Archive for Oktober 2017

Warnung vor einem amerikanischem Import

Oktober 26, 2017

Ein Beispiel für Cultural Appropriation: Weiße erzählen Indianergeschichten

In diesem Blog habe ich schon öfters vor einem Import unsinniger amerikanischer Bräuche gewarnt. Dabei handelte es sich um Dinge wie die ganze Hysterie um Transgender oder um das Thema Mansplaining. An dieser Stelle möchte ich präventiv vor einem weiteren Phänomen warnen, der in den USA weitverbreitet ist, während es im deutschsprachigen Raum noch weitgehend unbekannt ist: Cultural Appropriation, auf Deutsch „Kulturelle Aneignung“. Im Deutschlandfunk gab es diesen Monat bereits eine Einführung zu diesem Thema und heute berichtete das Schweizer Portal „20 Minuten“ über die „wachsende Bewegung gegen Cultural Appropriation“, der auch die Präsidentin der SP-Migranten Zürich angehört.

Was ist Cultural Appropriation? Es handelt sich dabei um das Phänomen, dass Menschen einer Kultur irgendetwas aus einer anderen Kultur praktizieren. Dabei kann es sich potenziell um alles handeln: „Kulturfremde“ Kleidung, Haarschnitt, Körperbemalung, Musik, Tanz, religiöse oder kulturelle Symbole oder Feste, sogar bestimmte Wörter (bzw. der Sprachstil oder Akzent) oder kulinarische Gerichte. Beispiele für Cultural Appropriation sind:

– Weiße, die „schwarze“ Kleidung oder „schwarze“ Haarschnitte (Cornrows oder Dreadlocks) benutzen.
– Weiße, die sich zu Halloween wie Indianer verkleiden oder ihren Sportmannschaften indianische Namen geben (z.B. Washington Redskins oder Florida State Seminoles).
– Weiße Frauen, die sich wie eine japanische Geisha aufmachen.
– Weiße, die einen „nicht-weißen“ Sprachstil (z.B. den Hip Hop-Slang) benutzen oder aus Spaß Akzente (z.B. den indischen) imitieren.
– Weiße Restaurantbesitzer, die chinesisches oder mexikanisches Essen verkaufen.

All das soll nun moralisch verwerflich sein und bekämpft werden. Wie bei jedem linken Schwachsinn stellt sich die Frage: Warum? Und wie bei jedem linken Schwachsinn lautet die Antwort: Weil es die Gefühle einer „unterdrückten“ Gruppe verletzen könnte. Als Weißer darf man deshalb nun keine mexikanischen Sombreros tragen oder das chinesische Neujahrsfest feiern, weil das „kultureller Völkermord“ und ein Zeichen des „White Privilege“ ist. Natürlich gibt es noch andere Argumente, so sei es ungerecht, wenn weiße Modemacher Gewinn mit nicht-weißer Mode machen oder wenn Symbole ohne Kenntnis ihrer Geschichte benutzt werden, aber letztlich läuft es immer auf dasselbe hinaus: Weißen soll die Ausübung fremder Kulturpraktiken verboten werden.

Es fällt nicht schwer, die Doppelmoral und den Unsinn dieser Forderung zu erkennen. Als Erstes stellt sich die Frage: Warum gelten diese Regeln nur für nicht-weiße Kulturpraktiken? Halloween ist ein ursprünglich irisches Fest, aber keiner hat ein Problem, wenn es Nicht-Iren oder Nicht-Weiße feiern. Dasselbe gilt für jede andere Kulturpraxis, die als typisch für ein europäisches oder europäischstämmiges Volk gilt. Aus meinem Geburtsland Bolivien ist mit der Fall des Indio-Volkes der Chiquitanos bekannt, die im 18. Jahrhundert durch jesuitische Mönche aus Deutschland barocke Musik lernten und diese bis heute praktizieren. Warum protestiert man nicht dagegen, sondern lädt sie sogar nach Europa ein?

Als Zweites sollte klar sein, dass die Vorstellung einer statischen, unveränderlichen Kultur völlig absurd sind. Kulturen verändern sich ständig und nehmen dabei wie selbstverständlich fremde Einflüsse auf. Falls es in Vergessenheit: Das Christentum stammte ursprünglich nicht aus Europa, sondern wurde rücksichtlos aus Israel hierhin importiert. Der Fußball kommt nicht aus Brasilien und Argentinien, sondern wurde von Engländern erfunden, aber das war den Südamerikanern egal, sie haben es für ihre Kultur adoptiert. Und, liebe Linke: Bevor es Weiße in Nordamerika gab, gab es dort keine Pferde! Die Indianer haben sich die Pferde einfach genommen und ihre Kultur integriert, ohne zu fragen. (more…)

Das Ende der Comedy

Oktober 17, 2017

Lange Zeit galt in der Comedy-Branche eine Gewissheit: Amerika ist besser als Deutschland. Wenn man die vermeintliche „Comedy“ von der heute-show mit Jon Stewart, Stephen Colbert oder John Oliver vergleicht, sah man Unterschiede wie zwischen Bayern München und dem Hamburger SV. Der größte Unterschied war: Amerikanische Komiker machten Comedy, deutsche Komiker machten Volkserziehung. In der heute-show geht es überwiegend darum, wie herzlos die FDP und Konzerne und wie rassistisch die AfD und Trump sind, und wenn doch mal die SPD kritisiert wurde, dann nur, weil man sie für „zu neoliberal“ hält. Nun scheint sich die Sache zu wenden: Auch in Amerika beginnt die Comedy zu sterben.

Der Grund für den Niedergang ist derselbe wie für das Elend der deutschen Comedy: Man macht Volkserziehung statt Comedy. Jimmy Kimmel nutzt seine Show mittlerweile nur noch, um zu zeigen, wie böse Donald Trump ist, egal bei welchem Thema.

Auf Humor wird dann verzichtet. Das Thema ist zu ernst, um Witze zu machen. Um nicht missverstanden zu werden: Die meisten amerikanischen Comedians waren immer links, sowie die ganze Hollywood-Elite. Aber trotzdem konnten sie lustig sein. Das ist möglich, indem man nicht von vornherein auf jeden Anschein von Neutralität verzichtet und sich zum Fürsprecher einer Partei macht. Die Stewarts und Colberts waren immer links, ja, aber sie betrieben keine Wahlwerbung für die Demokraten. Es gab zwar Ausnahmen, wie z.B. Bill Maher, der ganz offen zugab, die Demokraten zu fördern, aber er gab es öffentlich zu, hatte also einen anderen Anspruch als Comedians, die sich als unabhängig ausgaben. Und vor allem konnte er lustig sein.

Seit jüngstem sind die amerikanischen Comedians aber nicht mehr nur links, sondern auch nicht mehr lustig, sowie die deutschen Comedians. Egal ob es um das Thema Krankenversicherung oder um das Waffenrecht geht, es geht nur noch um Volkserziehung. Jimmy Kimmel weint und erklärt dem Publikum: „Wie könnt ihr nur gegen Obamacare und schärfere Waffengesetze sein?“ John Oliver weint nicht, aber seit 2016 erklärt er seinem Publikum eigentlich nur noch im empörten Ton, dass sie, um gute Menschen zu sein, gegen Trump und für jedes linke Anliegen (von höheren Steuern bis zu Transgender-Toiletten) sein müssen. Die Ähnlichkeit zur heute-show wird immer frappierender. (more…)

Der Wunsch nach der Strafe des Planeten

Oktober 9, 2017

Im September wurden die USA durch die Hurrikans „Harvey“ und „Irma“ erschüttert, die als stärker eingestuft wurden als alle anderen die Jahre zuvor. Später wurde die Karibik von Hurrikans erschüttert, die ebenfalls stärker waren als üblich. „Maria“ hat große Teile Puerto Ricos lahmgelegt. Auch in Deutschland gab es jüngst außergewöhnlich starke Stürme, die Tote forderten, wie das Tief „Xavier“. Man könnte meinen, diese Ereignisse würden eine deutliche Zunahme von schweren Stürmen überall auf der Welt bezeugen. Und natürlich kommt dann vielen die Globale Erwärmung als Ursache in den Sinn. Doch die Wahrheit ist: Es gibt weltweit keine Zunahme an schweren Stürmen:

Nicht nur das, auch die Zahl der Opfer für die Hurrikans hat abgenommen, dank besserer Vorhersagen und Präventionsmaßnahmen. Nur die Kosten für die Schäden haben zugenommen, aber das ist ein Paradoxon des Wirtschaftswachstums: Je mehr Wohlstand Gemeinschaften haben, desto mehr kann zerstört werden. Diese Fakten haben aber keine Verwendungsmöglichkeit für die Leute, die ein mit den Folgen der Globalen Erwärmung begründetes Verbot von fossilen Energien und staatlich geförderten Ausbau von grünen Energien fordern und allgemein Donald Trump hassen. Also ignorieren sie sie einfach und tun so, als würden die Stürme zunehmen und als sei es absolut klar, dass die Globale Erwärmung dafür verantwortlich ist.

Peter Altmaier fragte, die Wissenschaft vergewaltigend, „Wieviele Jahrhundert Hurrikane muss es geben, bis die Klimawandel-Leugner merken, dass sie gerade das Leben ihrer Enkelkinder ruinieren?“ Auch der republikanische Bürgermeister von Miami, Milliarden-Unternehmer Richard Branson und Prinz Charles wollten nach den Hurrikans vom September und Oktober endlich über die Globale Erwärmung sprechen. Die tragischen Ereignisse auf der Insel haben sicher viele Menschen bewegt, aber wichtiger war das politische Kapital, dass man aus ihnen schlagen konnte. Und es hat zumindest teilweise Erfolg gehabt: Einer unter 1.002 Personen durchgeführten Umfrage zufolge sahen 55% der Amerikaner die Globale Erwärmung als Hauptursache für die stärkeren Hurrikans 2017. Also ist der „Klimaleugner“ Donald Trump im Grunde höchstpersönlich für all die Toten von Irma, Harvey, Maria und wohl auch Xavier verantwortlich.

Tatsächlich gibt es einen politischen Grund, warum sich der Wiederaufbau in Puerto Rico erschweren könnte. Aber er hat nichts mit Trumps Umweltpolitik oder der Globalen Erwärmung zu tun. Der aus dem Jahr 1920 stammende „Jones Act“ sieht vor, dass jedes Schiff, dass in amerikanischen Gewässern Handel betreibt, in den USA gebaut, in den USA registriert, mit einer amerikanischen Flagge unterwegs, zu mindestens 75% von Amerikanern besessen sein und einen Anteil von mindestens 75% Amerikaner in der Crew haben muss. Es ist extrem dummer und schamloser Protektionismus, und die Folgen für die puertoricanische Wirtschaft sind besonders schlimm, weil die umliegenden Karibikinseln viel niedrigere Schiffskosten aufweisen. Erst nach langer Zeit hat sich Trump entschlossen, den Jones Act für Puerto Rico zu lockern – aber nur für kurze Zeit. (more…)

Spanische Schande

Oktober 1, 2017

Wer hätte gedacht, dass diese Bilder nicht aus Russland, China oder der Türkei stammen, sondern aus einer westeuropäischen Demokratie, die Mitglied der EU ist? Vor diesem Tag vermutlich nicht mal die Spanier und Katalanen selbst.

In der Geschichte gab es wahrscheinlich keine friedlichere Sezessionsbewegung als die der Katalanen. Sie hatten keine plündernden Milizen, keine Attentate, keine xenophoben Parolen, nur eine politische und soziale Bewegung. Die Katalanen wollten einfach selbst über ihr Schicksal bestimmen. Die Reaktion der Regierung von Mariano Rajoy – brutale Gewalt und die Leugnung des Referendums – ist so skandalös, dass sie eigentlich sofort zurücktreten müsste. Es ist der schwärzeste Tag in der Post-Franco-Ära in Spanien. Ich kann nur hoffen, dass sich in Spanien eine große Bewegung bildet, die sich gegen die Gewalt ausspricht, den Rücktritt von Rajoy fordert und die spanische Regierung dazu auffordert, das Ergebnis des Referendums zu akzeptieren.