An Begründungen für staatliche Verbote herrscht kein Mangel. Der Gesellschaftsvertrag, religiöse Sitten oder die Angst vor totalem Chaos müssen immer wieder herhalten, um den Raub an Freiheit zu legitimieren. Ein Argument, dass immer wieder hervorgekramt wird, ist das Argument der „Natürlichkeit“. Besonders beliebt ist es bei zwei politischen Gruppierungen, den Grünen und den Konservativen. Die Grünen meinen, man müsse „unnatürliche“ Methoden wie Gentechnik komplett verbieten. Die Konservativen sind der Meinung, man müsse „unnatürliche“ Familien wie z.B. gleichgeschlechtliche Paare mit einem Kind verbieten. Obwohl beide Gruppierungen keine Freunde sind, sind sich beide darüber einig: Die Natur muss, notfalls mit Freiheitseinschränkungen, geschützt werden.
Da stellen sich für mich zwei Fragen:
1.) Wann ist eine Sache „natürlich“ und wann „unnatürlich“?
2.) Warum soll etwas verboten werden, nur weil es „unnatürlich“ ist?
Auf diese Fragen habe ich von grüner und konservativer Seite nie eine vernünftige Antwort gehört. Wie man im Buch des Wissens erfährt, gab es in der Menschheitsgeschichte auch nie eine klare Definition von Natur. Meine persönliche, subjektive Definition von Natur lautet: Die Natur ist alles, was nicht vom Menschen gemacht oder verändert wurde. Wälder, Berge, Seen und Tiere sind natürlich, Städte und Straßen nicht. Die angeborene Haarfarbe ist natürlich, die veränderte Haarfarbe nicht. So gesehen ist die gesamte moderne Zivilisation unnatürlich. Diese Definition ist zumindest in sich logisch. Die Grünen und die Konservativen haben jedoch andere Definitionen, von der man nicht dasselbe behaupten kann.
Weder die Grünen noch die Konservativen können eine logische Definition von „Natur“ formulieren, und, was wirklich wichtig ist, sie können nicht erklären, warum die Unnatürlichkeit einer Sache ein Grund ist, um sie zu verbieten. Bis jetzt habe ich von beiden Seiten nur völlig unlogische Definitionen von Natur gehört, die dann als Selbstzweck für ein Verbot angewendet wurden, also „Es ist unnatürlich, also muss es verboten werden“ – was an der Unnatürlichkeit jedoch grundsätzlich (also in jedem denkbaren Fall) schlecht sein soll, konnte nicht erklärt werden. Um diese Widersprüchlichkeit aufzuzeigen, werde ich die oben genannten Beispiele für „Unnatürlichkeit“ bei den Grünen (Gentechnik) und Konservativen (Regenbogenfamilien) mit meinen zwei Fragen testen. (more…)