In diesem Blog habe ich schon öfters vor einem Import unsinniger amerikanischer Bräuche gewarnt. Dabei handelte es sich um Dinge wie die ganze Hysterie um Transgender oder um das Thema Mansplaining. An dieser Stelle möchte ich präventiv vor einem weiteren Phänomen warnen, der in den USA weitverbreitet ist, während es im deutschsprachigen Raum noch weitgehend unbekannt ist: Cultural Appropriation, auf Deutsch „Kulturelle Aneignung“. Im Deutschlandfunk gab es diesen Monat bereits eine Einführung zu diesem Thema und heute berichtete das Schweizer Portal „20 Minuten“ über die „wachsende Bewegung gegen Cultural Appropriation“, der auch die Präsidentin der SP-Migranten Zürich angehört.
Was ist Cultural Appropriation? Es handelt sich dabei um das Phänomen, dass Menschen einer Kultur irgendetwas aus einer anderen Kultur praktizieren. Dabei kann es sich potenziell um alles handeln: „Kulturfremde“ Kleidung, Haarschnitt, Körperbemalung, Musik, Tanz, religiöse oder kulturelle Symbole oder Feste, sogar bestimmte Wörter (bzw. der Sprachstil oder Akzent) oder kulinarische Gerichte. Beispiele für Cultural Appropriation sind:
– Weiße, die „schwarze“ Kleidung oder „schwarze“ Haarschnitte (Cornrows oder Dreadlocks) benutzen.
– Weiße, die sich zu Halloween wie Indianer verkleiden oder ihren Sportmannschaften indianische Namen geben (z.B. Washington Redskins oder Florida State Seminoles).
– Weiße Frauen, die sich wie eine japanische Geisha aufmachen.
– Weiße, die einen „nicht-weißen“ Sprachstil (z.B. den Hip Hop-Slang) benutzen oder aus Spaß Akzente (z.B. den indischen) imitieren.
– Weiße Restaurantbesitzer, die chinesisches oder mexikanisches Essen verkaufen.
All das soll nun moralisch verwerflich sein und bekämpft werden. Wie bei jedem linken Schwachsinn stellt sich die Frage: Warum? Und wie bei jedem linken Schwachsinn lautet die Antwort: Weil es die Gefühle einer „unterdrückten“ Gruppe verletzen könnte. Als Weißer darf man deshalb nun keine mexikanischen Sombreros tragen oder das chinesische Neujahrsfest feiern, weil das „kultureller Völkermord“ und ein Zeichen des „White Privilege“ ist. Natürlich gibt es noch andere Argumente, so sei es ungerecht, wenn weiße Modemacher Gewinn mit nicht-weißer Mode machen oder wenn Symbole ohne Kenntnis ihrer Geschichte benutzt werden, aber letztlich läuft es immer auf dasselbe hinaus: Weißen soll die Ausübung fremder Kulturpraktiken verboten werden.
Es fällt nicht schwer, die Doppelmoral und den Unsinn dieser Forderung zu erkennen. Als Erstes stellt sich die Frage: Warum gelten diese Regeln nur für nicht-weiße Kulturpraktiken? Halloween ist ein ursprünglich irisches Fest, aber keiner hat ein Problem, wenn es Nicht-Iren oder Nicht-Weiße feiern. Dasselbe gilt für jede andere Kulturpraxis, die als typisch für ein europäisches oder europäischstämmiges Volk gilt. Aus meinem Geburtsland Bolivien ist mit der Fall des Indio-Volkes der Chiquitanos bekannt, die im 18. Jahrhundert durch jesuitische Mönche aus Deutschland barocke Musik lernten und diese bis heute praktizieren. Warum protestiert man nicht dagegen, sondern lädt sie sogar nach Europa ein?
Als Zweites sollte klar sein, dass die Vorstellung einer statischen, unveränderlichen Kultur völlig absurd sind. Kulturen verändern sich ständig und nehmen dabei wie selbstverständlich fremde Einflüsse auf. Falls es in Vergessenheit: Das Christentum stammte ursprünglich nicht aus Europa, sondern wurde rücksichtlos aus Israel hierhin importiert. Der Fußball kommt nicht aus Brasilien und Argentinien, sondern wurde von Engländern erfunden, aber das war den Südamerikanern egal, sie haben es für ihre Kultur adoptiert. Und, liebe Linke: Bevor es Weiße in Nordamerika gab, gab es dort keine Pferde! Die Indianer haben sich die Pferde einfach genommen und ihre Kultur integriert, ohne zu fragen. (more…)