Archive for the ‘Fußball’ Category

Gegen Kollektivstrafen

Februar 29, 2020
Die DFB-Elf- auf dem Weg zum Titel 2012?

Hate Zeiten für den deutschen Fußball

In einer Gesellschaft, in der Rassismus, Sexismus und Homophobie konsequent verurteilt werden, kann es zum Paradoxon kommen, dass immer mehr Rassismus, Sexismus und Homophobie gesehen wird. Der Grund dafür ist, dass diese Fälle nun stärker beachtet werden. Trotzdem entsteht bei vielen der Eindruck, dass der Hass in der Gesellschaft außer Kontrolle ist. Wir erleben das gerade in den Fußballstadien. Immer mehr Spiele sind von Spielabbruch bedroht, weil die Fans hetzerische Botschaften ausrufen. Zuletzt handelte es sich überwiegend um rassistische Parolen gegen schwarze Spieler, an diesem Wochenende waren es Hassbotschaften auf Plakaten von linksextremen Fans gegen den Milliardär und Fußball-Mäzen Dietmar Hopp.

Hassbotschaften in Fußballstadien gibt es seit es Fußballstadien gibt. Man rief homophobe Parolen („Schiri, du schwule Sau!“), rassistische Parolen (Affenlaute, Bananenwürfe), Hassbotschaften gegen Mannschaften („Scheiß Bayern!“) oder Personen („Hurensohn!“). Neben den Parolen, die gerufen oder in Plakaten geschrieben wurden, waren auch das Werfen von Gegenständen beliebt, nicht nur Bananen (und hier nicht nur gegen schwarze Spieler, sondern z.B. auch gegen Oliver Kahn), so bekam Luis Figo von Barcelona-Fans einen Schweinekopf als Gast-Geschenk. All diese Dinge führten nicht zu Diskussionen über Spielabbrüchen. Erst jetzt, nach über 120 Jahren Fußball, beginnt man, den Hass in Fußballstadien zu bekämpfen.

Das ist grundsätzlich gut. Aber die Art und Weise hat einen hysterischen Charakter. Spielabbrüche gab es früher nur, wenn das Wetter das Weiterspielen unmöglich machte, die Spieler sich gegenseitig verprügelten oder das Stadion plötzlich von einem Terroranschlag bedroht war. Nun reichen Affenlaute oder ein Plakat. Ich verurteile diese Dinge aufs Schärfste, denn ich bin zu 100% für schwarze Fußballer und Milliardäre als Fußball-Investoren. Nur mit Weißen und „Traditionsvereinen“ wäre der Fußball für mich viel langweiliger. Dennoch sehe ich keinen Grund, deswegen ein laufendes Spiel abzubrechen. (more…)

WM-Beobachtungen

Juni 28, 2018
Die DFB-Elf- auf dem Weg zum Titel 2012?

Der Lame-Duck-Weltmeister bis zum 15. Juli

Deutschland hat heute ein starkes Zeichen gesetzt. In Zeiten des erstarkenden Populismus in Europa setzt man die europäische Tradition fort, als amtierender Weltmeister in der Vorrunde auszuscheiden (Frankreich 2002, Italien 2010, Spanien 2014), und hat darüberhinaus als Protest gegen Trump den Mexikanern den Einzug ins Achtelfinale ermöglicht. Zwei großen Taten auf einmal. Leider müssen wir das schlechteste Abschneiden der deutschen Nationalmannschaft seit Hitler (1938) als Kollateralschaden mitnehmen. Nicht alle sind darüber unglücklich. Wie üblich, sind die Antifas froh über deutsche Niederlagen – Dresden 1945, Germanwings 2015, Kasan 2018 – aber erstaunlicherweise auch viele eher rechts stehende Menschen, die früher für die deutsche Nationalmannschaft gejubelt haben. In der Tat: Viele AfD-Anhänger verspüren gerade Genugtuung.

Ich war für Deutschland und bin von der Niederlage enttäuscht. Wie kann es sein, dass ausgerechnet AfD-Anhänger sich mit den Antifas verbrüdern (oder AfD’ntifas?), um eine Niederlage Deutschlands zu bejubeln? Dafür gibt es meines Erachtens zwei Gründe:

1. Der Mythos von der Namensänderung
2. Das Erdogan-Treffen von Özil und Gündogan

Der erste Punkt ist völlig absurd, der zweite ist verständlicher und dennoch falsch. Es gab nie eine Namensänderung: Die deutsche Nationalmannschaft heißt nach wie vor Nationalmannschaft, niemand hat das „National“ abgeschafft. Der DFB hat lediglich den international bekannten Spitznamen „Mannschaft“ vermarktet. In ausländischen Medien nannte man die deutsche Nationalmannschaft u.a. „The Mannschaft“, „La Mannschaft“, „Le Mannschaft“ usw. Nichts weiter als das hat der DFB getan. Daraus die Behauptung zu basteln, dass der DFB aus politischen Gründen das Wort „National“ gestrichen hat, ist völlig irre. Wer daran glaubt, ist einer der Sorte Menschen, der auch an Meldungen aus Satire-Seiten hereinfallen würde, ganz egal wie deutlich sie gekennzeichnet wären. Im Übrigen heißt die brasilianische Nationalmannschaft im eigenen Land „Selecao“ – auf deutsch „Auswahl“ bzw. „Mannschaft“ – und keinem Brasilianer stört’s.

Über Özil und Gündogan möchte ich nicht mehr viel sagen. Nur soviel: Özil und Gündogan haben sich ihre Pfiffe redlich verdient, und das müssen sie hinnehmen. Ich finde sowieso, dass Mitgefühl im Fußball überbewertet wird und finde viele Strafen für Spieler und Vereine deutlich überzogen. Wer jemanden, der seine Identifikation mit einem Diktatoren aus einem anderen Land so deutlich zeigt, auspfeift, hat mein Verständnis. Aber sich allein (!) deswegen – also aufgrund lächerlicher Identitätsfragen – über eine Niederlage der deutschen Nationalmannschaft, hat nicht mein Verständnis. Erstens besteht die Mannschaft nicht nur aus Özil und Gündogan – was schon Grund genug ist, um zu differenzieren – und zweitens sollte der Fußball nicht, wie so viele Bereiche des Lebens, der immer weiter zunehmenden Politisierung der Gesellschaft zum Opfer fallen. (more…)

Nach dem Verbot ist vor dem Verbot

März 13, 2018

Der Fußball steht vor dem Aus

Nach dem Anfang vom Ende des Diesels ist das nächste Verbot schon vorprogrammiert. Karl Lauterbach hat auf Twitter bereits festgestellt, dass „moderne Benziner 50-mal mehr Feinstaub produzieren als Diesel“ und „der Feinstaub von Benzinern viel gefährlicher für Herz und Hirn ist als Stickoxide.“ Nicht nur Benziner (bzw. alle Autos allgemein), auch Schiffe, Flugzeuge, so gut wie jede moderne Technik steht vor dem entweder kompletten Verbot oder der massiven Rationierung. Nicht mal der Coffee-to-go-Becher ist sicher, denn er verursacht zu viel Plastikmüll und steht deshalb unter den Grünen ganz oben auf der Liste der kommenden Verbotsforderungen. Währenddessen wird die Luft in Deutschland immer sauberer und die Globale Erwärmung kann die Erwartungen, endlich ein bisschen mehr Sonne nach Deutschland zu bringen, nicht erfüllen, doch die Apokalypse wird trotzdem nicht abgesagt.

Wie Arprin exklusiv erfuhr, plant die Große Koalition nun ein weiteres, schwerwiegendes Verbot. Um die Bevölkerung nicht zu verschrecken, sollen die Pläne erst nächstes Jahr bekannt gegeben werden. Dann sollen Beschränkungen bis zu Verboten für den Besuch von Fußballstadien eingeführt werden. Die Begründungen dafür sind der hohe Energieverbrauch von Fußballstadien: In jedem Stadion müssen ständig Wasser und Rasen beheizt werden, nachts belastet die Beleuchtung die Umwelt, außerdem müssen die Zehntausenden Fans für jedes Spiel mit menschentötenden Dieseler oder Benziner anreisen und kaufen sich im Stadion Plastikbecher, um ihr verantwortungsloses Verhalten quasi zu krönen. Damit soll ab nächstes Jahr Schluss sein. Auch wenn die Deutschen ihren Fußball mögen – genauso wie ihre Autos – wird der Staat künftig als Korrektiv eingreifen, um den kommenden Generationen einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen.

Die konkreten Pläne sehen vor, Stadiontickets an Fahrkartentickets für den ÖPNV zu koppeln, so dass nur Fans Stadien besuchen dürfen, die für die Anreise nicht ihr eigenes Auto benutzen. Plastikbecher in Stadien sollen komplett verboten werden, in dieser Hinsicht haben die Fußballvereine bereits Kompromissbereitschaft verkündet. Der größte Streitpunkt ist die Forderung, alle Stadien CO2-neutral machen zu lassen. Die Kosten dafür sollen die Vereine selber zahlen, immerhin hätten sie zuvor jahrzehntelang die Umwelt geschädigt. An diesem Aktionsplan sollen sich nicht nur deutsche, sondern alle Fußballvereine in der Europäischen Union beteiligen. Für die Behauptung, dass CO2-neutrale Stadien den Vereinen zu hohe Kosten aufbürden würden, haben die zuständigen Politiker kein Verständnis. Karl Lauterbach verwies auf die 222 Millionen Euro, die Paris Saint-Germain für Neymar ausgegeben hätte. „Das Geld ist da“, so der SPD-Mann. (more…)

Das 222-Millionen-Schnäppchen

August 3, 2017

Der Fußball in Gefahr?

Ist der Fußball schon wieder tot? Das ist der Ton, den der Rekord-Transfer von Neymar vom FC Barcelona zum Paris Saint-Germain begleitet. 222 Millionen Euro zahlt Paris an Barcelona – mehr als doppelt so viel als beim letzten Rekord-Transfer vor einem Jahr. Die romantischen Fußballfans und diverse Kommentatoren sehen die Zukunft des Fußballs in Gefahr. Außerdem wiederholen sie unermüdlich, dass „kein Mensch 222 Millionen wert ist“ und man „mit diesem Geld so vielen Armen hätte helfen können.“ Zuletzt prophezeien sie einen großen Crash im Fußball, ähnlich wie bei den Banken. Johannes Nedo gab im Tagesspiegel den Fußballfans die Schuld für diese Entwicklung und forderte von ihnen eine Umkehr:

Wer diese Spirale stoppen will, wer gierige Spieler und Berater wieder in die Wirklichkeit zurückholen will, der muss vom Profi-Fußball lassen. Der muss mal ein paar Jahre auf die besten Spieler verzichten und nur zum nächstgelegenen Amateurverein spazieren, keine neuen Trikots kaufen und den Fernsehsendern obendrein weniger Einschaltquote bei Fußballspielen bescheren. Das mag schwerfallen und wehtun, aber allein darauf reagieren die Strippenzieher des Hochglanzfußballs.

Natürlich teile ich diese Sicht nicht. Aber ich lege auch keine unkritische Transfergeilheit am Tag, denn ich sehe die derzeitige Entwicklung im Fußball differenziert. Einerseits ist es kein Problem, wenn immer mehr Geld im Sport ist, denn er entspricht der Nachfrage nach Fußball, die sowohl in Europa als auch weltweit in den letzten Jahren massiv gestiegen ist. Egal ob Tickets, Trikots, TV-Abos, der Fußball wird immer größer, also ist auch mehr Geld da. Fußballer können dann 222 Millionen wert sein, denn der Wert einer Sache wird immer durch den Nachfrager bestimmt. Ist ein Kunstbild z.B. 275 Millionen Dollar wert? Jemand meinte schon und kaufte sich ein Exemplar einer Serie von Gemälden mit dem Titel „Die Kartenspieler“ für diesen Rekord-Betrag. Das Argument mit den Armen lasse ich mal außen vor, nur soviel: Bei den jährlichen Ausgaben für Entwicklungshilfe (100 Milliarden) und für die westlichen Sozialstaaten (mehrere Billionen) fällt Neymar so auf wie der Baum im Wald.

Gleichzeitig kann es durchaus berechtigte Kritik an einigen Transfersummen geben. Denn nicht alle Fußballvereine leben nur von ihren eigenen Einnahmen oder von normalen Sponsoren, die ihr in den Verein gestecktes Geld als Investition ansehen. Bei Bayern München, Manchester United oder Real Madrid mag das zutreffen. Aber Vereine wie Chelsea, Manchester City oder Paris Saint-Germain bekommen ihr Geld nicht von normalen Sponsoren, sondern zum Großteil von Gönnern, deren Geld aus mafiösen Quellen stammt, und die ihr in Fußballvereine gestecktes Geld nicht als Investitionen ansehen, sondern eher als Konsumgüter. Das ist der einzige Punkt, den ich an Transfers von „Scheich-Klubs“ kritisch sehe. Meine Sicht auf die aktuellen Transfer-Entwicklungen im Fußball ist also: Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn Menschen ihr selbstverdientes Geld für Dinge ausgeben, egal welche Summe, aber wenn Mafiosi ihr Blutgeld in den Fußball stecken, sollte es unterbunden werden. (more…)

Eine große Räuberbande

Mai 31, 2015
Das neue Logo der FIFA

Schuld für die „Katarstrophe“: Die FIFA

Es geschieht nicht oft, dass die Wahl zum FIFA-Präsidenten für Tage das größte Thema in den Medien ist. Da das FBI drei Tage zuvor in der Schweiz mehrere FIFA-Funktionäre wegen Bestechungsvorwürfen verhaftete, war es jedoch auch keine Wahl wie jede andere. Sogar Vladimir Putin meldete sich zu Wort und meinte, die FBI-Anklagen seien eine anti-russische Aktion, mit denen die Amerikaner versuchen würden, Russland die WM 2018 zu entziehen. Ein Satire-Artikel in der New Yorker, der besagte, McCain würde eine militärische Intervention gegen die FIFA planen, um die moderaten Kräfte des globalen Fußballs zu unterstützen, wurde sogar für bare Münze genommen.

All die Empörung über die Korruption hat aber nichts genützt. Sepp Blatter wurde für vier weitere Jahre wiedergewählt. Die Medien toben. Aber wie berechtigt ist die Empörung eigentlich? Keine Frage, die FIFA ist ein korrupter Haufen und hat viel Schaden angerichtet. Das größte Problem dabei ist aber nicht die Person Blatter, sondern das System der FIFA. Die FIFA ist offiziell ein in der Schweiz ansässiger gemeinnütziger Verein, der einen Umsatz von vier Milliarden Euro pro Jahr erwirtschaftet und mittlerweile Zweigstellen in 209 Ländern hat. Das sind mehr Länder als in der UNO, und die strukturellen Probleme der FIFA ähneln denen der UNO.

Man muss sich vergegenwärtigen: Die FIFA hat 209 Mitglieder. Jedes dieser Länder hat eigene Rechtssysteme, eigene Strukturen in den nationalen Zweigstellen (also den Fußballverbänden) und eine eigene Kultur. Wenn eine Organisation in neue Länder expandiert, hat es mehrere Möglichkeiten, mit den anderen Bedingungen umzugehen, die sich in den neuen Ländern ergeben. Es kann weiter zentral organisiert bleiben, neue Mitglieder nur unter strikten Auflagen aufnehmen und Mitglieder, die sich nicht den Prinzipien gemäß verhalten, ausschließen. Die FIFA hat einen anderen Weg gewählt. Sowie bei der UNO, bekamen alle neuen Mitglieder bei den meisten wichtigen Entscheidungen denselben Einfluss. (more…)

Tradition und Kommerz

Januar 25, 2015

Wird der Fußball durch den Kommerz kaputt gemacht?

In letzter Zeit steht die Stadt Leipzig im Mittelpunkt der deutschen Medien und macht auch international Schlagzeilen. Deswegen dachte ich mir, ich berichte auch mal über wichtige Ereignisse aus der Stadt. Selbstverständlich meine ich damit den neuen Fußballverein Red Bull Leipzig. Der ist momentan in der zweiten Bundesliga auf dem siebten Platz, vier Punkte von einem Relegationsplatz entfernt. Für eine Stadt mit mehr als einer halben Million Einwohnern, die seit 25 Jahren ohne Erstligapräsenz ist, eigentlich eine gute Nachricht. Zumal die „traditionellen“ Leipziger Fußballvereine Lok und Chemie zuvor nur durch sportliche Talfahrten, Schuldenbergen, leeren Stadien, Hooligan-Gewalt und Neonazis auffielen.

Es gibt jedoch ein Problem: Red Bull Leipzig ist ein „Retortenverein“, d.h., nur dazu gegründet, um Geld zu machen. So sehen es zumindest die zahlreichen Kritiker des Projekts. Der Verein sei „zum Kotzen“, „Wettbewerbsverzerrung“, ein „Retortenverein“ und würde „den Fußball zerstören“. Sogar die Ostklubs haben sich von RB Leipzig distanziert, obwohl er der einzige Verein aus der ehemaligen DDR ist, der eine Chance hat, in der Bundesliga zu spielen. Man kann schon jetzt davon ausgehen, dass RB Leipzig in der Bundesliga der meistgehasste Verein sein wird. Der Hass ist so groß, dass es in vielen Stadien Fan-Choreos gegen den Verein gibt und sogar die Tagesschau sich nach einem Shitstorm für ein Lob für RB Leipzig entschuldigen musste.

Nun ist es jedem selbst überlassen, was er von RB Leipzig hält, und alleinige Sache der Bundesliga, wie sie mit dem Verein umgehen. Es ist für mich jedoch völlig irrational, RB Leipzig so sehr zu hassen wie es die sogenannten Fans der „Traditionsvereine“ tun. Unter Traditionsverein scheinen sie eine kleine, exklusive Gruppe zu verstehen, in die man nicht mehr hineinkommt, egal was man tut. Leipzig, Hoffenheim, Wolfsburg oder Leverkusen haben also keinen Eintritt, dafür aber jeder noch so sportlich abgestürzte Verein, der 100 Jahre alt ist, gewalttätige Fans hat und nur mithilfe von Steuergeld vor der Insolvenz bewahrt werden konnte. Denn RB Leipzig und co. machen etwas Unverzeihliches: Sie investieren Geld in einen Verein, und haben damit Erfolg. Ein Skandal. (more…)

WM-Geschichte, Teil 15

Oktober 1, 2014
Das WM-Logo 1994

Das WM-Logo 1994

Mit Verspätung wird die Serie nun fortgesetzt, und zwar mit der 15. Fußball-Weltmeisterschaft, die vom 17. Juni bis zum 17. Juli 1994 in den USA ausgetragen wurde. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Europa nach dem Ende des Kalten Kriegs in einer Phase der Erneuerung, im Nahen Osten herrschte die Hoffnung auf Frieden, Mandela wurde Präsident Südafrikas, Bürgerkriege erschütterten Jugoslawien, Somalia und Ruanda und das Internet erblickte das Licht der Welt. In den USA hat ein Eigentor tödliche Folgen für einen Kolumbianer, Maradonas WM-Karriere nimmt ein unrühmliches Ende und Brasilien kehrt ohne „jogo bonito“ und dank des schlechtesten Elfmeters aller Zeiten auf den Thron zurück.

Die Vergabe der Weltmeisterschaft an den USA war nicht ohne Kritik, Fußball war dort nur eine Randsportart. Die FIFA hatte jedoch den Wunsch, den Fußball auch in unerschlossenen Märkten zu verbreiten und konnte auf die großen Football-Stadien und der Kaufkraft und Neugier der Amerikaner zählen. Außerdem gaben die in der Diaspora lebenden Italiener, Iren, Deutsche, Mexikaner, Kolumbianer, Koreaner, usw. dem Turnier zusätzlich gute Stimmung. (more…)

WM-Geschichte, Teil 14

April 1, 2014
Das WM-Logo 1990

Das WM-Logo 1990

Im Jahr 1990 wuchs das zusammen, was zusammengehört, nahm die Pinochet-Diktatur in Chile ein Ende, wurde in Moskau das erste McDonalds eröffnet, besetzte Saddam den Kuwait, begann das Ende der Apartheid in Südafrika und fand vom 8. Juni bis zum 8. Juli die 14. Fußball-Weltmeisterschaft in Italien statt. Deutschland holt sich unspektakulär wie nie den Titel, Kamerun macht ganz Afrika stolz und ein vor und nach dem Turnier völlig Unbekannter wird Torschützenkönig.

Italien war nach Mexiko das zweite Land, das die WM zum zweiten Mal austragen durfte. Im Mutterland des Catenaccio wurde dann auch folgerichtig ein Defensivspektakel geboten, dass man zuletzt 1962 in Chile gesehen hatte. Der minimalistische Fußball setzte sich bis ins Finale fort. Kurz vor den politischen Umbrüchen (die Sowjetunion, Tschechoslowakei und Jugoslawien gaben ihre letzte Vorstellung ab) nutzten viele Spieler ihre Chance, sich für den Markt im Westen zu präsentieren. (more…)

WM-Geschichte, Teil 13

Januar 31, 2014
Die argentinische Weltmeisterauswahl von 1986

Die argentinische Weltmeisterauswahl von 1986

Im Jahr 1986 versuchte Gorbachev, die Sowjetunion mit Reformen umzugestalten, tobten in Mittelamerika grausame Bürgerkriege, prägten Reagan und Thatcher eine Ära und fand vom 31. Mai bis zum 29. Juni die 13. Fußball-Weltmeisterschaft in Mexiko statt. Maradona schreibt mit der Hand Gottes und einem Jahrhundert-Sololauf Fußballgeschichte, Platini und Zico bleiben erneut ungekrönt, während Deutschland wieder im Finale scheitert.

Ursprünglich sollte Kolumbien die WM 1986 austragen, aber im November 1982 sagten die Kolumbianer ab, weil sie sich angesichts von Naturkatastrophen und einer Wirtschaftskrise der Herausforderung nicht gewachsen sahen. Mexiko, Brasilien und die USA bewarben sich als Ersatzausrichter. Die Wahl fiel auf Mexiko, mit dem man als WM-Ausrichter von 1970 gute Erfahrungen gemacht hatte. Mexiko wurde damit zum ersten Land, das zum zweiten Mal WM-Gastgeber wurde. (more…)

WM-Geschichte, Teil 12

Dezember 19, 2013
Die italienische Mannschaft vor dem Zwischenrundenspiel gegen Argentinien

Die italienische Mannschaft vor dem Zwischenrundenspiel gegen Argentinien

Im Jahr 1982 bekriegten sich der Iran und der Irak, die Mudschaheddin bekämpften die sowjetischen Besatzer in Afghanistan, in Deutschland gingen die Menschen gegen die atomare Aufrüstung auf die Straße und vom 13. Juni bis zum 11. Juli fand die 12. Fußball-Weltmeisterschaft in Spanien statt. Deutschland und Österreich schmähen den Fußball mit einem Nichtangriffspakt, ein wütender Scheich sorgt für Furore und Italiens defensiver Fußball triumphiert über die Ballkünstler aus Brasilien.

Die Spanier hatten schon 1966 den Zuschlag für die WM bekommen, da in diesem Jahr die Austragungsorte für 1974, 1978 und 1982 vergeben wurden. Zu dieser Zeit herrschte noch Franco, nach dessen Tod im Jahr 1975 zog die Demokratie ein, die einen Putschversuch im Februar 1981 überstand. Schon in den 1960ern setzte ein Wirtschaftswunder ein, der Spanien in die Liste der 10 größten Volkswirtschaften der Welt katapultierte, noch nie genossen die Spanier einen höheren Lebensstandard. Das fußballverrückte Land hatte also alle guten Voraussetzungen, um eine tolle Weltmeisterschaft auszurichten. (more…)