Es ist vollbracht. Der Oberste Gerichtshof der USA hat den Kulturkampf um die Homo-Ehe beendet. Kein Bundesstaat darf es gleichgeschlechtlichen Paaren verbieten, eine Ehe einzugehen. Die Begründung ist mehr Poesie als Recht, aber die Entscheidung ist richtig. Die USA sind damit das 22. Land der Welt, indem die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare geöffnet wird. Während die meisten Prominente und auch Präsident Obama das Urteil bejubeln, bricht für viele konservative Amerikaner die Welt zusammen. Von Auswanderung bis zur Selbstverbrennung, wie ein Pastor in Texas im Vorfeld der Entscheidung ankündigte, gab es alle möglichen Reaktionen.
Die Homo-Ehe ist ein Erfolg für liberale Politik. In den USA forderte die „Libertarian Party“ in ihrem Programm bereits 1972 gleiche Rechte für Homosexuelle und 1976 die Öffnung der Ehe. Damals war diese Forderung in der amerikanischen Durchschnittsbevölkerung etwa so populär wie Sonnenlicht bei Vampiren. Die amerikanische Linke dagegen brauchte länger, um ihr Herz für die Homo-Ehe zu entdecken. Noch im Jahr 1996 unterzeichnete der demokratische Präsident Bill Clinton mit Zustimmung der Republikaner den „Defense of Marriage Act„, der ausdrücklich die Ehe für Homosexuelle verbot, und Hillary Clinton bekräftige im Jahr 2000 ihre Ansicht, die Ehe sei eine Sache zwischen Mann und Frau.
Es gibt aber tatsächlich auch Liberale, die das Urteil kritisch aufgenommen haben. Meistens sind es Personen, die sich politisch als liberal bezeichnen, aber privat konservative Ansichten hegen. Ihre Argumentation lautet: Der Staat sollte sich komplett aus der Ehe heraushalten und es sei kein Fortschritt, wenn jetzt auch homosexuelle Paare nach den Regeln des Staates heiraten und auf Kosten von unverheirateten Personen staatliche Privilegien erhalten. Theoretisch ist diese Argumentation richtig. In einer idealen Welt sollte der Staat sich komplett aus der Ehe heraushalten. Aber die Realität sieht anders aus: Der Staat mischt sich in die Ehe ein, und es wird sich in nächster Zeit voraussichtlich nichts daran ändern. (more…)