Die Meister der Fake News

Anti-Atomkraft-Proteste in Harrisburg, 1979

Sind die Grünen auf den Straßen, ist ein Verbotsschild nicht weit weg

In einem Beitrag auf der „Zeit“ hat Sebastian Dalkowski vor einiger Zeit das Wesen der grünen Ideologie perfekt zusammengefasst:

Wir alle werden es wieder tun: Sachen konsumieren, die nicht sein müssten. Weil wir bequem sind. Weil wir glauben, sie zu brauchen. Weil unsere Freunde sie auch haben. Coffee to go. Kaffee aus der Kapsel. Wieder ein neues Smartphone. Mit dem Auto in die Stadt, weil es nach Regen aussieht. Mehr Bildschirmdiagonale. Im Sommer nach Neuseeland, im Herbst auf die Azoren und von München nach Berlin fliegen, weil’s schneller geht. (…)

Es sei denn, uns haut endlich jemand auf die Finger. Es sei denn, jemand sagt: Lass das! Liebe Angela Merkel, lieber Staat, liebe EU, liebe Weltregierung, ich fordere euch hiermit auf: Verbietet mir, was ich gerne haben möchte, aber besser nicht haben sollte. Anders ist die Welt nicht mehr zu retten. Protect me from what I want, sang schon die Band Placebo. Verbote zu fordern heißt, die Fehlbarkeit des Menschen verstanden zu haben.

Er schlägt u.a. ein Verbot von „unnötigen“ Plastikverpackungen und Autofahrten vor, eine Ökostrom-Pflicht, die Einführung eines CO2-Guthabens, dass man nicht überschreiten darf, und natürlich harte Strafen für Verstöße gegen diese Gesetze. Seiner Meinung wären wir dann „plötzlich viel freier.“ Ich kann mir schon denken, was Dalkowski über den jüngste EU-Beschluss denkt, den in der Landwirtschaft eingesetzten Wirkstoff Glyphosat weiterhin zuzulassen. Schrecklich! Kein Verbot! Also keine neue Freiheit, sondern weiter Konsumsklaverei! Aber wer sich mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Glyphosat auskennt, weiß, dass das keine schlechte Nachricht ist. Denn es gibt keinen Beweis, dass Glyphosat besonders gefährlich für den Menschen oder die Umwelt ist, zumindest nicht mehr als andere, legale Wirkstoffe.

Immerhin gibt es auch in den großen Medien Stimmen, die sich nicht vor dieser Wahrheit verschließen und den Beschluss begrüßen. Leider sieht das in den meisten grünen Themen anders aus. Die Klassiker wie die „Atomkatastrophe“ von Fukushima oder brennende Wasserhähne durch Fracking brauche ich nicht nochmal zu erwähnen, wer noch immer daran glaubt wird sich durch keine neuen Informationen mehr umstimmen lassen. Aber viele derzeit heiß laufende Mythen werden derzeit nahezu unwidersprochen geglaubt. Da sind z.B. die Behauptungen, dass Coffee-to-go-Becher massiv der Umwelt schaden (in München denkt man schon über ein Verbot nach) oder westlicher Elektroschrott illegal in Massen nach Ghana exportiert wird, wo er die Umwelt verpestet. Bei genauerer Betrachtung entpuppen sich diese Geschichten als Fake News.

Es ist schon erstaunlich, wie unwidersprochen die Kampagne gegen Coffee-to-go-Becher vor sich geht. Dabei ist es schon fragwürdig, ob wirklich jeden Tag 7 Millionen Deutsche auf diese Weise Kaffee trinken, wie die Mahner angeben. Aber selbst wenn, wären das noch verschwindend kleine Zahlen gegenüber dem Haushaltsmüll: Auf ein Kilogramm Haushaltsmüll würden 0,9 Gramm Becher kommen. Abgesehen von diesem Detail ist es auch noch so, dass es keinen Hinweis gibt, dass Mehrwegbecher weniger Energie verbrauchen. Eine zehn Jahre alte, niederländische Studie kam sogar zu dem Ergebnis, dass Pappbecher weniger Energie verbrauchen (bzw. „der Umwelt schaden“) als Mehrwegbecher, die ja – was viele wohl übersehen – jedes Mal neu gespült werden müssen. Ich denke jedoch, diese Fakten werden die kommenden Verbote nicht aufhalten.

Auch die Geschichte vom westlichen Elektroschrott, der Ghana verpestet, ist falsch. In Agbogbloshie, einem Viertel der ghanaischen Hauptstadt Accra, befindet sich zwar wirklich eine große Elektromülldeponie, die viele giftige Abgase verursacht, aber wie Studien der UN zeigen, kommt die überwältigende Mehrheit dieses Mülls aus Ghana oder Westafrika, nicht aus dem Westen. Die aus dem Westen importierten Geräte werden meistens gar nicht verschrottet, sondern – was den Umweltschützern eigentlich gefallen sollte – „recycelt“ und wiederverkauft. Deswegen sollte der Export von westlichem Elektroschrott in Entwicklungsländer eigentlich als etwas Gutes angesehen werden. Stattdessen wurden in den letzten Jahren Verbote eingeführt, denn „Wir dürfen nicht unseren Müll nach Afrika ablagern, wo er die Menschen vergiftet!“

Immer mehr erfunden Katastrophen, immer mehr Verbote, „Weiter, immer weiter!“, wie Oliver Kahn zu sagen pflegte. Es gibt schon heute viele unglaublich dämliche Umweltschutz-Riten, man denke z.B. an das für Afrika sinnlose und für Ableitungen Deutschland schädliche Wassersparen, das trotzdem überall einen guten Ruf genießt. In Zukunft werden wir wohl noch mehr davon haben. Dabei wird es keine Rolle spielen, ob sie wirklich der Umwelt helfen – die Rituale sind ein Selbstzweck. Deutschland wird von der grünen Ideologie dominiert. Darüber sollte man sich trotz der niedrigen Wahlergebnisse der Grünen keine Illusionen machen. Um zu wissen, was für eine Ideologie ein Land beherrscht, sollte man sich fragen: Welche Fake News werden von der Bevölkerung am liebsten geglaubt?

25 Antworten to “Die Meister der Fake News”

  1. Dr. Caligari Says:

    Seiner Meinung wären wir dann „plötzlich viel freier.“

    „Krieg heißt Frieden“; „Freiheit ist Sklaverei“, „Liebet den großen Bruder!“

    Abgesehen von diesem Detail ist es auch noch so, dass es keinen Hinweis gibt, dass Mehrwegbecher weniger Energie verbrauchen.

    Mehrwegbächer sind zunächst mal ein hygienisches Problem. Jaja, kann man waschen…

    Deutschland wird von der grünen Ideologie dominiert. Darüber sollte man sich trotz der niedrigen Wahlergebnisse der Grünen keine Illusionen machen.

    Das trifft leider absolut zu. Die Grünen und ihre Ideologie sind die heimlichen Herrscher dieser Republik und diverse Medien – Zeit Online – machen noch direkt und offen Werbung dafür.

    Das Problem mit den Grünen ist natürlich nicht, dass sie ihre Meinung haben und auch sagen, sondern, dass sie sich trotz vollständiger hegomonie immer als arme, kleine Opfer darstellen.
    Das ist eigentlich eine typisch linke Mentalität: Selbst wenn man selbst in der Mehrheit ist und in der alles beherrschenden Situation, so bleibt man doch der Rebell, während der Nicht-Linke immer der Diener der Verhältnisse bleibt, egal wie starke Reformen er sich wünscht.

    Und dieses seltsame Weltbild macht eine Sache selbstverständlich: Wenn die eigenen Ideen, Ideologien, drohen an der objektiven Realität zu scheitern, dann liegt das immer an der Vorherrschaft der bösen Konservativen/Liberalen/bürgerlichen Linksabweichler.
    Man muss also NOCH radikaler werden, den Gegner endlich zum Schweigen bringen usw., damit Utopia Wirklichkeit werde.

    Welche Fake News werden von der Bevölkerung am liebsten geglaubt?

    Ich traue dem Ganzen nicht. Die üblichen Fakenews kommen immer gut an, weil sie etwas in der allen gemeinsamen menschlichen Naturansprechen. Zum Beispiel „schwächere schützen“ etc.pp.

    • arprin Says:

      Das Problem mit den Grünen ist natürlich nicht, dass sie ihre Meinung haben und auch sagen, sondern, dass sie sich trotz vollständiger hegomonie immer als arme, kleine Opfer darstellen.

      … und das sie sich meistens durchsetzen mit ihren Vorschlägen.

      Und dieses seltsame Weltbild macht eine Sache selbstverständlich: Wenn die eigenen Ideen, Ideologien, drohen an der objektiven Realität zu scheitern, dann liegt das immer an der Vorherrschaft der bösen Konservativen/Liberalen/bürgerlichen Linksabweichler.
      Man muss also NOCH radikaler werden, den Gegner endlich zum Schweigen bringen usw., damit Utopia Wirklichkeit werde.

      Grundsätzlich ist das die Logik jeder politischen Meinung. Leider liegen die Grünen falsch, ihr Beharren auf „Erhöhung der Dosis“ ist somit katastrophal.

      Die üblichen Fakenews kommen immer gut an, weil sie etwas in der allen gemeinsamen menschlichen Naturansprechen. Zum Beispiel „schwächere schützen“ etc.pp.

      Viele grüne Lügen haben nichts mit „Schwächere schützen“ zu tun, sondern eher „Schwächere sollen Konsumverzicht üben, denn wir brauchen nicht mehr Wohlstand.“

  2. Supanowa Says:

    „Denn es gibt keinen Beweis, dass Glyphosat besonders gefährlich für den Menschen oder die Umwelt ist, zumindest nicht mehr als andere, legale Wirkstoffe“.

    Was für andere legale Wirkstoffe? Gibt es Quellen für die Unbedenklichkeit?

  3. besucher Says:

    Das mit dem Elektroschrott ist Quatsch, nach Afrika exportieren wir bloß subventioniertes Billofleisch aus Niedersachsen.

    • arprin Says:

      Die einzigen, die dadurch geschädigt werden, sind die europäischen Steuerzahler. Sie müssen nämlich die Subventionen bezahlen. Die Ghanaer kriegen billiges Fleisch, was ist daran schlecht?

      • besucher Says:

        Dafür kommen die Ghanaer dann zu uns 😉 Aber vielleicht finden sie einen Tagelöhnerjob bei Wiesenhof.

      • arprin Says:

        Ghana hat in den letzten Jahren hohes Wirtschaftswachstum gehabt, immer mehr Menschen entkommen der Armut. Eine Folge davon ist, dass sich immer mehr die Ausreise leisten können und es deshalb auch versuchen. Der Gedanke, das „wir mit Billigfleischexporten Ghana arm machen“ ist völlig absurd.

      • besucher Says:

        Da kennst Du wohl die Situation vor Ort nicht gut genug. Andererseits: Wenn die Bienen hier plattgemacht worden sind brauchen wir diese Leute als billige Pflanzenbestäuber. Du kannst ja schon mal ein Startup beantragen, dann bist Du First Mover, Arprin.

  4. Eloman Says:

    Unnütze Schaumschläger wie Dalkowski verbrauchen beim Schaum schlagen viel zu viel Energie und sollten verboten werden!

    • arprin Says:

      Dalkwoski beschreibt in seinem Artikel einen Lifestyle, den die meisten Deutschen sich nicht leisten können. Kein Wunder: Die meisten Grünen-Wähler gehören den höheren Einkommensklassen an – und produzieren damit viel mehr CO2 als der Durchschnitt der Bevölkerung.

  5. Olaf Says:

    Friedlich und zivilisiert zusammen leben und konsumieren ist also böse. Erst wenn man sich und anderen die Köppe einschlägt, als Linksterrorist oder Islamist, ist man gut und rettet den Planeten.

    Das erinnert mich an die grüne Studentin, die mit dem Fahrrad in Köln gut sein wollte und die beim Autorennen von „Kölnern“ plattgefahren wurde.

  6. Flax Says:

    „Verbote zu fordern heißt, die Fehlbarkeit des Menschen verstanden zu haben.“
    Der Glaube an einen omnipotenten Führer, der weiß, was gut für mich ist, hat wohl jede totalitäre Ideologie.
    Egal ob Rot oder Braun oder Grün.
    Mit Freiheit und Eigenverantwortung haben sie es alle nicht so.

  7. arprin Says:

    Guter Beitrag bei den Salonkolumnisten zu Glyphosat:
    https://www.salonkolumnisten.com/glyphoshima/

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