Der Faschismus der Antifaschisten

Die Antifaschisten

Die Antifaschisten

In Deutschland und in den westlichen Ländern allgemein versteht man unter „Faschismus“ die politische Ideologie, die in Italien unter Benito Mussolini und Deutschland unter Adolf Hitler vorherrschte. Die Gleichsetzung von Faschismus und Nationalsozialismus ist aber historisch nicht korrekt. Auch wenn sich die deutschen Nationalsozialisten den faschistischen Gruß bei Mussolini abguckten, hatten beide Ideologien viele unterschiedliche Ansichten. Der größte Unterschied zwischen den beiden Systemen war, dass die Faschisten keine ausgearbeitete Rassentheorie hatten. Die deutsch-italienischen Beziehungen waren bis 1936 nicht von Freundschaft geprägt. 1934 ließen die Nationalsozialisten den faschistischen österreichischen Kanzler Dollfuß ermorden, Italien und Deutschland standen kurz vor einem Krieg.

Zuerst wurde der Begriff „Antifaschismus“ auch korrekterweise nur für die Gegenbewegung zum italienischen Faschismus angewandt. Doch Mitte der 1920er Jahre beschlossen die Kommunisten, den Begriff auszuweiten: „Die Kommunistische Internationale übertrug den Faschismusbegriff etwa 1925 auf weitere Parteien und Systeme Europas, so dass sie auch deren unterschiedlich motivierte Gegner als Antifaschisten betrachtete.“ Zwischenzeitlich wurden sogar die Sozialdemokraten von den Kommunisten als „Faschisten“ bezeichnet. Mit der Zeit wurden alle anti-kommunistischen Ideologien von den Kommunisten „faschistisch“ genannt.

Wenn es um den Faschismusbegriff geht, haben die Linken einen totalen propagandistischen Erfolg erzielt. Mit der Zeit wandten die „Antifaschisten“ ihre oppositionelle Grundhaltung auf Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus, Sexismus und Homophobie aus. Im Grunde wurde der Begriff zum Synonym für Menschenverachtung. Auch der Kapitalismus war nun „faschistisch“. Alles Böse hatte fortan nur einen Namen: Faschismus. Und als Antifaschist war man gegen alles Böse. Michael Klonovsky meinte dazu treffend: „Der Linke ist imstande, der Forderung nach mehr Grünflächen in Bahnhofsnähe mit dem Ruf „Nie wieder Faschismus!“ entgegenzutreten.“

„Linksfachismus“, „Islamfaschismus“

Nach 1945 wurden viele andere Regimes „faschistisch“ genannt, dazu zählten u.a. die Diktaturen von Franco in Spanien, Salazar in Portugal, Papadopoulos in Griechenland sowie die rechten Militärdiktaturen in Lateinamerika. Keiner dieser Diktatoren hat sich selbst als „faschistisch“ bezeichnet. Franco war ein Falangist, für seine Ideologie verwenden Historiker auch den Begriff „Franquismus“. Anstatt gegen diese Begriffsverwirrung anzukämpfen, weiteten die Kritiker der Linken dann den Faschismusbegriff noch weiter aus. Der polemische Begriff „Linksfaschismus“, der sich gegen die Auswüchse der linksradikalen Studentenbewegung richtete, leistete der historischen Wahrheit einen Bärendienst, denn damit wurde damit der linke Mythos bedient, dass das Böse nur einen Namen haben kann: Faschismus.

Alle bezeichnen sich gegenseitig als Faschisten. Alles Böse ist Faschismus. Es war nur eine Frage der Zeit, bis eines Tages auch der Islamismus das Etikett „Faschismus“ bekam. Leon de Winter sagte 2005 in einem Spiegel-Interview „Nach dem linken Faschismus der Sowjets, nach dem rechten Faschismus der Nazis, ist der Islamismus der Faschismus des 21. Jahrhunderts“. Geert Wilders meint: „Der Kern des Problems ist der faschistische Islam, die kranke Ideologie von Allah und Mohammed, wie sie in dem islamistischen ‚Mein Kampf‘ niedergelegt ist.“ Jan-Werner Müller schrieb in einem Essay in der WELT, warum absurde Begriffe wie „Linksfaschismus“, „Islamfaschismus“ oder „Ökofaschismus“ noch immer weitverbreitet sind:

„Ein Begriff wie „Islamo-Faschismus“ wurde nicht nur geprägt, um einen neuen Feind des Westens zu beschreiben, sondern auch, um die Erfahrungen des antitotalitären Kampfes vor und nach dem Zweiten Weltkrieg wachzurufen. Durch solche Begriffe wird versucht, Legitimation aus der Vergangenheit zu borgen und die Gegenwart zu erklären – auf eine Art, die die meisten seriösen Islam- und Terrorismusexperten nicht für hilfreich halten. Anstatt die politische Beurteilung zeitgeschichtlicher Ereignisse zu schärfen, deuten Analogien dieser Art eher auf ein Bedürfnis hin, die alten Kämpfe erneut auszufechten.“

6 Antworten to “Der Faschismus der Antifaschisten”

  1. Alreech Says:

    Unter Fachleuten wird das gerne auch als erweiterter Faschismusbegriff bezeichnet.
    „Alles Faschos ausser Mutti“ 😉

  2. IncriminatedHush Says:

    Oder gerne auch Neusprech: „Du bist ein Faschist!“
    Arprin unser Held in seiner bunten rechten Welt.

  3. Der Faschismus der Antifaschisten | vadderland Says:

    […] Quelle: arprin […]

  4. Michael Schwegler Says:

    Als Anregung: In den informativen Text könnte noch der Aufsatz von Pier Paolo Pasolini „Der Faschismus der Antifaschisten“ von 1974 aufgenommen werden. Dein Text wurde sozusagen als Platzhalter in endederrevolutionen.de/docs/öffentlich.html verlinkt. Ich bitte um Zustimmung.

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