Von außen betrachtet könnte es so aussehen, als würde jemand gezielt einen Plan verfolgen, um Deutschland zu schaden. Die Atomkraft wird geächtet, der Gentechnik wird keine Chance gegeben, und nun holt man zum finalen Schlag aus und zerstört die deutsche Autoindustrie – was die geplanten Diesel-Fahrverbote langfristig schaffen könnten. Aber es ist kein geheimer Plan. Meistens ist Dummheit eine bessere Erklärung als Bösartigkeit. Die Diesel-Gegner planen nicht, Deutschland zu schaden, sie glauben einfach wirklich, dass Elektroautos die Zukunft sind und „die deutsche Automafia jedes Jahr 10.000 Menschen vergast“, wie es GEZ-Mann Jürgen Döschner in einem (wie üblich später gelöschten) Tweet ausdrückte.
Anfangs dachte ich, dass es nicht so weit kommen würde. Die Wutrede von Winfried Kretschmann auf dem Grünen-Parteitag brachte es auf den Punkt: Wer jetzt das Ende des Diesels beschwört, der darf sich nicht wundern, wenn er bei den Wahlen bei 6-8% landet. Aber langsam setzt sich, genauso wie vor dem Atomausstieg, ein angsteinflößender Konsens durch, der sich am besten durch folgendes Jahrhundertzitat von Katrin Göring-Eckardt beschreiben lässt: „Ich bin ja in der DDR aufgewachsen und bin darum skeptisch, wenn sich der Staat einmischt. Aber gerade nach der Debatte dieser Woche ist doch klar, dass der Staat das Ende des fossilen Verbrennungsmotors festschreiben muss.“
Ich der letzte, der die deutsche Autoindustrie für die Hüter der Moral hält. Sie haben mit ihren Abgas-Tricksereien einen Betrug verübt, und unabhängig davon genießt VW noch immer staatliche Privilegien, die es erst Recht zu kritisieren gibt. Dennoch sehe ich es als Desaster an, wenn man sich nun dazu aufmacht, das deutsche Auto zu entsorgen. Dafür gibt es vernünftige Gründe.
1. Die Auto-Abgase sind keine große Gesundheitsgefahr.
Historisch betrachtet wird die Luft in den Frühphasen der Industrialisierung am schwersten belastet. So war es in Europa und später in China, wobei die Belastung durch moderne Technik mit der Zeit zurückgeht und keine Gefahr mehr für die Gesundheit darstellt. Die Zahlen zeigen: In Berlin liegt die Feinstaubbelastung bei relativ ungefährlichen 24 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft und die Stickstoffoxid-Emissionen in ganz Deutschland haben sich seit 1990 halbiert. Dabei muss auch beachtet werden, dass Autos nur einen geringen Teil der Feinstaubbelastung ausmachen und Fahrverbote deshalb kaum etwas an den Feinstaubwerten ändern würden. Letztlich zeigt das auch, wie absurd übertrieben die gesetzlichen Auflagen waren, ebenso wie die ganzen Märchen-Zahlen über „zusätzliche Tote“ durch nicht eingehaltene Abgasgrenzwerte. (more…)