Archive for the ‘Deutschland’ Category

Der Untergang

November 1, 2020
Löst der Neoliberalismus Schiffsunglücke aus?

Das Ende ist nah

Es gibt keine rationale Begründung für den neuen Lockdown:

– Es droht keine Überlastung des Gesundheitssystems. Bei der ersten Welle stiegen die Infiziertenzahlen und die Hospitalisationszahlen gleichermaßen, diesmal steigen aber nur die Infiziertenzahlen, die Hospitalisationszahlen bleiben gering. Das könnte darauf hindeuten, dass wir auf dem Weg in Richtung Herdenimmunität sind, und das wäre eine gute Sache. Aber selbst wenn es noch länger dauern sollte, bis die Herdenimmunität kommt, ist bis dahin das Gesundheitssystem nicht überlastet, es gibt also keine Not.

– Wir wissen nicht, wo die meisten Neuinfektionen geschehen. Dass Schulen und Kitas diesmal nicht geschlossen werden, dient ausschließlich der Entlastung von Eltern, während Gastronomie, Hotellerie und Kultur nicht dieses Glück haben. So verständlich diese Entscheidung klingen mag, sie macht epidemiologisch keinen Sinn, wenn das Virus sich theoretisch überall verbreiten kann. Mit dem heutigen (unvollständigem) Wissen sind die einzig bewährten Methoden, Großveranstaltungen zu verbieten und Risikogruppen stärker zu schützen.

– Selbst wenn der Lockdown die Infektionszahlen senken könnte, kann man den Lockdown nicht unabhängig von den ökonomischen und psychologischen Folgen sehen, die er mitbringt. Die Zerstörung von ganzen Branchen und die Zunahme an Depressionen und Selbstmorden aufgrund der andauernden Isolation sind Kosten, die durchaus schlimmer sein werden als die potenziell erhöhten Sterberaten durch eine zweite Welle ohne einen Lockdown.

Es scheint, dass es diesmal mehr Widerstand gegen den neuen Lockdown geben wird als beim ersten Mal. Mal sehen, ob es diesmal rationalere Stimmen sein und ob sie Erfolg haben werden. Ein erneut lang anhaltender Lockdown wäre eine ungeheuerliche Tragödie.

Über die Cancel Culture

Oktober 9, 2020

Konformität als gesellschaftliches Ziel

Wer eine andere Meinung vertritt, wird gekündigt, boykottiert und beschämt. Es wird immer gefährlicher, eine nicht-konforme Meinung zu äußern, die Meinungsvielfalt stirbt langsam aus. Für die Zukunft droht eine Meinungsdiktatur, mit der Folge, dass die Freiheit des Gedankens in der Öffentlichkeit nicht mehr existiert und kein Querdenker mehr eine Karriere machen können wird. Solche Ängste hatten die Rechten schon in den 1970ern. Der heutige Name für dieses Phänomen ist „Cancel Culture.“ Viel anders als damals ist die Lage aber nicht. Ist die Gefahr eines neuen Totalitarismus heute wirklich größer als damals?

Einen Menschen (ohne Vertragsbruch) zu kündigen ist Teil der Vertragsfreiheit, einen Menschen zu boykottieren ist Teil der Vereinigungsfreiheit, einen Menschen (durch Meinungsäußerungen) zu beschämen ist Teil der Meinungsfreiheit. Nichts davon ist totalitär. Ich lehne die Cancel Culture ab, weil ich sie für unangemessen halte – man kann mit Menschen mit konträren Ansichten interagieren, ohne sie alle „bekehren“ zu wollen oder sie zu beschämen. Respektvoller Dissens ist möglich, falls politische Ansichten (in Beruf, Familie, Freunden, etc.) überhaupt zum Thema werden. Aber die Leute, die die Cancel Culture für einen neuen Totalitarismus halten, sind auf dem Irrweg.

Cancel Culture existiert mit anderen Namen bei allen Gruppen und in allen Ländern der Welt. In den westlichen Ländern dominieren die Linken den öffentlichen Diskurs, deshalb ist die Cancel Culture überwiegend links. Wenn die Rechten den öffentlichen Diskurs dominieren würden, gäbe es eine rechte Cancel Culture. „Unpatriotisch“ wäre das neue „rassistisch“, und jeder, der sich „unpatriotisch“ äußern würde, würde gecancelt. Wenn Liberale den öffentlichen Diskurs dominieren würden (unmöglich, ich weiß), würde jeder, der für höhere Steuern ist, gecancelt werden. Es gibt keinen Weg, die Cancel Culture zu umgehen. (more…)

Corona-Lektionen (4): Die Festspiele der Systemkritiker

Mai 11, 2020
kl

Es ist mal wieder Zeit, unsere gesamte Lebensweise zu verdammen

Ich bin nicht überrascht, dass es so gekommen ist. Jede größere, kleinere oder auch gar keine Krise löst es aus: Die Kritik an „unserer Art zu leben.“ Zwar hat jede politische Ausrichtung ihre eigene ideologische Kritik an der Gesellschaft, aber in unserem polit-medialen Betrieb dominiert eindeutig die Systemkritik von Linken und Grünen. Von Bundestrainer Joachim Löw und Papst Franziskus bis zu herausragenden Intellektuellen wie Madonna und Robert DeNiro: Alle kritisieren unser System und fordern ein Umdenken.

Reine Profitgier und Hoffen auf ewiges Wachstum ohne Rücksicht auf Umweltzerstörung, wachsender Ungleichheit, schlechten Arbeitsbedingungen und Transgender-Rechten kann kein Modell für die Zukunft sein. Und aus irgendeinem Grund ist die Corona-Krise ein guter Moment, um noch offensiver mit dieser Kritik rauszurücken. Mir sind vor allem drei Kritikpunkte in Zeitungskommentaren, TV-Ausschnitten und Politiker-Reden aufgefallen:

– „Der Virus wurde nur möglich, weil der Mensch sich immer weiter in der Natur ausbreitet.
– „Die am schlechtesten vorbereiteten Länder haben alle eine neoliberale Wirtschafts- und Sozialpolitik.
– „Die Schutzmaßnahmen wurden durch die Ignoranz von rechtspopulistische Regierungen erschwert.

An diesen Punkten ist nicht wenig richtig. Sondern gar nichts. Im Folgenden werde ich auf die drei Punkte eingehen und erklären, warum die aktuellen Festspiele der links-grünen Systemkritiker völlig unbegründet sind.

1. „Der Virus wurde nur möglich, weil der Mensch sich immer weiter in der Natur ausbreitet.“

Das Argument: „Der Mensch rodet Wälder, zerstört die Lebensgrundlagen von unzähligen Tierarten und lässt sich in den zerstörten Gegenden nieder, indem er dort Agrarflächen errichtet. Tödliche Viren gehen von der Natur auf die Tiere und von dort auf Bauernhöfe und von dort auf Schlachthöfe und von dort auf menschliche Körper über, die anschließend eine Pandemie auslösen. Wenn der Mensch die Natur in Ruhe lassen würde, würden die Viren den Menschen erst gar nicht erreichen können.“

—— (more…)

Gegen Kollektivstrafen

Februar 29, 2020
Die DFB-Elf- auf dem Weg zum Titel 2012?

Hate Zeiten für den deutschen Fußball

In einer Gesellschaft, in der Rassismus, Sexismus und Homophobie konsequent verurteilt werden, kann es zum Paradoxon kommen, dass immer mehr Rassismus, Sexismus und Homophobie gesehen wird. Der Grund dafür ist, dass diese Fälle nun stärker beachtet werden. Trotzdem entsteht bei vielen der Eindruck, dass der Hass in der Gesellschaft außer Kontrolle ist. Wir erleben das gerade in den Fußballstadien. Immer mehr Spiele sind von Spielabbruch bedroht, weil die Fans hetzerische Botschaften ausrufen. Zuletzt handelte es sich überwiegend um rassistische Parolen gegen schwarze Spieler, an diesem Wochenende waren es Hassbotschaften auf Plakaten von linksextremen Fans gegen den Milliardär und Fußball-Mäzen Dietmar Hopp.

Hassbotschaften in Fußballstadien gibt es seit es Fußballstadien gibt. Man rief homophobe Parolen („Schiri, du schwule Sau!“), rassistische Parolen (Affenlaute, Bananenwürfe), Hassbotschaften gegen Mannschaften („Scheiß Bayern!“) oder Personen („Hurensohn!“). Neben den Parolen, die gerufen oder in Plakaten geschrieben wurden, waren auch das Werfen von Gegenständen beliebt, nicht nur Bananen (und hier nicht nur gegen schwarze Spieler, sondern z.B. auch gegen Oliver Kahn), so bekam Luis Figo von Barcelona-Fans einen Schweinekopf als Gast-Geschenk. All diese Dinge führten nicht zu Diskussionen über Spielabbrüchen. Erst jetzt, nach über 120 Jahren Fußball, beginnt man, den Hass in Fußballstadien zu bekämpfen.

Das ist grundsätzlich gut. Aber die Art und Weise hat einen hysterischen Charakter. Spielabbrüche gab es früher nur, wenn das Wetter das Weiterspielen unmöglich machte, die Spieler sich gegenseitig verprügelten oder das Stadion plötzlich von einem Terroranschlag bedroht war. Nun reichen Affenlaute oder ein Plakat. Ich verurteile diese Dinge aufs Schärfste, denn ich bin zu 100% für schwarze Fußballer und Milliardäre als Fußball-Investoren. Nur mit Weißen und „Traditionsvereinen“ wäre der Fußball für mich viel langweiliger. Dennoch sehe ich keinen Grund, deswegen ein laufendes Spiel abzubrechen. (more…)

Dreißig Jahre Jammern

November 11, 2019

Waren das bessere Zeiten?

Der Zustand der DDR 1989: Die Verschuldung des Landes ist höher als die gesamte eigene Wirtschaftsleistung. Der durchschnittliche Lohn ist niedriger als der Sozialhilfesatz in der BRD. Die Wohnungen verfallen, die Umweltverschmutzung erfordert viele gesundheitliche Opfer. Dann kommt der Mauerfall und 1990 die Auflösung der DDR und die Wiedervereinigung. Es folgt die Katastrophe: Die Treuhand kommt und zerstört die Wirtschaft Ostdeutschlands. So lautet jedenfalls die Version der DDR-Nostalgiker. Das Desaster Ostdeutschlands beginnt für sie erst 1990 mit der Treuhand. Ostdeutschland wurde nicht durch den Kommunismus in der DDR versenkt – sondern durch die Treuhand.

In regelmäßigen Umfragen wünscht sich ein Viertel der Ostdeutschen die DDR zurück. Mehr als die Hälfte der Ostdeutschen meint, die DDR sei „kein Unrechtsstaat“ gewesen. Diesem Phänomen kann man nicht mit Hinweisen wie den fehlenden freien Wahlen, der fehlenden Reisefreiheit und der fehlenden Meinungsfreiheit entgegentreten, die von den DDR-Nostalgikern mit Leichtigkeit gekontert werden (Was nützen freie Wahlen, wenn die Parteien alle Scheiße sind? Was nützt Reisefreiheit, wenn man als Hartz IV-Empfänger kein Geld für Urlaub hat? Was nützt Meinungsfreiheit, wenn die Meinung nicht gehört wird?). Der Grund für die DDR-Nostalgie ist die Verbitterung darüber, dass es Ostdeutschland nach 1990 nicht sofort wirtschaftlich genauso gut ging wie Westdeutschland. Dem kann man nichts entgegentreten.

Außer natürlich: Es ist völliger Wahnsinn, zu fordern, dass ein über 40 Jahre kommunistisch zerstörtes Land in Windeseile mit einer der stärksten Wirtschaftsnationen gleichzieht. Wenn man bedenkt, wo man angefangen hat, ist die Wiedervereinigung alles in allem eine Erfolgsgeschichte gewesen: Die Wirtschaftskraft Ostdeutschlands lag 1990 bei nur 43% der Wirtschaftskraft Westdeutschlands – mittlerweile hat sie 75% erreicht. Die Arbeitslosenrate von 6,4% würden die meisten europäischen Länder gerne haben. Aber die Verbitterung hält das nicht auf: Denn der Westen liegt noch immer vor dem Osten! Und schuld daran ist … die Treuhand und alles, was danach passiert ist. So die DDR-Nostalgiker. (more…)

Wie man Talkshows retten kann

September 5, 2019
63 Jahre Ausbeutung: Die ARD

Die selbsternannten Hüter der Demokratie

Immer wieder werden Talkshows dafür kritisiert, dass sie kaum echte Diskussionen zulassen. In der Tat enden Talkshows oft in emotionalem Geschrei, und selbst wenn nicht geschrien wird, sind falsche Anschuldigungen, die oft nicht mal was mit dem diskutierten Thema zu tun haben, an der Tagesordnung. Auch wenn viele das bestreiten, leiden Talkshows vor allem an einer Sache: Einer heftigen linksgrünen Voreingenommenheit („bias“ würde man in den USA sagen). Es werden sicher auch linke Gäste gelegentlich unfair behandelt, aber wenn ein AfD-Mann eingeladen ist, kann man meistens sicher sein, dass es unfair wird.

Der Grund dafür ist für mich klar: In den Talkshows werden Gäste, die nicht dem linksgrünen Mainstream entsprechen, entweder nicht eingeladen, oder nur mit dem Ziel, sie bloßzustellen. Das führt dazu, dass man in den Talkshows eine wichtige Sache vermisst, die dort selbstverständlich sein sollte: Meinungsvielfalt. Talkshows dienen dazu, die eigenen Ansichten über politische Andersdenkende zu verfestigen und nicht, die Meinungen von politisch Andersdenkenden aus ihrer Sicht zu hören. Man könnte das mit zwei kleinen Regeln ändern und damit echte Meinungsvielfalt in den Talkshows retten.

1. Keine Suggestiv-Fragen

Wenn ein AfD-Kandidat eingeladen wird, stellt man ihm Fragen, die nicht bereits ein Urteil beinhalten. Ein Beispiel dafür wäre: Anstatt zu fragen „Warum grenzen sie sich nicht genug von Rechtsextremen ab?“ fragt man „Finden sie, dass sie sich genug von Rechtsextremen abgrenzen?“ Der Gast erhält damit die Chance, seine eigene Sicht der Dinge zu zeigen, was normalerweise der Sinn einer politischen Diskussion sein sollte. Leider findet das derzeit kaum statt. Momentan fragt man AfD-Leute überspitzt gesagt „Lieber AfD-ler, warum sind sie ein so schlechter Mensch?“ anstatt „Lieber AfD-ler, wie ist ihre Sicht auf diesen Sachverhalt?“

Hier Beispiele für Fragen, bei denen man von suggestiv auf normal wechseln kann:

suggestiv: „Wenn sie für Europa sind, warum lehnen sie dann jeden pro-europäischen Vorschlag ab?“
normal: „Warum lehnen sie eine engere politische Union der EU-Länder ab?“

suggestiv: „Wenn sie die Rettungsmissionen im Mittelmeer ablehnen, sollen die Flüchtlinge dann einfach alle ertrinken?“
normal: „Wenn sie die Rettungsmissionen im Mittelmeer ablehnen, wie wollen sie dann mit den Booten im Mittelmeer umgehen?“ (more…)

Fake News gegen Rechts

Dezember 22, 2018
kl

Wahrheit oder Lüge?

Im September 1980 veröffentlichte die Washington Post-Journalistin Janet Cooke die Geschichte „Jimmys World“. Es handelte sich um die Geschichte eines 8-jährigen Jungen namens Jimmy, der in den Straßen von Washington lebte und heroinabhängig war. Der Bericht erregte viel Aufsehen und Cooke gewann den Pulitzer-Preis. Das Problem: Die ganze Geschichte war fabriziert. Als der Schwindel aufflog, musste Cooke ihren Preis zurückgeben und verlor ihre Stelle. Sie behauptete später, der hohe Druck bei der Zeitung hätte „ihr Urteilsvermögen korrumpiert.“ Der berühmte kolumbianische Schriftsteller Gabriel García Márquez kommentierte die Affäre süffisant: „Es war ungerecht, dass sie den Pulitzer-Preis gewonnen hat, aber auch ungerecht, dass sie nicht den Nobelpreis für Literatur gewonnen hat.“

Der Fall Claas Relotius hat eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Fall Cooke. Nur hat er eine größere Dimension. Es hat nicht nur eine größere Lüge gegeben, sondern ein ganzes System aus Lügen. Wie konnte es soweit kommen? Um einen anderen berühmten Schriftsteller zu zitieren, diesmal Solschenizyn: „Phantasie und Geistesstärke von Shakespeares Bösewichtern reichten nur bis zu einigen Dutzend Leichen. Weil sie keine Ideologie hatten.“ Auf die Fake News umgewandelt kann man sagen: Phantasie und Geistesstärke von Janet Cooke reichten für eine große fabrizierte Geschichte. Weil sie keine Ideologie hatte. In der Tat, das ist der Unterschied – Cooke log für ihre Aufmerksamkeit, Relotius für seine Ideologie.

Man muss sich nur ansehen, was Relotius fabriziert hat: Eine 99-jährige Überlebende der Widerstandsgruppe Weiße Rose, die von den USA aus besorgt ist über den Aufstieg der AfD; syrische Flüchtlingskinder, die von Angela Merkel träumen; eine Trump-wählende Kleinstadt, in der am Ortseingang ein Schild mit der Aufschrift „Mexikaner haut ab!“ steht. Es ist linke Ideologie in Reinform. Die AfD als neue Nazis, Merkel als Heldin der Entrechteten und Geknechteten der Welt, Trumps Amerika als Hort des Rassismus. Relotius ist fest davon überzeugt. Er ist ein Gesinnungstäter. Nur so konnte es zu seinem Lügen-Geflecht kommen: Um gegen die Ungerechtigkeit in der Welt zu kämpfen, reicht eine erfundene Geschichte nicht aus. (more…)

AKK rettet AfD

Dezember 8, 2018

Als Angela Merkel ihren Abtritt als CDU-Vorsitzende bekannt gab, dürfte das für viele AfD-ler eine Existenzkrise ausgelöst haben. Einige dachten vielleicht an Selbstauflösung, da mit Merkels Abtritt ihre Mission erfüllt sei. Aber nun haben sich diese Ängste erledigt: Die AfD hat eine Zukunft. Auf Merkel folgt keine Erneuerung, sondern der Merkel-Klon Annegret Kramp-Karrenbauer. AKK hat die AfD gerettet und ihr den Weg geebnet, eine Volkspartei zu werden.

Das Logo der Alternative für Deutschland

Replacement und Migrationspakt

November 19, 2018

Wie die Identitären Europas Zukunft sehen

Oft geschieht es, dass Menschen sich gewisse Vorgänge nicht anders erklären, als einen großen Plan dahinter zu vermuten. Hinter den Kriegen und Umwälzungen im Nahen Osten steckt ein zionistischer Geheimplan zur Erlangung der Vorherrschaft in der Region. Hinter der Finanzkrise steckt ein neoliberaler Plan der Eliten, um die Reichen noch reicher zu machen. Hinter dem Brexit und dem Wahlsieg Trumps steckt eine Fake News-Kampagne russischer Hacker und Facebooks Algorithmus. Jede politische Ausrichtung hat seine eigenen Theorien über die angeblichen Zusammenhänge im Hintergrund. Nun gibt es eine weitere Verschwörungstheorie, die von einem Plan im Hintergrund ausgeht: Hinter der Flüchtlingskrise steckt ein internationaler Geheimplan zur Durchmischung oder gar Ersetzung der weißen Rasse in Europa.

Die „Beweise“ dafür ähneln denen der anderen Theorien aus den anderen politischen Ausrichtungen. Man nimmt echte oder gefälschte Zitate von Politikern und Meinungsmachern und interpretiert sie in ihre Verschwörungstheorie hinein. Ein Beispiel dafür ist der angeblich von Jürgen Trittin stammende Satz „Deutschland verschwindet jeden Tag immer mehr, und das finde ich einfach großartig“, gegen den dieser rechtlich vorgeht. Wolfgang Schäubles Satz, wonach Abschottung Europa „in Inzucht degenerieren ließe“, ist zwar echt, ist aber lediglich auf Dummheit zurückzuführen und nicht auf der Offenlegung eines teuflischen Plans. Eine größere Rolle als Zitate spielen offizielle politische Vereinbarungen. Zwei Dokumente sind dazu entscheidend: Ein UN-Dokument aus dem Jahr 2000, indem Einwanderung als mögliches „Replacement“ für die alternde Bevölkerung in Europa diskutiert wird, und der aktuell heiß diskutierte Migrationspakt der UN.

Was „prüfen“ beide Dokumente? Um es kurz zu sagen: Gar nichts. Der englische Begriff „Replacement“ steht für „Ersatz“, „Austausch“, „Umtausch“ und einige andere mögliche Übersetzungen. Im Kontext des Themas Überalterung der europäischen Bevölkerungen bedeutet das: Die europäische Bevölkerung wird kleiner werden – und irgendwie müssen die dadurch weniger gewordenen Menschen „ersetzt“ werden. Mehr nicht. Einwanderung wird im UN-Dokument also nur als eine Möglichkeit angesehen, um diese „Ersetzung“ zu bewerkstelligen. Aber weder wird ein politisches Programm gefordert, noch wird irgendwas von der Überlegenheit einer Rasse genannt, die eine andere verdrängen soll. Es ist ein Vorschlag aus rein demografischen Gründen, keine Forderung nach einer rassischen Säuberung. (more…)

Der sanfte Duft des Wahrheitsministeriums

Oktober 20, 2018

Angela Merkel fordert finanzielle Strafen für Parteien, die „Desinformationen“ verbreiten:

„Wenn Mitte Mai sechs Prozent der Weltbevölkerung zur Wahl aufgerufen seien, müsse die EU gerüstet sein, erklärte Merkel. Datenmissbrauch, Hackerangriffe und gezielte Desinformationskampagnen hätten in der Vergangenheit gezeigt, wie leicht Wahlen beeinflusst werden könnten. Im Sinne einer „wehrhaften Demokratie“ sollten auf dem EU-Gipfel deshalb auch finanzielle Strafen für Parteien beschlossen werden, die im Wahlkampf gezielt Desinformationen einsetzen.

„Fühlt sich da jemand angesprochen?“, fragte Merkel mit deutlichem Blick zu ihrer Rechten, wo im Bundestag die AfD sitzt.“

Was könnte da nur schiefgehen?