Archive for the ‘Atheismus’ Category

Atheismus in der islamischen Welt

Mai 6, 2015
Die historische Entwicklung des Atheismus

Die historische Entwicklung des Atheismus

Wie sieht die Zukunft der Weltreligionen aus? In den meisten Prognosen wird bis 2050 eine große Zunahme der muslimischen Bevölkerung vorausgesagt, die das Christentum von Platz 1 der größten Religionen der Welt stürzen könnte. Dies kann gefährliche Folgen haben. Der radikale Islam befindet sich seit Jahrzehnten im Aufwind, sowohl gesellschaftlich als auch politisch. In Ländern wie Ägypten oder der Türkei sieht man den Wiederaufstieg des Islams an der beängstigenden Zunahme der Kopftuchdichte in den Städten, im Iran und Saudi-Arabien diktiert die Scharia ganz offiziell das gesamte öffentliche Leben. Was bedeutet die muslimische Bevölkerungsexplosion für die Zukunft der Welt? Stehen wir vor einem Weltenbrand?

Prophezeiungen sind immer unsinnig, da niemand alle Variablen vorausberechnen kann, die eintreffen werden. Die Islamokalypse ist eine Möglichkeit, keine Gewissheit. Eine andere Möglichkeit wäre, dass es so weitergeht wie jetzt, mit andauernder Instabilität, ohne jedoch die gesamte derzeitige politische Ordnung des Nahen Ostens und Europas ernsthaft in große Gefahr zu bringen. Immerhin verfügen die Wächter des Status Quo noch immer über die stärkeren Armeen, und darauf kommt es in der Weltpolitik letztlich an. Gibt es noch eine andere Möglichkeit als diese? Vielleicht sogar so etwas wie ein Massenausbruch von Vernunft?

Der Arabische Frühling hat nicht unbedingt dazu geführt, dass die Menschen in der Region an Autoritäten zweifeln. Meistens wollen sie sie lediglich austauschen oder etwas einschränken. Das trifft sowohl auf die politischen Autoritäten zu, als auch auf die religiösen Autoritäten. Atheismus und Zweifel an der Religion waren noch vor einigen Jahrzehnten in der islamischen Welt viel verbreiteter als sie es heute sind. Auch in offiziell säkularen Staaten sieht es für Atheisten sehr düster aus. Derzeit werden in Ägypten Atheisten vom Sissi-Regime gnadenlos verfolgt. Aber es gibt eine gute Nachricht: Trotz dieser Hürden hat sich eine lebendige Atheisten-Szene etabliert. (more…)

Atheistophobie

Oktober 3, 2012
Die historische Entwicklung des Atheismus

Die historische Entwicklung des Atheismus

Das Sportmagazin „Placar“ sorgte vor einigen Tagen für einen kleinen Skandal in Brasilien. An dem Skandal waren Neymar und die katholische Kirche beteiligt. In einer Fotomontage wurde der Stürmer, der ansonsten durch Dribblings, Schwalben, komische Frisuren und Traumtore auffällt, als gekreuzigter Mann dargestellt. Die brasilianische Bischofskonferenz meinte, dass „durch die respektlose Verwendung des Bildes der christliche Glauben der Lächerlichkeit preisgegeben werde, die Person Jesu Christi manipuliert und zum Instrument kommerzieller Zwecke missbraucht wurde.“ Man könnte glatt meinen, dass die katholische Kirche in Brasilien keine Sorgen hat, wenn sie sich über Fotomontagen in Sportmagazinen empört.

In den islamischen Ländern sind Blasphemiegesetze nicht ungewöhnlich. In Saudi-Arabien und Pakistan steht auf Gotteslästerung sogar die Todesstrafe, auch wenn sie so gut wie nie verhängt oder angewandt wird. In Pakistan wurde die Christin Asia Bibi 2010 zum Tode verurteilt, weil sie Mohamed beleidigt haben soll, was internationale Empörung auslöste. Vor 3 Monaten führte auch Kuwait die Todesstrafe ein. In Ägypten ist man zumindest konsequent: Dort wurde ein Salafist wegen Blasphemie angeklagt, weil er eine Bibel zerrießen hatte. Sogar in der angeblich laizistischen Türkei wurde der Pianist Fazil Say angeklagt, weil er Witze über den Islam gemacht hatte. Laut der Zeitung „Al Arabiya“ wollen die islamischen Länder bald einen Versuch starten, ein globales(!) Blasphemiegesetz durchzusetzen.

Der Blasphemiewahn ist auch in einigen christlichen Ländern verbreitet. In Griechenland wurde Gerhard Haderers blasphemischer Kinderfilm „Das Leben des Jesus“ 2005 verboten. In Polen wurde die Sängerin Dorota Rabczewska zu einer Geldstrafe von 1.000 Euro verurteilt, weil sie sagte, dass sie nicht an die Bibel glaubte. In Russland wurden die Kunstkuratoren Andrei Yerofeyev und Yury Samodurov mit einem Bußgeld belegt, weil sie Jesus in Bildern als Micky Maus und neben einem Coca-Cola-Schriftzeichen darstellten. Aber auch in Deutschland drohen seit August einem Mann in Kassel drei Jahre Haft, weil er gegen den Gotteslästerungsparagraphen 166 verstoßen hat.

Nicht mal im Internet ist man als Blasphemiker sicher. Der palästinensische Blogger Walid Husayin wurde vor 2 Jahren von der palästinensischen Autonomiebehörde verhaftet, weil er auf seinem Blog und per Facebook Allah und den Propheten beleidigt hatte (mittlerweile ist er wieder auf freiem Fuß, seine Familie hat ihn verstoßen). In Indonesien wurde Alexander Aan im Januar in Untersuchungshaft genommen und im Juni zu 30 Monaten Haft verurteilt, weil er in Facebook religionskritische Kommentare und Bilder veröffentlicht hatte. Der saudische Autor Hamza Kashgiri wurde von Malaysia nach Saudi-Arabien ausgeliefert, nachdem er einige nur leicht Mohamed-kritische Tweets hinterlassen hatte, wo ihm nun die Todesstrafe droht, ein Fall, der besonders große internationale Aufmerksamkeit erregte. (more…)

Die Bedeutung des Atheismus

Juli 24, 2012
Die historische Entwicklung des Atheismus

Die historische Entwicklung des Atheismus

Der Atheismus hat viele Kritiker. Nicht nur Religionsvertreter, die den Atheismus aufgrund seiner Sinnlosigkeit angreifen, sondern auch Agnostiker und säkular eingestellte Persönlichkeiten regen sich gern über „militante“ Kampfatheisten auf. Es gibt zwei Zitate, die das Dilemma des Atheismus auf den Punkt bringen. Der Erste stammt von Gilbert Keith Chesterton: „Wenn Menschen aufhören, an Gott zu glauben, glauben sie nicht an nichts, sondern an alles Mögliche.“ Viele Atheisten sind in der Tat links- oder rechtsradikale Kollektivisten, die anstatt Gott dem „Staat“ oder der „Gesellschaft“ huldigen.

Der Zweite stammt von Werner Heisenberg: „Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch; aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.“ Da das Universum, je mehr wir von ihm verstehen, desto mehr Rätsel er uns gibt, glauben sogar viele Wissenschaftler, dass er kein Zufall sein kann. Dieses Thema soll hier nicht besprochen werden, es sei nur kurz erwähnt, dass es eigentlich nichts Komplexeres geben kann als einen allmächtigen Schöpfer außerhalb des Universums und dass es absurd ist, anzunehmen, dass dieser Schöpfer auch identisch mit den menschengemachten Göttern ist.

Es stimmt, dass der Atheismus im Grunde sinnlos ist. Der Grund dafür ist, dass der Atheismus nun mal keine Werte hat. Viele Atheisten hätten das gerne so, aber es stimmt einfach nicht. Es gibt keine “atheistischen Werte”. Der Atheismus ist nur eine metaphysische Ansicht ohne Auswirkungen auf die ethischen oder politischen Ansichten eines Menschen. Eine Einigkeit unter Atheisten gibt es nicht und wird es auch nie geben. Die atheistische Szene ist ziemlich heterogen und reicht von Kommunisten, Faschisten und Nihilisten bis zu Liberalen. Dasselbe gilt für religiöse Menschen. In unserer Zeit scheint mir der linksgrüne Einheitstopf bei Atheisten und Theisten gleichermaßen verbreitet zu sein. (more…)

Keine Angst vor der Hölle

August 29, 2011
Gott bei der Erschaffung Adams

Gott bei der Erschaffung Adams

Vor einigen Tagen hatte ich wieder mal eine Gottesdiskussion. Obwohl mir das eigentlich immer Spaß macht, war es diesmal anders, denn sie endete mit einer „Höllendrohung“. Eine zivilisierte Diskussion wurde somit schlagartig beendet.

Wie ich schon in diesem Artikel gesagt habe, finde ich es ziemlich absurd, dass religiöse Fundamentalisten nach göttlicher Überlieferung glauben, dass alle, die nicht an denselben Gott glauben wie sie, in die Hölle kommen, ganz egal, wie sie sich im Diesseits verhalten haben. Das ist wohl das schlechteste, das Religionen den Menschen überliefert haben: Sie lehrten ihnen nicht, sich moralisch zu verhalten, sondern an sie zu glauben, völlig egal was sie sagen. Taten sind nicht richtig, wenn sie richtig sind, sondern wenn Gott sie absegnet. Mit toleranten oder säkularen Anhängern von Religionen habe ich kein Problem, aber über Fundamentalisten kann ich mich nie genug aufregen.

Die Höllendrohung ist für sie aber notwendig, denn nichts garantiert mehr, das Gläubige gläubig bleiben (und für sie ist Apostasie das Schlimmste aller Verbrechen), als die Angst, in die Hölle zu kommen. Nach dem Koran – der heiligen Schrift der Muslime – wird jeder Nichtmoslem nach seinem Tode in der Hölle auf ewig Eiter trinken müssen und sein Gehirn wird auf ewig geröstet. Ich persönlich würde zwar die Existenz einer Hölle befürworten, aber eben nur, wenn dort nur die „bösen“ Menschen reinkommen (und sie nicht so brutal gefoltert werden)- aber alle Atheisten dorthin deportieren, nur, weil sie nicht an Gott geglaubt haben? Was soll da gerecht sein? Als ob Atheisten alle automatisch ein verbrecherisches Leben geführt hätten. Diese Form der Missionierung hat sogar ein eigenes Argument hervorgebracht, die sogenannte „Pascalsche Wette“. (more…)

Religiöse Diskurslogik-oder: Wir brauchen eine neue Atheismus-Definition!

April 26, 2011
Die historische Entwicklung des Atheismus

Die historische Entwicklung des Atheismus

Es scheint immer mehr so, dass der Begriff “Atheismus” von vielen Personen missverstanden oder gar missbraucht wird. Das Hauptproblem dabei ist: Atheismus wird als eine alternative Religion angesehen und dann auch so “überprüft”. Man sucht nach einer vermeintlichen “Lehre” des Atheismus und vergleicht diese dann mit den Lehren der traditionellen Religionen. Der zweite Fehler ist der, das man Atheisten vorwirft, das sie sich für allwissend halten, da sie nicht an einen Gott glauben, obwohl das Universum doch zu kompliziert ist, um es ohne Gott erklären zu können- das neuste Dogma der Religiösen.

Diese beiden Denkfehler führen dazu, dass man nun sogar in Anlehnung an Richard Dawkins von einem “Atheismus-Wahn” spricht. Weil man Atheismus nicht versteht. Dabei kann man im Gegensatz zu Religionen Atheismus nicht “falsch interpretieren”.

Die Denkfehler der Gottesdebatte

Es geht beim Atheismus nicht darum, zu beweisen, dass es keinen Schöpfer gibt. Es geht darum, zu beweisen, dass es die menschengemachten Götter nicht gibt. Dies habe ich auch schon in meinem ersten Artikel klargemacht und werde es deshalb nicht wiederholen.

Deshalb sind Einwände wie diese hier

The first point I’d like to explore is that there really are no true atheists”…”It seems to me that in order to claim with certainty that there is no God you would have to have knowledge of the totality of the universe”…”and I don’t think any of you guys are ready to make that claim.

… völlig abwegig, da Atheisten nie behaupten, das sie alles über das Universum wissen (gefunden hier). (more…)

Einer der ersten Atheisten

April 6, 2011
Die historische Entwicklung des Atheismus

Die historische Entwicklung des Atheismus

Schon im 10./11. Jahrhundert lebte im Nahen Osten ein arabischer Dichter, der als Vorgänger des Atheismus bezeichnet werden kann.

Sein Name war Al-Ma’arri:

„Al-Ma’arri war ein Skeptiker und prangerte Aberglauben und religiösen Dogmatismus an. Er wurde daher als pessimistischer Freidenker bezeichnet.

Al-Ma’arri lehrte, dass Religion eine „von den Vorvätern ersonnene Fabel“sei, ohne Wert außer für Ausbeuter leichtgläubiger Massen. Zu Lebzeiten al Ma’arris waren in Ägypten, Bagdad und Aleppo mehrere Kalifate entstanden, welche alle die Religion zur Stützung ihrer Macht instrumentalisierten.Er wies den Wahrheitsanspruch des Islams wie auch anderer Religionen zurück: Man soll die Behauptungen der Propheten nicht für wahr halten; es sind allesamt Erfindungen. Den Menschen ging es gut, bis sie kamen und das Leben verpfuschten. Die heiligen Bücher sind nur Sammlungen nutzloser Geschichten, wie sie alle Zeiten hervorbringen konnten und auch hervorgebracht haben.

Al-Ma’arri kritisierte viele Dogmen des Islams, wie z.B. den Hadsch, den er einen „Heidenzug“ nannte

Eines seiner Gedichte gibt seiner Sichtweise Ausdruck:

Sie alle irren – Moslems, Christen, Juden und des Zoroaster Legion.
Die Menschheit kennt weltweit nur diese beiden:
Den einen, mit Verstand wohl aber ohne Religion,
Den andern, religiös, doch ohne Hirnarbeiten.

Er wies jegliche göttliche Offenbarung zurück. Seine Überzeugungen waren die eines Philosophen und Asketen, für den die Vernunft einen moralischen Leitfaden bereithält und Tugend Belohnung genug für sich selbst ist. (more…)

Gibt es einen Gott?

März 10, 2011
Gott bei der Erschaffung Adams

Gott bei der Erschaffung Adams

Gleich zu Anfang werde ich die Frage beantworten, die noch immer für einen großen Teil der Menschheit eine zentrale Bedeutung in ihrem Leben hat und meine Zielgruppe erheblich einschränken könnte. Und zwar: Gibt es einen allmächtigen Schöpfer, der uns vom Himmel aus beobachtet und nach unserem Tod unseren weiteren Wohnort bestimmt (Himmel/Hölle/Nirvana)?

Wenn man darüber diskutiert, enden die Diskussionen meistens im kruden “Bodycounting”. Man vergleicht, wer mehr Menschen getötet hat, die Religiösen (Inquisitoren, Kreuzritter, Terroristen) oder die Atheisten (Kommunisten, Nazis). Und wer am Ende die meisten Tote “übrig hat”, hat verloren. Wie beim Uno-Kartenspiel. Meistens trifft es dann die Atheisten, denn wenn es um Todesopfer geht, kann keiner mit den Kommunisten und Nazis mithalten.

Doch dieser Diskussionsansatz ist völlig falsch. Denn es spielt für die Frage, ob es einen Gott gibt, überhaupt keine Rolle, wer mehr Menschen getötet hat. Die einzig wichtige Frage ist, ob sich die Existenz Gottes, oder besser gesagt- die Existenz der menschengemachten Götter- wissenschaftlich widerlegen lässt. Ohne einen Blick in die Bibel oder den Koran zu werfen. (more…)