Brexit, actually

Freiheit für die Briten!

Es ist soweit. Im britischen Parlament gibt es eine Mehrheit für einen Premierminister, der den Brexit durchziehen will. Theresa Mays Parlament, der den Brexit zu einer Parodieveranstaltung machte, ist Geschichte. Der Brexit wird voraussichtlich zum 31. Januar 2020 durchgezogen werden. Die Tränen der EU-Nationalisten haben ein solches Volumen erreicht, dass man damit die Wasserknappheit in Chiles Atacama-Wüste beenden könnte. Es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn es eine fünfte Verschiebung gibt. Die Deutlichkeit der Ergebnisse birgt einige wichtige Lektionen für Großbritannien und ganz Europa.

1. Die Mehrheit der Briten will den Brexit.

Es hieß immer, die Briten hätten keine Ahnung, wofür sie gestimmt hätten, sie wären auf Lügen reingefallen, ein neues Referendum würde ganz anders aussehen, und da viele ältere Wähler nach 2016 abgestorben sind, würde die Mehrheit heute schon aus diesen Gründen für Remain sein. Jetzt kann man sagen: Nö. Die Mehrheit hat ganz eindeutig Boris Johnson mit dem Auftrag ausgestattet, den Brexit endlich durchzuziehen. Wenn die Mehrheit wirklich unbedingt in der EU hätte bleiben wollen, hätten sie eine parlamentarische Mehrheit gebildet, die einen Deal (oder einen Austritt ohne Deal) unmöglich macht und damit ein zweites Referendum den Weg ebnet. Aber das komplette Gegenteil ist geschehen!

2. Jeremy Corbyns politische Karriere ist tot.

Es ist das schlechteste Ergebnis für Labour seit 1935. Nur damit ihr es wisst: Das war eine Zeit, in der in Deutschland Angela Merkel noch nicht an der Macht war. Verantwortlich dafür ist Jeremy Corbyn, ein alter, weißer Mann aus einem vergangenen Jahrhundert, der nicht nur von der Mehrheit der Briten, sondern selbst von der Mehrheit der Arbeiter, der traditionellen Labour-Wählerschicht, abgelehnt wird. Die Botschaft ist klar: Corbyns Zeit ist vorbei. Das heißt auch, dass Corbyns widerlicher Antisemitismus, der seine politische Karriere begleitete wie Alkoholismus die Karriere von Boris Jelzin, keinen Platz mehr finden wird. Hoffentlich kann sich Labour von diesem Gift lösen und ohne den Judenknacks einen Neustart wagen.

3. Großbritannien hat nichts zu verlieren, aber die Welt zu gewinnen.

Der kommende EU-Austritt bedeutet: Großbritannien wird sich einige Milliarden Pfund pro Jahr sparen, sie sind nicht mehr an jede einzelne wahnsinnige EU-Regulierung gebunden, sie können ohne die Zustimmung anderer Länder Freihandelsabkommen abschließen, und sie werden auch in Zukunft ihre politische Unabhängigkeit bewahren. Das klingt auf den ersten Blick gut – auf den zweiten Blick ist es das aber auch! Die Briten haben ein großartiges Geschenk bekommen, den sie wohl erst in Zukunft wirklich in ihrer vollen Bedeutung wertschätzen werden. Mit Boris Johnson gibt es auch die gute Chance, dieses Geschenk zu nutzen. Steuersenkungen und ein Freihandelsabkommen mit den USA wären ein erster Schritt.

4. Die EU braucht einen Notfallplan.

Die Hoffnung der EU-Nationalisten, den Brexit noch zu verhindern, ist tot. Jetzt brauchen sie einen neuen Plan. Er kann nur lauten: Großbritannien muss es nach dem Brexit so schlecht wie möglich gehen. Das Problem ist: Das wird nicht passieren. Die britische Wirtschaft wird sowas von nicht zusammenbrechen, egal wie oft die EU-Nationalisten den Allmächtigen in ihren Nachtgebeten darum bitten. Es braucht einen Notfallplan: Die EU muss Großbritannien nach dem Brexit zu einem Desaster erklären, selbst wenn die Wirtschaft des Landes nicht zusammenbricht. Dafür braucht es ein gutes Framing. Hier sind meine Vorschläge für Schlagzeilen für ein ökonomisch starkes, Post-Brexit-Großbritannien:

„Studien beweisen eindeutig: Ohne den Brexit wäre die britische Wirtschaft noch stärker gewachsen“

„Erst in 10, 20 Jahren wird man die verheerenden Folgen des Brexits wirklich erkennen können“

„Die offiziellen Zahlen täuschen: Die Wirtschaft mag gewachsen sein, aber nur eine Minderheit profitiert. Die Ungleichheit wächst ohne die EU immer weiter“

„Ökonomische Zahlen sagen nicht alles aus über ein Land. Was nützt materieller Wohlstand, wenn man geistig verarmt?“

8 Antworten to “Brexit, actually”

  1. Olaf Says:

    Die Briten haben auf jeden Fall mehr Freiheit und Sicherheit, wenn sie aus der EU-Mafia raus sind.
    Wirtschaftlich allerdings haben die Briten ja relativ wenig gezahlt, durch Thatchers Briten-Rabatt.
    Zahlmeister der EU ist der deutsche Steuersklave, der eigentlich am lautesten gegen die EU-Mafia protestieren müsste und eine Dexit-Abstimmung fordern sollte.
    Aber der BRD-Steuersklave liegt in geistigen Ketten und wird somit auch zur Gefahr für Englands Konkurrenzfähigkeit.
    Die EU-Mafia kann die Deutschen bis zum Untergang rücksichtlos verheizen, das können und wollen die Briten ihrem Volk nicht antun.
    Also im Wirtschaftskrieg gegen die Fuehrer in Brüssel müssen die Briten zur Not auf die RAF zurückgreifen, das hat ja schon mal geklappt.

    • arprin Says:

      Wirtschaftlich allerdings haben die Briten ja relativ wenig gezahlt, durch Thatchers Briten-Rabatt.

      Die Briten waren Netto-Einzahler, also werden sie Milliarden Pfund pro Jahr sparen.

      Aber der BRD-Steuersklave liegt in geistigen Ketten und wird somit auch zur Gefahr für Englands Konkurrenzfähigkeit.

      Wie ist das gemeint? Die Lage in Deutschland hat nichts mit der Konkurrenzfähigkeit Englands (bzw. ganz Großbritanniens) zu tun.

      • Olaf Says:

        Das freie Britannien steht nun in Konkurrenz zur EU-Mafia. Die verottete EU wäre schon längst am Ende, wenn nicht der deutsche Steuersklave alle Fehlleistungen ausgleichen würde.
        Das ist natürlich im Handelskrieg ein Nachteil für England.
        Ohne die deutschen Steuersklaven wäre die EU klein mit Hut und müsste alle bilateralen Verträge mit England „unconditional“ akzeptieren.

  2. Eisfunke Says:

    Da machst Du es Dir ein bisschen einfach, die Konservativen mögen im Parlament die Mehrheit haben, aber nur dank des britischen Mehrheitswahlrechts. Beim echten Stimmverhältnis liegen die Konservativen unter ihrem Sitzanteil.

    • arprin Says:

      Mit einem anderen Wahlrecht wäre das Ergebnis wohl auch anders. Die Briten kennen ihr Wahlrecht und haben dementsprechend gewählt.

    • Olaf Says:

      Mit echten Medien wären die Grünen in der BRD unter 5 %.

    • Eloman Says:

      Was soll das sein, echtes Stimmverhältnis? Jede Wahl wird nach dem im entsprechenden Land gültigen Wahlrecht durchgeführt. Im UK ist das nun mal das Mehrheitswahlrecht. Könnte mich nicht erinnern, dass Corbyn dagegen war. In Deutschland fallen regelmäßig etliche Stimmen durch die 5 % Hürde unter den Tisch und werden von den anderen Parteien für sich vereinnahmt. Fernerhin gibt es in Deutschland Überhang- und Ausgleichsmandate, die dazu geführt haben, das wir mittlerweile das zweitgrößte Parlament der Welt nach dem Chinesischen Volkskongress haben. China hat allerdings 1.5 Mio Einwohner, Deutschland nur 82 Mio.

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