Archive for the ‘Israel/Palästina’ Category

Der Frieden bricht aus!

September 20, 2020

Here to stay

Es sind historische Zeiten im Nahen Osten. Die Vereinigten Arabischen Emirate und Bahrain haben die Existenz Israels anerkannt, und andere Staaten am Persischen Golf (Kuwait, Oman, Saudi-Arabien) könnten bald folgen. Während man dies in Israel und den USA als historisch feiert, hält sich die EU mit Gratulationen zurück, da man offenbar nicht an der Einigung beteiligt war, deshalb überrascht ist und man sich generell schwertut, Israel zu loben. Aber damit macht die EU letztlich ihre Irrelevanz deutlich – niemand mit Verstand zweifelt an der historischen Dimension dieser Einigung und ihrer positiven Auswirkungen für die Region.

Verantwortlich für diesen Erfolg ist nicht Donald Trump, der folglich auch nicht den Friedensnobelpreis verdient, und auch nicht Jared Kushner, der mitgeholfen hat, den Deal einzufädeln. Verantwortlich für den historischen Schritt sind die Vertreter der beteiligten Länder: Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, der Außenminister der VAE, Abdullah bin Zayid Al Nahyan, und Bahrains Außenminister Abdullatif bin Raschid al-Sajani. Sie sind es, die den Friedensnobelpreis verdient hätten (falls man noch etwas auf diesen Preis gibt, nach all den fragwürdigen Entscheidungen der Vergangenheit).

Aber die Einigung erfolgte nicht nur aus der Einsicht der VAE und Bahrain, dass Israel ein Existenzrecht hat, sondern auch aus reinen machtpolitischen Gründen. Die Staaten am Persischen Golf fühlen sich durch den Iran bedroht und sehen Israel mit all seiner technologischen und wirtschaftlichen Stärke als einen potenziell wertvollen Verbündeten. Insofern hat der Iran mit seiner aggressiven Politik die arabischen Staaten näher an Israel herangerückt und sich selbst weiter isoliert. Auch das letztlich wertlose Abkommen zwischen dem Iran und der USA hat sicher dazu beigetragen, dass die Golfstaaten sich näher an Israel wandten. Eine realpolitische Ironie. (more…)

Ein echter Frühling?

April 16, 2018
Die Kaaba- Das größte Heiligtum der islamischen Welt

Ändert sich was in Saudi-Land?

Der iranische Frühling ist ziemlich schnell zusammengebrochen. Die Mullahs sind so fest im Sattel wie vorher, und damit wird sich auch im gesamten Nahen Osten wenig ändern. Aber es deutet einiges darauf hin, dass es in einem mindestens ebenso wichtigen Land im Nahen Osten einen echten Frühling geben könnte. Denn er kommt nicht aus dem Volk, sondern von den Herrschern. Der junge saudische Kronprinz Mohammed bin Salman hat einige Ansichten verkündet, die in Saudi-Arabien revolutionär sind. Im Land hat es bereits einige Änderungen gegeben, die im Gegensatz zu vielen früheren Reformen nicht mikroskopisch klein waren, sondern im Alltag bemerkt werden konnten. Kinos sind erlaubt, israelische Flugzeuge dürfen saudisches Territorium durchqueren, bald werden Frauen ihren Führerschein machen können, außerdem deutete Salman eine Aufhebung des Verschleierungszwangs an.

Nun hat Salman dem „Time“ ein Interview gegeben. Hier hat er seine Ansichten klar dargelegt. Man sieht klar, dass er kein Kind von Traurigkeit ist. Er verteidigt das Verhaften von Bloggern, denn auch Osama bin Laden hätte „die Meinungsfreiheit missbraucht“, für die saudische Königsfamilie hat er nur Lob übrig (sie hätten das Land aufgebaut, sie seien „super-clean“ und nicht korrupt, sie hätten niemals Extremismus ins Ausland verbreitet, eine absolute Monarchie sei nicht immer schlecht, usw.), die saudische Intervention in Jemen ist für ihn ausschließlich eine humanitäre Anti-Terror-Maßnahme. Es ist klar: Salman ist ein Unterdrücker und Mörder, wie für einen Anwärter des saudischen Königsthrons zu erwarten. Dennoch macht er auch Aussagen, die Hoffnung für eine Besserung der Situation in Saudi-Arabien und im Ausland machen.

Salman spricht einige Dinge an, die eine elementare Bedeutung für den Nahen Osten und den Westen haben – und was er da sagt, klingt nicht so schlecht. Geradezu revolutionär halte ich seine Aussagen zur Muslimbruderschaft und ihrer Rolle zur Radikalisierung von Muslimen in Europa, denn wenn der zukünftige saudische König sowas sagt, besteht wirklich Grund auf Besserung in dieser Hinsicht. Aber es ist auch ein politisches Erdbeben, was er zu den Beziehungen zu Israel sagt und wie er sich die Zukunft Saudi-Arabiens vorstellt (allerdings hat er einige dieser Aussagen schon getätigt, also dürften sie nicht mehr so überraschend klingen). Selbst seine Position zu Syrien klingt nicht unvernünftig. Im Folgenden habe ich einige seiner Aussagen gesammelt, die auf einen baldigen saudischen Frühling hindeuten, der sowohl für Saudi-Arabien als auch für die Nachbarn im Nahen Osten und den Westen sehr positiv wäre. (more…)

Böse Provokation: Israel hat eine Hauptstadt!

Dezember 7, 2017

Als Ende September 2000 die Zweite Intifada ausbrach, hatten die Palästinenser schnell den Schuldigen gefunden: Ariel Sharon. Er hatte ein fürchterliches Verbrechen begangen, für dass es nur eine Reaktion geben konnte: Selbstmordattentate, Messerangriffe und Zweckentfremdungen von Personenbeförderungsmitteln. Was hatte Sharon getan? Er hatte am 28. September den Tempelberg besucht. Diese Provokation war selbstverständlich nur durch eine Intifada zu beantworten. Das sahen nicht nur die Palästinenser so, sondern auch die meisten internationalen Medien. Gerüchte, wonach die Intifada lange im Voraus geplant war und Sharons Tempelberg-Besuch nur als Vorwand diente, sind natürlich nichts weiter als zionistische Propaganda.

Nun ist es wieder zu einer Provokation gekommen: Donald Trump hat es gewagt, die Tatsache auszusprechen, dass Israels Hauptstadt Jerusalem ist (was sogar Wikipedia so sieht). Die Palästinenser sind wieder empört. Sie haben drei „Tage des Zorns“ angekündigt. Ob sich daraus mehr entwickelt, bleibt abzuwarten. Immerhin:

Aber wie zu erwarten schlagen sich die internationalen Medien wieder auf Seiten der Palästinenser. Wie konnte Trump nur sowas tun? Kennt er die Palästinenser nicht? Er ist jetzt direkt verantwortlich für das potenziell kommende Blutvergießen! Diese Einstellung vertreten die Medien gegenüber den Palästinensern seit jeher. Man kennt sie auch aus den Reaktionen nach den Mohamed-Karikaturen der dänischen Zeitung Jyllands Posten. „Wer die Barbaren reizt, ist selber Schuld, wenn sie ihn angreifen.“ In patriarchalischen Kulturen findet sich so eine Einstellung auch gegenüber freizügigen Damen, die Opfer von Vergewaltigung wurden. „Wer zuviel zeigt, darf sich nicht wundern, wenn Männer über sie herfallen.“

Diese Rechtfertigung für mögliche zukünftige palästinensische Gewalt ist ein Paradebeispiel für den „humanitären Rassismus“. Man sieht Palästinenser als unmündige Wesen an, die nicht selbst für ihre Handlungen verantwortlich sind und deshalb auch nicht für sie verurteilt werden können. Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Wer sich in einen Käfig voller Tiger wagt, darf sich nicht wundern, wenn er nicht verletzungsfrei rauskommt. Aber stehen Palästinenser nicht geistig über wilden Tieren? Sind sie nicht sehr wohl zu vernünftigem Denken fähig und damit auch verantwortlich für ihre eigenen Handlungen? Wer das abstreitet, wie es die „Trump-ist-Schuld-an-der-nächsten-Intifada“-Fraktion tut, müsste konsequenterweise den Palästinensern ihre Mündigkeit und damit ihre Bürgerrechte nehmen. (more…)

Ärger mit Metalldetektoren

Juli 26, 2017

Es kracht wieder im heiligen Land

Es gab mal einen Ort, an dem Menschen aller Nationen, Religionen und Kulturen friedlich zusammenlebten. Es war der Tempelberg in Jerusalem. Christen, Juden und Muslime lebten friedlich, ohne Probleme, und machten Gott im Himmel stolz auf seine Schöpfung. Doch dann geschah etwas Furchtbares. Wie üblich waren die Zionisten daran Schuld. Sie führten am Eingang des Tempelbergs Metalldetektoren ein, und entweihten damit den Ort für die ganze Menschheit. Natürlich folgten wütende Reaktionen der Gläubigen – genauer gesagt, der gläubigen Muslime, denn sie verteidigen Gottes Willen am besten. Es folgten eine Reihe von Widerstandsaktionen gegen die Zionisten, die bis heute anhalten.

Der Anlass der Einführung von Metalldetektoren war eindeutig vorgeschoben: In den Tagen zuvor waren palästinensische Muslime vom Tempelberg-Bezirk aus in israelisches Gebiet eingedrungen und hatten zwei israelische Polizisten ermordet. Jeder nicht völlig verblendete Mensch erkennt wohl, dass das kein Grund ist, um Muslime mit Metalldetektoren zu demütigen. Die Tatsache, dass auch Juden und Christen diese passieren müssten, ist keine Ausrede, denn es sind, wie bereits gesagt, Muslime, die Gottes Willen verteidigen, und keine Kuffar. Auch die Metalldetektoren an anderen heiligen Stätten der Muslime, wie z.B. der Kaaba, kann man nicht zur Rechtfertigung heranziehen, denn dafür kann man nicht den Zionisten die Schuld geben.

Es ist so, wie Jürgen Todenhöfer sagt:

Alles hat man den Palästinensern genommen: Heimat, Freiheit, Menschenrechte. Demnächst auch ihre historische Begegnungsstätte mit Gott? … Auf jenem heiligen Hügel, den der Westen und Israel „Tempelberg“ nennen. Jetzt ziehen dort dunkle Wolken auf. Weil Israel nicht aufhört, immer systematischer, immer provokativer nach den heiligen Stätten der Muslime zu greifen. Sieht Netanjahu das aufziehende Gewitter nicht? Sieht er nicht, dass er gerade ein gedemütigtes Volk noch tiefer in den Staub der Hoffnungslosigkeit tritt? Dass die eskalierende Gewalt eine Folge der völligen Entrechtung und Erniedrigung der Palästinenser ist?

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Und das alles in sechs Tagen

Juni 5, 2017

Es ist heute 50 Jahre her. Deswegen sollten auch die, die kein Heavy Metal mögen, etwas damit anfangen können:

Und hier die nüchternen Daten, wie Israel in einigen wenigen Stunden fast die gesamte ägyptische Luftwaffe ausschaltete, noch bevor diese überhaupt reagieren konnte:

In der ersten Welle wurden 197 ägyptische Flugzeuge am Boden zerstört, außerdem acht Radarstationen. Direkt nach diesem Einsatz flogen die Israelis zurück zu ihren Basen, landeten, wurden in siebeneinhalb Minuten aufgetankt und neu munitioniert und starteten zum nächsten Angriff, auf 14 weitere Luftwaffenstützpunkte. Noch einmal 107 ägyptische Maschinen wurden, überwiegend ebenfalls am Boden, gegen 9.30 Uhr israelischer Zeit zerstört. Ungefähr gleichzeitig schossen die wenigen über Israels Luftraum verbliebenen Jagdmaschinen zwei syrische Bomber ab, die einen Gegenschlag starteten.

(…)

Mehr als 400 Flugzeuge der arabischen Staaten waren zerstört, die rund 120.000 Mann ägyptischer Truppen auf der – eigentlich seit 1956 demilitarisierten – Sinaihalbinsel hatten keine Luftunterstützung mehr.

(welt.de)

Israels totaler Sieg über die radikal antisemitischen, nationalsozialistischen arabischen Staaten ist eine große Inspiration. Jahrtausendelang waren die Juden wehrlose Opfer. Sie wurden diskriminiert, eingesperrt, gefoltert, getötet und geschändet. Nun wendete sich das Blatt. Die Juden schlugen endlich zurück! Sie wehrten sich gegen die Vernichtungsversuche der Antisemiten, die ihrerseits eine so schmachvolle Niederlage erlitten, dass sie sich bis heute nicht davon erholt haben. Durch diesen Sieg verloren die Juden zwar ihren Opferstatus bei den Linken, den sie mit einem weiteren Völkermord wohl verewigt hätten, aber das ist ein geringer Preis für das eigene Überleben. (more…)

Das Geschäft mit dem Reinwaschen

Februar 9, 2016

Betreibt Israel Pinkwashing?

Letzten Monat veranstaltete eine israelische Lesben- und Schwulenorganisation eine Konferenz im Hilton-Hotel in Chicago. Die Konferenz wurde massiv gestört und musste abgebrochen werden. Etwas überraschend könnte kommen, wer für die Störungen verantwortlich war: Es waren keine Islamisten oder amerikanische Rechtsextreme, sondern andere LGBT-Aktivisten. Was steckt dahinter? Ein „Bruderkrieg“ zwischen der LGBT-Community war es nicht, es hatte etwas mit der Nationalität der Veranstalter zu tun. Israel ist, so lautete der Vorwurf der Randalierer, ein Apartheidstaat, der Zionismus eine rassistische Ideologie und – jetzt kommt’s – Israel betreibe „Pinkwashing“.

Pinkwashing heißt der Vorwurf, Israel würde versuchen, seine Verbrechen „reinzuwaschen“, indem es auf die gute Behandlung der Lesben und Schwulen in Israel hinweist. Um nicht für das „Reinwaschen“ von Israels Schuld benutzt zu werden, stören einige LGBT-Aktivisten regelmäßig israelische Veranstaltungen und tragen manchmal bei Gay-Pride-Paraden Palästina-Flaggen, was, wenn man sich die Lage der Lesben und Schwulen in Palästina vergegenwärtigt, nur geringfügig absurder ist, als wenn ein Jude eine Nazi-Flagge tragen würde. Natürlich ist der Pinkwashing-Vorwurf Unsinn. Allerdings nicht, weil die gute Behandlungen der Lesben und Schwule in Israel ein Selbstzweck ist und nicht der „Reinwaschung“ dient, sondern weil es nichts reinzuwaschen gibt.

Der Pinkwashing-Vorwurf wäre legitim, *wenn* die anderen Vorwürfe gegen Israel wahr wären. Wenn Israel ein Apartheid-Staat wäre, Gaza ein Hunger-KZ und die Westbank kolonisiert würde, wäre der Verweis auf die gute Behandlung der Lesben und Schwulen wirklich Relativierung, denn eine vermeintliche Wohltat macht anderweitig begangene Verbrechen keinen Deut besser. Aber die Vorwürfe gegen Israel sind nicht wahr, sondern totaler Unfug, also ist der Pinkwashing-Vorwurf auch Unsinn. Die Taktik des Reinwaschens ist aber durchaus real, sie ist bei vielen modernen und historischen Regimes weitverbreitet. Der Klassiker ist noch immer die Anmerkung, das Nazi-Regime hätte zwar viele üble Taten vollbracht, aber auch für eine signifikante Verbesserung der Transportmöglichkeiten im Reich gesorgt. (more…)

You might get shot

Dezember 29, 2015

Die Zeit berichtet über einen Vorfall in Jerusalem: „Zwei Palästinenser nach Messerangriff getötet“. Wenn man den Text liest, wird schnell klar, was darunter zu verstehen ist: Zwei Palästinenser haben israelische Soldaten mit Messer angegriffen und wurden dann getötet. Es ist nicht das erste Mal, dass eine Zeitung auf diese Weise die Ereignisse verdreht, und es ist auch nicht auf Deutschland beschränkt. Dabei hätten die meisten tödlichen Vorfälle mit den israelischen Sicherheitskräften in den letzten Monaten leicht verhindert werden können.

Hier eine Anweisung:

Die Rückkehr der Gewaltspirale

Oktober 15, 2015

Ägypten, Libyen, Syrien, Griechenland, Nordkorea, Ukraine, wieder Syrien, Irak, Ebolaland, wieder Griechenland, nochmal Syrien: Die Anzahl der Krisenherde in den letzten Jahren konnte sich sehen lassen. Jetzt ist aber der ultimative Krisenherd zurückgekehrt. Nun gut, er war nie wirklich weg, er drohte aber hinter all den anderen Krisenherden zurückzufallen. Dieser Trend wurde gestoppt.

Israelis und Palästinenser befinden sich wieder in der „Gewaltspirale“ bzw. in der „Eskalation“. So nennt man im deutschen Journalismus für gewöhnlich jede Gewalt in dem Konflikt, auch wenn es sich um Terroranschläge von Palästinensern an Israelis handelt. Was erwartet uns für die Zukunft? Kriegen die Palästinenser eine neue Intifada hin, diesmal mit Messern statt mit Steinen? Wir werden es sehen. Auf jeden Fall können wir uns auf einige tolle Schlagzeilen freuen:

„Israel droht mit Selbstverteidigung“
(Focus, 22.1.2006)

„Weiter Raketen auf Israel, aber Waffenruhe hält vorerst“
(Focus, 22.11.2012)

„Syrien reagiert nicht auf Israels Giftgasangriff“
(Focus, 5.5.2013)

„Tieren im Zoo geht es besser als Menschen in Gaza“
(Süddeutsche, 13.8.2014)

„Israel erwidert trotz neuer Waffenruhe Beschuss aus Gaza“
(Spiegel, 13.8.2014)

Über den Nahen Osten

Juli 7, 2014

Es ist eigentlich immer dasselbe mit der Berichterstattung über Israel. Hier ein bisschen Abhilfe:

Antisemitismus und die Suche nach Erklärungen

Januar 5, 2014

Die Lust am Boykottieren

Die American Studies Association (ASA) beschloss im Dezember, von nun an israelische Forscher und Universitäten zu boykottieren. Die Begründung dafür war, dass man gegen die israelische Politik protestieren wollte. Jetzt werden die Boykott-Unterstützer, die es leider reichlich gibt, den Boykott-Kritikern sagen: Israelkritik muss erlaubt sein, ohne dass man sich sofort den Vorwurf einhandelt, ein Antisemit zu sein. Aber Moment mal: Kritik an der Israelkritik muss auch erlaubt sein, ohne dass man sich sofort den Vorwurf einhandelt, die Antisemitismuskeule zu schwingen.

Sicherlich ist nicht jeder Israelkritiker ein Antisemit. Es fällt aber eines auf: Israelische Forscher und Universitäten werden von der ASA boykottiert, während chinesische, iranische und russische Forscher und Universitäten keinen Boykott befürchten müssen. Es handelt sich also um Doppelmoral, eine Ungleichbehandlung von Israel. Und kein anderes Land wird so oft mit doppelten Maßstäben behandelt wie Israel, ob im UN-Menschenrechtsrat, in den internationalen Medien oder von allen Boykott-Liebhabern. Da liegt es nah, den Grund für den Boykott der ASA auf ein altes Ressentiment zurückzuführen.

Aber warum ist die ASA diesem Ressentiment erlegen? Um Antisemitismus zu erklären, wird oft weit ausgeholt. Die Literatur über Antisemitismus ist umfangreicher als die antisemitische Literatur. Es werden allerlei soziologische Studien, Essays und Bücher verfasst, um das Phänomen zu erklären, was die Leute immer wieder in den Wahnsinn treibt, wenn sie an Juden denken. Dabei sind viele Erklärungsansätze entstanden, die mal mehr, mal weniger überzeugen. Aber gibt es überhaupt eine Erklärung? (more…)