:

        @bevanite: „Und die Rechten sind im Gegenzug alle moralisch einwandfreie Engel?“

        Nein, @bevanite, die Rechten sind natürlich keine moralisch einwandfreien Engel! Deswegen habe ich es auch nirgendwo behauptet.

      • Gutartiges Geschwulst Says:

        P. S.
        Im Sinne der Idealvorstellung bin ich übrigens auch Linker, was mir meine Mit-Linken allerdings noch widerlicher macht.

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