Wenn man einen Menschen fragt, was er sich mehr wünscht, ob wirtschaftliche Sicherheit oder Freiheit, bekommt man meistens die Antwort: Was nützt mir Freiheit, wenn ich mir nichts zu essen kaufen kann? Aber eine Diskussion darüber zu führen, ob wirtschaftliche Sicherheit wichtiger ist als Freiheit, ist absurd. Wohlstand ist ein Ziel, Freiheit aber ist ein Mittel, um ein Ziel zu erreichen. Freiheit ist nicht dazu da, die Menschen glücklich zu machen, sondern ihnen die Möglichkeit zu geben, selbst über ihr Schicksal zu entscheiden.
Dass jeder Mensch selbst für sein Schicksal verantwortlich ist, ist aber die große Angst der Sozialisten, da sie der Ansicht sind, dass die Menschen nicht in der Lage sind, besser für sich selbst zu sorgen als der Staat. Unter Freiheit verstehen sie nur das „Recht des Stärkeren“. Und da es wichtigeres gibt als Freiheit, ist es in Ordnung, wenn man die Menschen zwingt, etwas von ihrem Eigentum abzugeben und ihre Vertragsfreiheit einzuschränken, denn der Staat muss den Wohlstand gerecht umverteilen.
Jetzt stellen wir uns mal vor, der Staat würde nicht nur in die Lage versetzt werden, den Wohlstand zu regulieren und zu verteilen, sondern auch das, was vielen Menschen sogar noch wichtiger ist als Wohlstand: Die Liebe. Der Staat würde sagen, es sei ungerecht, dass der Markt bei der Partnersuche so unreguliert sei und dass einige über so viel verfügen, während andere wenig oder gar nichts bekommen. Deswegen müssten einige etwas von ihrem Überfluss abgeben, also „Solidarität“ zeigen.
Die Folgen wären u.a., dass der Staat absurde Regeln und Verbote einführen würde wie z.B., dass niemand pro Jahr mehr als 2 Beziehungen haben darf und einige Partner würden nach Bedürftigkeit verteilt werden. Alles im Namen der sozialen Gerechtigkeit. Natürlich würde sich schnell ein Schwarzmarkt bilden und die regulierten Beziehungen würden in die Brüche gehen. Vor allem würden die Menschen merken, wie unsinnig staatliche Regulierungen sind.
Die Vorstellung von regulierter Liebe erscheint den meisten Menschen absurd. Klar ist der Markt bei der Partnersuche nicht darauf ausgerichtet, jedem das gleiche Glück zu bescheren, viele gehen leer aus. Aber deshalb anderen Menschen vorzuschreiben, mit wem sie eine Beziehung eingehen dürfen und dass auch noch als „Solidarität“ zu bezeichnen, würde nicht nur keine Lösung sein, sondern auch ein massiver Eingriff in die Freiheit des Menschen. Gleichzeitig ist es aber für die meisten nicht absurd, dass der Staat den Wohlstand umverteilt.
August 5, 2013 um 15:09 |
Ich frag mich wer schlimmer ist, die Etatisten die die staatlichen Eingriffe fördern oder die Korporatisten, die pragmatisch versuchen, für sich das größte Stück herauszuschneiden (und macht das am Ende nicht jeder? :D). Stehen deshalb nicht eigentlich letztere dem freien Markt noch näher als die ersten?
Kann nicht ein absolut freier Markt auch zu Korporatismus führen? Also kann nicht auch Anarchokapitalismus zu teilweisem Korporatismus führen? Jedenfalls hat Friedman (der Mittlere :D) davon gesprochen, dass staatsähnliche Institutionen entstehen können. Also riesige Verbände, Assoziationen, Vereine, etc., wie z.B. Greenpeace, Handelskammern, etc. die im Moment von der staatlichen Rechtsordnung getragen und geschützt werden und teilweise eigenes Recht, eigene Regeln schaffen, aber genausogut von staatslosem Recht und entsprechenden Institutionen mehr oder weniger gut geschützt werden könnten. Ab einer gewissen Größe können diese Verbände genau wie in korporatistischer Manier andere einzelne Personen, Verbände, Körperschaften (;)) etc. von Verhandlungen ausschließen (was keine Wertung, sondern nur eine Feststellung ist). Wobei sie damit langfristig nicht gut fahren werden, da diese Art der Verhandlung zu ineffizient ist, und dadurch Wohlfahrtsverluste entstehen, die irgendwann so groß sind, dass es zu einem Bruch kommt, und sich danach mehr Verhandlungspartner am Tisch befinden. Schön zu sehen in der internationalen Politik, wo aufsteigende Staaten an Bedeutung gewinnen, entweder dass andere merken, dass sie wichtiger werden und von sich aus mit ihnen reden, oder mit Gewalt und darauffolgenden Verhandlungen oder auch bei Der Pate und anderen Mafiafilmen, wo entweder mit neuen Verhandlungspartnern nicht gesprochen wird, und es sofort zu Gewaltausschreitungen kommt, sich alle sofort an den Tisch begeben, oder sich zwischen diesen beiden Polen (friedlich oder gewalttätig) befindlichen Verhandlungsarten stattfinden.
Und (vermeintlich) friedliche Lösungen funktionieren nicht immer, und können das schlechteste Mittel der Wahl sein, siehe Appeasementpolitik gegenüber Deutschland, wobei die friedliche, diplomatische Lösung für viele Konflikte die effizientere ist. Aber das ist auch wiederum Verhandlungssache 😀
Was verstehst du überhaupt unter Korporatismus?
August 5, 2013 um 19:56 |
Natürlich kann es auch ohne staatliche Regulierungen dazu kommen, dass einzelne Institutionen zu viel Macht gelangen und diese dann missbrauchen. Aber die Menschen hätten die Möglichkeit, zu anderen Institutionen auszuweichen (bei den Staatsmonopolen geht das nicht) und wie du selbst sagst, würde der Versuch, andere mit Gewalt auf Dauer auszuschließen, für Institutionen auf Dauer zu ineffizient werden.
Die Verschmelzung von Staat und Wirtschaft, wie Mussolini es nannte.
August 13, 2013 um 22:06 |
Ich habe den Gastbeitrag jetzt durch einen eigenen Text ersetzt, weil ich den passender fand. 😉
August 23, 2013 um 13:45 |
Sie setzen Geld bzw. Wohlstand – das heißt: Materielles, Äußerliches – mit Liebe – das heißt: einem menschlichen Gefühl – gleich? Nicht alles, was hinkt…
August 25, 2013 um 22:14 |
Nein. Ich sage nur, dass Menschen selbst über ihr Leben entscheiden sollten, ohne vom Staat bevormundet zu werden.